Hamburg. Wie kommen Hochschulabsolventen an die begehrten Jobs? Zählt der Ruf der Uni? Wie wichtig sind Praktika? Was ist ein Master wert?
Sie sind eine der größten Gruppen junger Hochschulabsolventen in Deutschland: die Studenten der Betriebswirtschaftslehre, kurz BWLer genannt. Nicht wenige träumen von Vorstandsposten, besonders hohen Gehältern und spannenden Aufgaben in der Wirtschaft. Um diese Ziele zu erreichen, versuchen sie an aus ihrer Sicht besonders guten Universitäten zu studieren, viele Praktika zu absolvieren – und nicht wenige von ihnen wollen unbedingt einen Masterabschluss machen, weil sie sich so bessere Jobs als mit einem Bachelor erhoffen. Aber ist das wirklich so?
Das Abendblatt machte eine kleine Stichprobe bei großen Hamburger Unternehmen. Viele von ihnen zeigten sich bei der Beantwortung der gestellten Fragen verschlossen. Doch einige bekannte Unternehmen gaben einen Einblick in ihre Bewerberauswahl bei jungen BWLern. Fest steht: Der Bedarf an Betriebswirten ist vorhanden, mal ist er größer, mal kleiner.
Junge BWLer auf Jobsuche in Hamburg: Was Otto, Lufthansa Technik und Co. erwarten
So schreibt Lufthansa Technik auf die Frage, ob junge BWLer gesucht würden: „Wir suchen immer wieder neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Profilen, die auch für Absolventinnen und Absolventen der BWL interessant sind. Hierbei stehen für uns die individuellen Kompetenzen sowie bereits erworbenen praktischen Kenntnisse im Vordergrund.“ Vom Versandhändler Otto heißt es auf die Frage nach freien Stellen für diese Zielgruppe: Man habe aktuell im Onlienportal 20 Vakanzen. Die Reederei Hapag-Lloyd vermeldet „in der Regel“ zehn bis 15 freie Stellen und ergänzt: „Grundsätzlich sind Talente in allen Bereichen gefragt und auch Quereinstiege möglich.“
Geht es um die Universität, an der die jungen BWLer studiert haben, so spielt der Name der Hochschule bei den Personalverantwortlichen offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle. „Uns kommt es im Bewerbungsgespräch vor allem auf die individuellen Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber und den Menschen hinter dem Lebenslauf an. Welche Universität besucht wurde, ist hier zweitrangig“, schreibt Lufthansa Technik.
Wie wichtig ist der Ruf der Universität für die Hamburger Konzerne?
Und Hapag-Lloyd meint: „Grundsätzlich stehen wir allen Universitäten neutral gegenüber und freuen uns über Bewerbungen von überall – sowohl national als auch international.“ Die Reederei am Ballindamm ergänzt jedoch: „Aufgrund unseres Standorts sind wir natürlich eng mit Hochschulen und Universitäten aus der Hamburger Umgebung vernetzt, so zum Beispiel mit der Kühne Universität, Leuphana Universität, TUHH, HAW oder Bucerius Law School.“
Bei Otto sieht es ähnlich wie bei Hapag-Lloyd aus. Es spiele „keine Rolle“ auf welcher Universität der Bewerber war, heißt es. Und weiter: „Wir rekrutieren eher regional und haben sehr gute Kontakte zu regionalen Universitäten und zu Unis/Fachhochschulen mit IT-Schwerpunkt.“ Aber man bekomme auch Bewerbungen von Universitäten wie Mannheim oder Münster, die in bekannten Hochschulrankings meist vorne mit dabei sind. Alle Konzerne verweisen darauf, dass IT-Wissen von Vorteil sei.
Sind Praktika ein Türöffner für Top-Jobs in der Wirtschaft?
Wichtiger als der Name der Uni ist den Unternehmen offensichtlich die Berufserfahrung neben dem Studium. „Was immer wieder hilft, sind erste praktische Erfahrungen durch Praktika und Co.“, heißt es von Lufthansa Technik. Hapag-Lloyd äußert sich ähnlich: „Praktika oder vorangegangene Werkstudentenjobs sind immer gerne gesehen, da sie neben der Theorie auch Einblicke in das Berufsleben ermöglichen.“ Und Otto teilt mit: „Praktika oder sonstige Nebentätigkeiten zum Studium sind sehr relevant und interessant für uns. Gerne schon frühzeitig damit beginnen, nicht erst zum Ende des Studiums.“
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Ein BWL-Masterabschluss, der in der Regel zwei Jahre länger dauert als ein Bachelor lohnt sich zumindest zu Berufsbeginn nicht immer. Lufthansa Technik macht das erste Gehalt eher von „weiteren Qualifikationen“ der Bewerber abhängig. Otto spricht von einem „etwas höheren Einstiegsgehalt“ für Master-Studenten und auch Hapag-Lloyd teilt mit, es gebe zwar Gehaltsunterschiede, „aber keine großen“ zwischen Master- und Bachelor-Absolventen. Genaue Höhen der Einstiegsgehälter nennt keines der Unternehmen. Stattdessen wird unter anderem von „individuellen“ Vereinbarungen mit dem jeweiligen Bewerber gesprochen.
Alle Unternehmen verweisen zudem darauf, dass sie selbst Traineeprogramme, Praktika, Werkstudentenjobs oder sogar duale Studiengänge anbieten. Europas größte Optikerkette beantwortet den umfangreichen Fragebogen zu BWL-Absolventen dann auch kurz und knapp: „Bei Fielmann besetzen wir unsere Absolventenstellen mit unseren eigenen dual Studierenden, die dieses Jahr fertig werden.“