Hamburg. Die Deutsche Confiserie Gruppe startet nach der Insolvenz mit neuem Konzept. Und Anleger können Sieben-Prozent-Anleihe zeichnen.
Es ist ein besonders feiner Geruch. Auch am frühen Vormittag strömen an diesem Dezembertag die Menschen durch die offenen Glastüren der Confiserie Hussel im Rahlstedt Center. Gleich am Eingang sind Trüffelsterne mit Eierlikör ausgestellt, dahinter Lumumba-Schokoladentassen. Es duftet nach dieser einzigartigen Mischung aus Schokolade und Kaffee, und auch nach Weihnachtsvorfreude. Eine ältere Dame lässt den Blick noch über den offenen Pralinentresen schweifen. Da liegen auch bekannte Klassiker wie Zartbitter-Rumtrüffel oder welche mit Bourbon-Vanille. Eine andere Kundin sammelt schon ihre Lieblingssorten in ein Cellophantütchen.
„Das ist neu. Bis zum Umbau haben wir hier im Laden lose Pralinen nur aus der Bedientheke verkauft“, sagt Patrick G. Weber, Geschäftsführer der Deutschen Confiserie Gruppe (DCG). Früher hieß das Süßwarengeschäft auch noch Arko. Die Namensänderung ist Teil eines Modernisierungsprogramms in den bundesweit knapp 300 Standorten der Deutschen Confiserie Gruppe. Und es ist für das Unternehmen, zu dem die auf Süßwaren, Kaffee und Tee spezialisierten Marken Hussel, Arko und Eilles (in Lizenz) gehören, ein Signal für den Neustart nach dem Ende des Insolvenzverfahrens vor zwei Jahren.
Aus Arko wird Hussel: Filiale im Rahlstedt Center ist einer der ersten umgebauten Läden
„In Zukunft sollen alle Läden unter dem Namen Hussel laufen“, sagt Geschäftsführer Weber. Die Filiale in dem Einkaufszentrum im Osten von Hamburg gehört zu den ersten, die umgebaut wurden. Vor allem Arko-Kunden, darunter viele langjährige Stammkunden, müssen sich umgewöhnen. Nicht nur an Selbstbedienung am Pralinentresen, auch das Design von Ladeneinrichtung, Markenlogo und Verpackungen von Schokoladen, Pralinen, Gebäck & Co. wurden runderneuert. In Hamburg gibt es 15 Filialen des Confiserie-Händlers, der europaweit zu den Großen gehört. Die nächste Neueröffnung ist kurz vor Weihnachten im Elbe-Einkaufszentrum in Osdorf geplant.
„Für das neue Konzept haben wir die Sortimente von Hussel und Arko zusammengelegt“, sagt der 51 Jahre alte Firmenchef. Bislang war die Deutsche Confiserie Gruppe mit den regionalen Süßwarenfirmen Arko (Norden) und Hussel (Westen und Süden) sowie Eilles (Bayern) in unterschiedlichen Teilen Deutschland auf dem Markt vertreten. „Unsere Produkte haben eine ähnliche Qualität und teilweise sogar gleiche Rezepturen, da ist ein bundesweit einheitlicher Auftritt der logische Schritt“, sagt Weber. Dass aus Arko jetzt Hussel wird und nicht umgekehrt, habe vor allem mit der national höheren Bekanntheit des Confiserie-Fachhändlers zu tun, der mit 131 Filialen auch über das größere Filialnetz verfügt.
Confiserie Arko wird zur reinen Kaffeemarke
Für Arko bleibt nur eine Nebenrolle. „Wir kehren zurück zu den Ursprüngen des Unternehmens“, beschreibt es Patrick G. Weber. Arko, der Name ist eine Abkürzung für „Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb von Konsumgütern“, war 1948 von Cuno Rothfos aus der Hamburger Kaffeehändlerdynastie Rothfos gegründet worden – mit Schwerpunkt Kaffee. Künftig sollen alle Kaffees der Deutschen Confiserie Gruppe unter dem gemeinsamen Markennamen verkauft werden. „Wir wollen Arko zu einer nationalen Kaffeemarke machen“, sagt Weber.
Der 1,98-Meter- Mann führt seit 2014 die Geschäfte des Unternehmens mit Sitz im schleswig-holsteinischen Wahlstedt. Kurz zuvor war Paul Morzynski, ein Wirtschaftsprüfer und Steuerberater aus Hannover, bei der damals wirtschaftlich angeschlagenen Süßwarenfirma Arko eingestiegen. Nach der Lizenz-Übernahme von 16 Ellies-Geschäften von J.J. Darboven im Jahr 2016 und dem Kauf von Hussel im Jahr 2018 war die Deutsche Confiserie Gruppe entstanden. Als der Fachhändler 2021 im Zuge der Corona-Pandemie vor der Insolvenz stand, hatte Mehrheitseigner Morzynski frisches Geld nachgeschossen und damit die Sanierung ermöglicht.
Filialschließungen bei Arko, auch das Geschäft am Bahnhof Hamburg-Altona war betroffen
Keine einfache Zeit. „Wir haben in den vergangenen Jahren insgesamt 100 Geschäfte geschlossen, davon etwa 68 im Zuge des Insolvenzverfahrens“, sagt Geschäftsführer Weber. In Hamburg war unter anderem die Filiale im Bahnhof Altona betroffen. Aktuell gibt es 275 Standorte in Deutschland und Österreich, dazu kommen etwa 3500 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel. Das Angebot umfasst 1000 Artikel, davon 500 im Basissortiment. Die Zahl der Beschäftigten ist auf aktuell 1200 gesunken.
Jetzt soll es wieder nach vorn gehen. In diesem Jahr sind die ersten sechs Läden nach dem neuen Konzept unter dem Namen Hussel umgebaut worden, neben Rahlstedt unter anderem in Husum, Hildesheim und Dessau. „Wir investieren in den kommenden Jahren pro Geschäft etwa 100.000 Euro“, sagt Patrick G. Weber. Bis 2026 soll das Umbauprogramm abgeschlossen sein. Es ist auch ein Investment in die Zukunft. Im vergangenen und auch im laufenden Jahr schreibt die Gruppe bei einem stabilen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro unter dem Strich rote Zahlen. „Für 2024 erwarten wir ein positives Ergebnis“, sagt der Geschäftsführer.
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Um an frisches Geld zu kommen, geht die Firmengruppe jetzt die Offensive und bietet eine Unternehmensanleihe mit einem Zinssatz von sieben Prozent und einer Laufzeit bis 2026 an. Das Angebot, das von der BaFin zugelassen ist, wird über ein Frankfurter Bankhaus ausgegeben. Gezeichnet werden können Anleihen ab 250 Euro. Bis Ostern sollen so acht Millionen Euro zusammenkommen.
Arko wird Hussel: Firmenanleihe mit besonderer Verzinsung
„Die Resonanz ist gut“, sagt Patrick G. Weber. In den ersten sieben Tagen wurden den Angaben zufolge bereits 30.000 Euro gezeichnet, ein Großteil von Stammkunden. Besonderes Schmankerl: Die Süßwaren-Gruppe bietet zusätzlich als „süße Verzinsung“ Einkaufsgutscheine in Höhe von fünf Prozent des Investitionsvolumen sowie dauerhafte Rabatte beim Einkauf bis Ende 2026.
In der Hussel Confiserie im Rahlstedt Center ist an diesem Dezembertag inzwischen ordentlich Betrieb. Kunden sammeln Schoko-Weihnachtsmänner, Marzipankugeln und Weinbrandstiefel in die Einkaufskörbe. Die Advents- und Weihnachtszeit ist Hauptsaison im Süßwarenhandel. „Ich mag die Glitzerkugeln“, sagt eine Rahlstedterin, die schon seit Jahren in dem Laden einkauft. Vermisst sie Arko? Eigentlich nicht, sagt sie. „Ich finde den Laden nach dem Umbau sogar einen Tick schöner.“