Hamburg. Die Beschäftigten auf Finkenwerder sind eine begehrte Zielgruppe für Makler. Alles über Wohnangebote und Preise in der Nähe des Werkes.

Im vergangenen Jahr hat der Flugzeugbauer Airbus 1300 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Hamburg neu eingestellt. Zwar werden sich nicht alle neu in der Hansestadt angesiedelt haben, aber die insgesamt rund 16.000 Beschäftigten in Hamburg sind für Hamburgs Makler eine wichtige Zielgruppe, denn sie suchen Immobilien – zum Kauf oder zur Miete. Wo finden sie bevorzugt ihren Wohnraum und wie viel müssen sie dafür ausgeben?

„Wir haben sehr viele Kunden von Airbus, die nach Immobilien suchen“, sagt Oliver Wiechern, Leiter der Immobilienshops von Grossmann & Berger in Buxtehude und Harburg. Wenn man Makler südlich der Elbe auf die Zielgruppe Airbus-Mitarbeiter anspricht, dann wird klar, dass sie gern gesehene Kunden sind, weil sie gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze haben.

Airbus: Günstige ÖPNV-Anbindung vom Werk ins Alte Land

Zwar verweist ein Sprecher von Airbus darauf, dass die Beschäftigten aus dem gesamten HVV-Einzugsgebiet nach Finkenwerder kommen. Denn auch aus dem Norden gibt es gute Bahn- und Busverbindungen zum Fähranleger Teufelsbrück. Doch wer die Elbe nicht queren möchte, lässt sich lieber auf der anderen Elbseite nieder. Allein im Landkreis Stade sorgen fünf Buslinien für eine direkte Anbindung an das Airbus-Werk. Insgesamt sind rund 30 Orte im Landkreis Stade von Buxtehude über Jork, Grünendeich, Stade bis nach Fredenbeck und Harsefeld mit dem Airbus-Werk verbunden.

Ein großes Gebiet für die Immobiliensuche. „Obwohl auch Parkplätze in großer Zahl zur Verfügung stehen, sollen die Mitarbeiter möglichst mit dem ÖPNV zur Arbeit kommen, um Umwelt und Nachbarschaft zu schonen“, wie ein Sprecher von Airbus sagt. „Gemeinsam mit dem HVV und dem KVG Stade konnten wir im Jahr 2023 das ÖPNV-Angebot aus dem südlichen Bereich im Kreis Stade optimieren, was zu einer Nutzungssteigerung von 33 Prozent führte.“ Weitere Buslinien aus dem Landkreis Harburg, etwa aus Buchholz oder Neu Wulmstorf, und aus Hamburg sorgen ebenfalls für eine direkte Anbindung an das Werk.

Airbus-Mitarbeiter: Familien bevorzugen städtische Lagen

„Für junge Familien ist bei der Immobiliensuche die Infrastruktur ganz wichtig. Da geht es um Kitas, Schulen, Ärzte, die Verbindung mit Schulbussen und wie gut der Turn- oder Fußballverein erreichbar ist“, sagt Makler Wiechern. „Deshalb werden von Airbus-Mitarbeitern eher städtische Lagen wie Finkenwerder, Harburg, Buxtehude und Stade bevorzugt.“

Allerdings ist das Immobilienangebot an Einfamilienhäusern, wozu auch Doppel- und Reihenhäuser zählen, in Finkenwerder überschaubar. Auf ImmoScout24 gibt es nur fünf Angebote, darunter einen 120 Quadratmeter großen Neubau für 750.000 Euro. „Finkenwerder ist eben ein sehr kleiner Markt“, sagt David Groneberg von Steinhaus-Immobilien. Es gibt zwar die typischen Kapitänshäuser in Finkenwerder. „Aber die Wohnflächen sind überschaubar, und die Objekte haben in der Regel Sanierungsbedarf“, sagt Groneberg.

Sanierte Häuser im Alten Land ab 3300 Euro je Quadratmeter Wohnfläche

„Viele suchen auch in der weiteren Umgebung südlich der Elbe oder weichen auf die andere Elbseite aus, vor allem, wenn eine Wohnung gemietet werden soll“, sagt Groneberg. „Dort kommen häufiger Menschen zusammen, die sich in Hamburg neu niederlassen.“

Ob Finkenwerder, Jork, Buxtehude, Stade oder auch Harburg: „Wer hier nach einem Einfamilienhaus oder auch Reihenhaus sucht, das älter als 20 Jahre, aber schon energetisch saniert ist, der muss mit Preisen von 3300 bis 4000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche rechnen“, sagt Wiechern.

Sehr günstige Häuser sind weit entfernt vom Airbus-Werk

Um welche Objekte es dabei geht, zeigt zum Beispiel eine Doppelhaushälfte in Buchholz, die bereits von 415.000 auf 395.000 Euro im Angebotspreis reduziert wurde. Das Haus hat 110 Quadratmeter Wohnfläche und ist aus dem Jahr 1992, mit einer 2020 erneuerten Gasheizung.

„Nur wenn man sich von diesen zentralen Lagen noch einmal 20 bis 30 Kilometer entfernt, wird es deutlich günstiger, aber die Arbeitswege für die Airbus-Mitarbeiter werden eben auch länger“, sagt der Makler. „Dann sprechen wir von Quadratmeterpreisen von rund 2500 Euro für ein Einfamilienhaus. Zum Teil geht es in diesen Lagen, wie etwa Drochtersen, aber auch um ganz andere Objekte, wie ältere Bauernhöfe, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.“

In Jork stehen rund 40 Häuser zum Verkauf

Die Immobilienpreise für Einfamilienhäuser aus dem Bestand sind im letzten Jahr auch in dieser Region zwischen Finkenwerder und Stade gefallen. Das Immobilienportal ImmoScout24 beziffert die Rückgänge zwischen sechs Prozent (Beispiele: Stade, Jork, Grünendeich, Harsefeld) und elf Prozent (Beispiele: Heimfeld, Neugraben-Fischbek, Neuenfelde, Cranz, Finkenwerder).

Die meisten Angebote an Einfamilienhäusern gibt es in den größeren Orten. In Jork werden laut ImmoScout24 rund 40 Häuser mit Grundstücken zwischen 500 und 1000 Quadratmetern angeboten. Darunter gibt es auch Häuser für weniger als 400.000 Euro. Das muss nicht unbedingt auf einen Renovierungsstau hindeuten, wie eine Doppelhaushälfte mit rund 120 Quadratmetern Wohnfläche aus dem Jahr 1980 mit modernem Bad zeigt. Die Energieeffizienzklasse C mit einem Energieverbrauch von 78 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr ist gut.

Größtes Häuserangebot in Hamburg-Neugraben und Umgebung

In Stade stehen 19 Häuser zum Verkauf, in Harsefeld 12, in Buxtehude 27 und in Buchholz 41. Die meisten Angebote (85) an Einfamilienhäusern gibt es in Hamburg-Neugraben und Umgebung. Allerdings träumen hier viele Verkäufer noch von Quadratmeterpreisen von knapp 5000 Euro für Objekte aus den 1970er- und 1980er-Jahren. „In der Regel kann man von den Angebotspreisen bei den älteren Objekten noch einmal 20 Prozent abziehen“, sagt die Hamburger Maklerin Martina Brühl.

In Buxtehude gibt es schon Häuser ab 200.000 Euro, die dann aber saniert und nach Möglichkeit auch erweitert werden müssen, weil die Wohnfläche meist gerade nur 100 Quadratmeter beträgt. In einer ruhigen Seitenstraße gelegen hat ein solch kleines, älteres Haus schon eine Dämmung erhalten und wurde innen modernisiert. Nun soll es für 473.000 Euro seit längerer Zeit verkauft werden. Mit einer Ölheizung und nur 110 Quadratmetern Wohnfläche dürfte das schwierig werden.

Airbus-Beschäftigte sind bei Banken gern gesehene Kunden

Gerade bei Häusern mit Sanierungsbedarf haben die Käufer einen großen Verhandlungsspielraum. Airbus-Mitarbeiter können dabei dezent noch zusätzlichen Druck ausüben, denn gegenwärtig scheitern viele Verkäufe daran, dass die Käufer keine Finanzierung von der Bank bekommen. „Doch Airbus-Mitarbeiter sind bei den Banken gern gesehene Kreditkunden“, sagt Wiechern. Besonders beliebt sei, wenn beide Partner bei Airbus arbeiten.

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Wer sich mit den Problemen eines Bestandsobjektes nicht herumschlagen will, hat es schwerer, denn Neubauten finden sich nur noch vereinzelt, etwa eine neue Doppelhaushälfte in Mittelnkirchen, unweit von Jork, für 545.000 Euro. „Das Problem ist, dass Neubauprojekte wegen der hohen Kosten und der gestiegenen Zinsen momentan meist nicht mehr angefangen werden“, sagt Wiechern von Grossmann & Berger. „Bei Eigentumswohnungen kommt man südlich der Elbe auf Quadratmeterpreise von 6000 Euro. Dafür lassen sich Neubauwohnungen so gut wie nicht rentabel verkaufen.“

Mietwohnungen kosten zwischen 11 und 12 Euro pro Quadratmeter

Ohnehin ist es in dieser Region schwieriger, eine Eigentumswohnung im Vergleich zu einem Haus zu finden. Die Angebote sind meist auf Städte wie Buxtehude konzentriert. Hier finden sich 27 Eigentumswohnungen als Verkaufsangebote, darunter ein Penthouse für 700.000 Euro bei nur 120 Quadratmetern Wohnfläche. Es geht aber auch günstiger: Für knapp 400.000 Euro wird eine 100 Quadratmeter große Wohnung aus dem Baujahr 1998 mit akzeptabler Energieeffizienzklasse (C) angeboten.

Wer beim Immobilienkauf lieber noch abwarten möchte, kann südlich der Elbe eine Wohnung mieten. „Da, wo gekauft werden kann, also von Finkenwerder bis Stade, ist auch überall Wohnen zur Miete möglich“, sagt Wiechern. Interessenten müssen mit Mietpreisen von 11 bis 12 Euro pro Quadratmeter für Bestandsobjekte rechnen.

Airbus: Top-Angestellte bevorzugen bei der Wohnungssuche die andere Elbseite

Wer bei Airbus in der Produktion die Kurz- und Mittelstreckenjets der A320-Familie endmontiert und Rumpfsegmente auch für die Langstreckenmodelle produziert, wird seine Immobiliensuche eher auf den südlichen Teil konzentrieren, weil dort die Preise günstiger sind.

Das trifft aber nicht für alle Airbus-Mitarbeiter zu, weiß Maklerin Martina Brühl. Sie kümmert sich um höhere Angestellte oder Mitarbeiter, die nur auf Zeit nach Hamburg kommen. „Man kann auch in Schenefeld oder Blankenese wohnen und ist wegen der guten Anbindung über die Elbe dennoch schnell bei Airbus“, sagt sie. „Wer nur auf Zeit und allein nach Hamburg kommt, bevorzugt möbliertes Wohnen zur Miete.“

Für Eigentum muss auf der anderen Elbseite tief in die Tasche gegriffen werden. „Bei Häusern sind gute Objekte nicht unter einer Million Euro zu bekommen“, sagt Brühl. Zwar haben die Angebotspreise auch zwischen Blankenese und Altona nach ImmoScout24 innerhalb eines Jahres um zehn Prozent nachgegeben, aber für einen Quadratmeter Wohnfläche werden zwischen 9827 Euro (Othmarschen) und 6352 (Bahrenfeld) verlangt. Eigentumswohnungen sind etwa 2000 Euro günstiger. Diese Preise können sich auch die meisten Airbus-Mitarbeiter nicht leisten.