Hamburg. Deutsche Confiserie Gruppe war nach erster Insolvenz mit neuem Konzept gestartet. Auch eine Unternehmensanleihe wurde angeboten.

Es ist eine Vollbremsung mitten im Neustart: Gerade mal zwei Monate ist es her, dass der Chef des Süßwaren-Riesen Deutsche Confiserie Gruppe, Patrick G. Weber, im Abendblatt ein groß angelegtes Modernisierungsprogramm für die Tochterfirmen Arko, Hussel und J. Eilles verkündet hat. Der Plan: Die insgesamt mehr als 200 Geschäfte sollen umgebaut, unter dem einheitlichen Namen Hussel als Confiserie-Läden geführt und das Sortiment, dabei vor allem die Kaffeemarke neu aufgestellt werden. Ein Millionenprojekt, zwei Jahre nach dem Ende eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie und in wirtschaftlich äußerst schwierigen Zeiten.

Ob die ehrgeizigen Pläne umgesetzt werden können, ist allerdings gerade äußerst fraglich. Für die Arko GmbH, die Hussel GmbH und die J. Eilles GmbH & Co. KG wurden am vergangenen Freitag Insolvenzverfahren eröffnet. Zuständig ist das Amtsgericht Norderstedt, da alle drei Unternehmen ihren Firmensitz im schleswig-holsteinischen Wahlstedt haben. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Fachanwalt Dietmar Penzlin von der Hamburg Kanzlei SJPP Schmidt-Jorzig Petersen Penzlin bestellt.

Insolvenz bei Arko und Hussel: 15 Läden in Hamburg betroffen

Betroffen sind 1200 Beschäftigte in 224 Filialen der führenden deutschen Confiserie-Kette, die Schokoladen, Pralinen, Gebäck & Co anbietet. In Hamburg betreibt die Gruppe aktuell 15 Läden. Alle Standorte öffnen den Angaben zufolge weiterhin wie gewohnt. Die Mitarbeiter sollten Anfang dieser Woche bei einer Betriebsversammlung informiert werden. Ihre Gehälter sind durch das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur für drei Monate gesichert. Auch Rundschreiben an Kunden und Lieferanten seien in Vorbereitung, erklärte Insolvenzverwalter Penzlin. Für ihn geht es mutmaßlich auch darum, das wichtige Ostergeschäft zu sichern.

Zu den Gründen für die erneute Überschuldung und Zahlungsfähigkeit äußerte er sich wie folgt: „Nachdem die Unternehmen im Jahr 2021 erfolgreich Schutzschirmverfahren durchlaufen hatten, haben verschiedene makroökonomische Effekte Ende 2023 die erreichten Stabilisierungserfolge wieder neutralisiert.“ Da eine weitere Finanzierung der außergerichtlichen Restrukturierung nicht darstellbar gewesen sei, werde nun der Abschluss der Sanierung im Insolvenzverfahren angestrebt. Ob das auch Filialschließungen beinhaltet, sagte er nicht.

Hussel und Arko: Investorenprozess kurz vor dem Start

Klar ist: Das Unternehmen braucht dringend frisches Geld. Penzlin sucht möglichst kurzfristig einen oder mehrere Investoren für Arko, Hussel und das Filialgeschäft von J. Eilles, das die Gesellschaft in Lizenz für die J.J. Daboven betreibt. Schon in den nächsten Wochen soll ein entsprechendes Prospekt an potenzielle Interessenten verschickt werden. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist zum 1. April geplant. Erst dann können auch die Gläubiger ihre Forderungen anmelden.

Geschäftsführer Weber reagierte am Montag nicht auf eine Abendblatt-Anfrage. Er ist seit 2014 im Unternehmen. Kurz zuvor war Paul Morzynski, ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater aus Hannover, bei der damals wirtschaftlich angeschlagenen Süßwarenfirma Arko eingestiegen. Das Unternehmen war 1948 von Cuno Rothfos aus der Hamburger Kaffeedynastie Rothfos gegründet worden und ist vor allem im Norden Deutschlands vertreten.

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Nach der Lizenzübernahme von 16 Eilles-Geschäften von J.J. Darboven im Gegenzug zur Übernahme der Arko-Kaffeerösterei im Jahr 2016 und dem Kauf von Hussel im Jahr 2018 war die Deutsche Confiserie Gruppe entstanden. Als der Fachhändler 2021 im Zuge der Corona-Pandemie vor der Insolvenz stand, hatte Mehrheitseigner Morzynski frisches Geld nachgeschossen und damit die Sanierung ermöglicht. Offenbar war er jetzt nicht noch mal bereit, weitere Mittel zu investieren.

Hier leuchtet das Logo der Firma Arko noch am Eingang einer Filiale in Hamburg. Nach den Plänen soll der Name zugunsten der Marke Hussel verschwinden.
Hier leuchtet das Logo der Firma Arko noch am Eingang einer Filiale in Hamburg. Nach den Plänen soll der Name zugunsten der Marke Hussel verschwinden. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

In den vergangenen Jahren sind nach Angaben von Geschäftsführer Weber bereits 100 Filialen der Gruppe geschlossen worden, 68 davon im Zuge des ersten Insolvenzverfahrens. In Hamburg ist unter anderem die Filiale im Bahnhof Altona dicht. Neben dem Filialgeschäft in Deutschland und Österreich betreibt das Unternehmen 3500 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel. Das Angebot umfasst 1000 verschiedene Artikel, davon 500 im Basissortiment.

Mit dem Modernisierungsprogramm wollten Geschäftsführer Weber und Inhaber Morzynski ein Signal für die Zukunft setzen. Allerdings hatte die Gruppe auch in den Jahren nach dem Ende des ersten Insolvenzverfahrens 2022 und 2023 bei einem stabilen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro unter dem Strich rote Zahlen geschrieben.

Insolvenz bei Arko und Hussel: Sind die Unternehmensanleihen verloren?

Ende vergangenen Jahres hatte die Deutsche Confiserie Gruppe eine Unternehmensanleihe mit einem Zinssatz von sieben Prozent und einer Laufzeit bis 2026 angeboten. Gezeichnet werden konnten Anleihen ab 250 Euro. Bis Ostern sollten auf diesem Weg acht Millionen Euro zusammenkommen. Laut Weber waren schon in den ersten sieben Tagen 30.000 Euro gezeichnet worden, größtenteils von Stammkunden.

Jetzt ist unklar, ob diese und weitere private Geldgeber ihr Geld wiedersehen. Der Insolvenzverwalter machte dazu keine Angaben. Möglicherweise haben sie zumindest von der sogenannten „süßen Verzinsung“ profitiert, die Einkaufskaufscheine und Rabatte versprochen hatte.