Hamburg. IG Metall Küste fordert Unterstützung der Politik für Tarifvertrag bei dem Fahrdienst. Gewerkschaft meldet Mitgliederrekord in Hamburg.
Die IG Metall hat ein Eingreifen des Senats gefordert, damit die Arbeitsbedingungen bei Moia besser werden. Man könne nicht akzeptieren, „dass da eine Geschäftsleitung vor Ort ist, die sich nicht ordentlich benimmt und mit den Menschen so umgeht, dass wir viele Klagen haben über die Frage, wie kann ich vernünftig arbeiten, und ich werde viel zu stark unter Druck gesetzt“, sagte in einer Journalistenrunde Daniel Friedrich, der Leiter des Bezirks Küste.
Eine neue Arbeitswelt, in der Mitbestimmung keine Rolle spiele und schlechte Arbeitsbedingungen herrschten, lehnte der Gewerkschafter ab und forderte ein Einschreiten der Politik. „Ich finde, gerade auch der Hamburger Senat und der Verkehrssenator müssen sich die Frage gefallen lassen, ob das ein Partner für die Zukunft ist“, sagte Friedrich über Moia.
Arbeitsbedingungen bei Moia: IG Metall macht Druck auf Senat
Moia ist ein sogenannter Ridepooling-Service, also eine Mischung aus Taxi und Bus. Bis zu sechs Personen, die eine ähnliche Strecke zurücklegen wollen, teilen sich ein Fahrzeug. Bestellt wird dieses über eine App, zumeist per Handy. In Hamburg ist das Unternehmen seit 2019 am Start und beschäftigt etwa 900 Fahrerinnen und Fahrer.
Laut der IG Metall erhält das Unternehmen eine Finanzspritze aus der öffentlichen Hand von rund sechs Millionen Euro. „Eine solche Förderung sollte grundsätzlich an die Einhaltung von Tarifverträgen gekoppelt sein“, sagte Ina Morgenroth, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Region Hamburg.
IG Metall sprach von „skandalösen Zuständen“ bei Moia
Friedrich erwartet angesichts der hohen Summen, die zur Verfügung gestellt werden, „dass der Senat auf die Arbeitgeberseite Druck macht, damit sie endlich an den Verhandlungstisch kommen. Wir verlangen nichts Unmögliches, es ist normal, dass Arbeitsbedingungen in Tarifverträgen geregelt werden und das muss auch bei Moia entsprechend gelten.“ Zumal der Mutterkonzern Volkswagen für Mitbestimmung und gute Arbeitsbedingungen stehe.
Die IG Metall hatte die Fahrer wiederholt zum Warnstreik aufgerufen und von „skandalösen Zuständen“ sowie „Arbeiten nahe der Prekariatsgrenze“ mit einem Stundenlohn für den Großteil der Beschäftigten von 13 Euro gesprochen. Moia betonte in der Vergangenheit, dass man „attraktive Arbeitsbedingungen“ biete, die Arbeitszufriedenheit bei mehr als 80 Prozent liege, man Inflationsausgleichsprämien zahle und der Lohn inklusive Zuschläge bei mehr als 16 Euro pro Stunde liegen könne.
IG Metall meldet zwei Prozent mehr Mitglieder in Hamburg
Die IG Metall konnte unterdessen den coronabedingten Mitgliederschwung drehen. Im Bezirk Küste traten im vergangenen Jahr 12.959 Menschen in die Gewerkschaft ein. Das sei ein Rekordwert bei Neuaufnahmen gewesen. Ende 2023 zählte die IG Metall an der Küste 178.532 Mitglieder, ein Plus von 0,6 Prozent zum Vorjahr. In Hamburg gebe es nach einem Plus von zwei Prozent mit mehr als 47.000 Mitgliedern ein Allzeithoch.
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Im Herbst steht die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie bevor. Dass es um mehr Geld geht, ist klar. Eine konkrete Forderungshöhe gibt es noch nicht.
Die jüngsten Demonstrationen mit Hunderttausenden Teilnehmern seien ein starkes Signal der Zivilgesellschaft, sagte Friedrich: „Hass und Hetze haben bei uns keinen Platz, weder im Betrieb noch in der Gesellschaft. Rechtsextreme Absichten schaden uns allen. Sie liefern keine Antworten und riskieren unseren Wohlstand.“