Hamburg. Ver.di ruft erneut Bodenpersonal zur Arbeitsniederlegung auf. Konzern spricht von einer Eskalation und arbeitet an Sonderflugplan.
Die Abstände zwischen den Warnstreiks im Lufthansa-Konzern werden immer kürzer. Erst am vergangenen Freitag hatte gegen Mitternacht der dreitägige Ausstand in den passagierfernen Bereichen beim Bodenpersonal wie zum Beispiel beim Hamburger Unternehmen Lufthansa Technik geendet. Am Sonnabend hatte es einen Arbeitsausstand bei Lufthansa Cargo gegeben. Nun ruft die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di in der Tarifauseinandersetzung für die 20.000 bis 25.000 Beschäftigten zum nächsten und insgesamt fünften Warnstreik auf – und dieses Mal wird es wieder Fluggäste treffen.
In den passagiernahen Bereichen solle von Donnerstag ab 4 Uhr bis zum Sonnabend um 7.10 Uhr die Arbeit niedergelegt werden, teilte Ver.di am Montag mit. Für die anderen Bereiche wie Fracht oder Technik sollen abweichende Zeiten gelten.
Flughafen Hamburg: neuer Warnstreik – Dutzende Lufthansa-Flüge fallen schon aus
Lufthansa fliegt von Fuhlsbüttel aus nach München und Frankfurt. Am Donnerstag und Freitag sind je 24 Starts nach und Landungen aus München vorgesehen. Auf der Frankfurt-Verbindung sind an beiden Tagen jeweils 23 Abflüge und Ankünfte geplant. Auf der Homepage des Flughafens Hamburg wurden am Dienstagvormittag die ersten gestrichenen Verbindungen aufgelistet.
Nach Frankfurt fallen nach aktuellem Stand am Donnerstag zehn Abflüge aus, nach München sieben. Bei den Ankünften werden bisher neun aus Frankfurt als gestrichen markiert, für den Freitag standen nur noch die Landungen um 14.05 und 19.05 Uhr im Flugplan. Bei den Ankünften aus München fallen am Donnerstag sieben Verbindungen aus, am Freitag waren nur noch sechs Landungen aufgelistet. Allerdings sind weitere Veränderungen möglich.
Deutsche Bahn fällt großteils als alternatives Transportmittel aus
Anders als sonst fällt die Bahn als alternatives Transportmittel zumindest zum Teil wohl aus: Die Gewerkschaft GDL hat von Donnerstag um 2 Uhr bis Freitag um 13 Uhr zu einem 35-stündigen Streik aufgerufen.
Ver.di hatte im Tarifkonflikt für das Lufthansa-Bodenpersonal bereits zweimal das Passagiergeschäft getroffen. Am 7. Februar wurde ganztägig gestreikt, am 20. Februar für 27 Stunden. Die meisten Flüge fielen damals aus, die Airline versuchte, zehn bis 20 Prozent der Flüge stattfinden zu lassen.
Warnstreik könnte laut Lufthansa mehr als 200.000 Fluggäste treffen
Auch dieses Mal dürften die Auswirkungen wieder stark sein. „Ver.di trifft mit diesem Streik mehr als 200.000 Fluggäste“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Man arbeite aber an einem Sonderflugplan. Wie der aussieht, ist derzeit unklar. Offen ließ der Sprecher auch, wann der Flugbetrieb am Sonnabend wieder regulär laufen kann.
Am Sonnabend sollen am Flughafen Hamburg um 6.20 Uhr, 7.50 Uhr und 9.20 Maschinen nach München abheben sowie um 6 Uhr, 7.30 Uhr, 8.30 Uhr und 10 Uhr nach Frankfurt. Die ersten Landungen sind aus München um 8.35 Uhr und 10.45 Uhr vorgesehen, aus Frankfurt um 7.35 Uhr, 9.05 Uhr, 10.05 Uhr und 11.05 Uhr. Unterm Strich könnten in Fuhlsbüttel also rund 100 Flüge ausfallen.
Die Lufthansa-Schwester Eurowings, die ab Hamburg der zweite Anbieter auf der München-Strecke ist, erklärte, vom Warnstreik nicht betroffen zu sein. Man gehe davon aus, das „Flugprogramm wie geplant in vollem Umfang durchzuführen. Nicht auszuschließen ist, dass es infolge der Streikmaßnahmen vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten im Betriebsablauf kommen kann“, sagte ein Sprecher. Eurowings fliegt am Donnerstag und Freitag je dreimal von Hamburg nach München und retour.
Lufthansa-Vorstand kritisiert das Ver.di-Vorgehen als gezielte Eskalation
„Es wird immer deutlicher, dass Ver.di statt einer Lösung dieses Tarifkonflikts gezielt die Eskalation sucht – es wird weitaus mehr gestreikt als verhandelt“, sagte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann. Das Angebot habe man mehrfach nachgebessert und liege oberhalb des von Ver.di erreichten Abschlusses für den öffentlichen Dienst. Es habe erst zwei echte Verhandlungstermine gegeben, und der vom Konzern für diesen Montag angebotene Termin werde mit dem Streikaufruf offensichtlich ausgeschlagen.
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Man sei vor dem für den 13. März geplanten nächsten Zusammentreffen bereit zu Gesprächen, so die Gewerkschaft. Voraussetzung dafür sei jedoch ein vorab übermitteltes, besseres Angebot der Arbeitgeber. Ver.di fordert 12,5 Prozent mehr Lohn für ein Jahr, die Lufthansa bietet bisher etwa zehn Prozent für 28 Monate. Bei der Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro pro Beschäftigtem herrschte zuletzt weitgehend Einigkeit.
Ver.di-Verhandlungsführer bedauert Auswirkungen für Passagiere
„Es ist niemandem vermittelbar, dass dieser Konzern diese Woche ein Rekordjahresergebnis verkünden wird, die Boni für Vorstände ordentlich anhebt und Beschäftigte am Boden mit Stundenlöhnen von teils 13 Euro nicht einmal mehr wissen, wie sie in den teuersten Städten Deutschlands über die Runden kommen sollen“, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Am Donnerstag wird der Kranich-Konzern seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen.
Es sei bedauerlich, dass Lufthansa „wieder einmal enttäuschte Passagiere in Kauf nimmt“, weil der Konzern die Verhandlungsaufforderung der Gewerkschaft ignoriere, so Reschinsky.
Lufthansa-Technik-Vorstand: Ver.di beginnt, Unternehmen „nachhaltig zu schädigen“
Laut Lufthansa Technik sei die Streikbeteiligung beim letzten dreitägigen Ausstand Ende vergangener Woche schon deutlich geringer gewesen als an den ersten beiden Aktionstagen. Nichtsdestotrotz habe es massive Auswirkungen auf den Betrieb gegeben, deren wirtschaftlichen Schaden man aber noch nicht beziffern könne.
Vorstandsmitglied Harald Gloy zeigte sich verärgert über den neuerlichen Warnstreikaufruf kurz nach dem Ende des vorherigen Ausstandes. „Das ist unverhältnismäßig und einseitig stark eskalierend“, sagte Gloy, der zudem Arbeitsdirektor bei Lufthansa Technik ist. „Die Gewerkschaft Ver.di beginnt nun, unser Unternehmen nachhaltig zu schädigen. Das gefährdet nicht zuletzt die berufliche Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lufthansa Technik.“ Man sei aber weiter verhandlungs- und kompromissbereit.