Hamburg. Inflation vernichtet nicht mehr die Erträge. Doch Haspa und Hamburger Volksbank senken ihre Festgeldzinsen erneut. Die besten Anbieter.
Einen so rasanten Anstieg der Sparzinsen wie im vergangenen Jahr dürfte es kaum je zuvor gegeben haben. Und doch ist das auf Tages- und Festgeldkonten geparkte Vermögen der Hamburger nach Abzug der jahresdurchschnittlichen Teuerungsrate von 6,1 Prozent unter dem Strich geschrumpft. Das wird 2024 voraussichtlich anders sein: Erstmals seit vielen Jahren lässt sich auch mit diesen Festzinskonten wieder Geld verdienen.
Denn die Inflation ist auf dem Rückzug. Die Experten des Hamburger Bankhauses Berenberg erwarten für 2024 nur noch eine Preissteigerungsrate von 2,6 Prozent, bei der Haspa geht man von 2,5 bis 3,0 Prozent aus und beim Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) von 2,7 Prozent.
Festgeld: 2024 wird das erste gute Jahr für Sparer seit langer Zeit
Vor dem Hintergrund der abnehmenden Teuerung und der inzwischen von den meisten Volkswirten prognostizierten Leitzinssenkungen ab dem zweiten Quartal sind allerdings auch die Marktzinsen zuletzt schon wieder leicht zurückgegangen.
Nach Angaben der FMH-Finanzberatung, die Bankkonditionen auswertet, lag der durchschnittliche Zins für Zwölfmonats-Festgeld Ende Oktober bei 3,175 Prozent, aktuell sind es nur noch 3,09 Prozent. Ende Dezember gab es unter anderem Zinssenkungen bei der ING und der Commerzbank. Zuvor hat zum Beispiel die Renault Bank ihre Konditionen für Zweijahres-Festgeld von 4,00 auf 3,70 Prozent zurückgefahren, und bei der Volkswagen Bank gibt es auf den sogenannten „Sparbrief“ mit zwölf Monaten Laufzeit nur noch 3,75 Prozent anstatt zuvor 4,00 Prozent.
Geldanlagen: Bei der Haspa gibt es jetzt nur noch 2,20 Prozent für drei Jahre
Auch Hamburger Institute folgen dieser Tendenz: Während die Haspa auf Dreijahres-Festgeld im Herbst noch eine für Filialbanken beachtliche Verzinsung von 3,33 Prozent gewährte, reduzierte man den Satz im Dezember auf 2,70 Prozent – und seit dem 4. Januar sind es nur noch 2,20 Prozent. Die Hamburger Volksbank drückte Mitte Dezember ihre Zweijahresfestgeld-Konditionen von zuvor 2,70 Prozent bei dem Produkt TerminGeld auf 2,50 Prozent, inzwischen sind es 2,00 Prozent.
Beim Vergleichsportal Verivox geht man davon aus, dass sich weitere Institute anschließen. Die Zinsen hätten im Jahr 2023 „ihren Gipfel erreicht“, meinen die Marktbeobachter dort. „Durch die sinkende Inflationsrate und die schwächelnde Konjunktur steigt der Druck auf die Währungshüter, die Leitzinsen schon im ersten Halbjahr 2024 erstmals zu senken“, sagt Oliver Maier, Verivox-Geschäftsführer für den Bereich Banking: „In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken das schon ein.“
Experte sieht Höhepunkt der Zinsen beim Festgeld schon überschritten
Ähnlich sieht das Haspa-Chef Harald Vogelsang: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen in den nächsten drei bis sechs Monaten sinken, ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dass sie steigen“, sagte Vogelsang dem Abendblatt vor wenigen Tagen. Er rät, das Geld für einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren festzulegen.
„Der Höhepunkt der Zinsen beim Festgeld dürfte bereits erreicht sein“, sagt Daniel Franke, Betreiber des Finanzportals Tagesgeldvergleich.net. „Insofern empfehlen wir Sparern, sich jetzt am Markt umzusehen und sich auf längere Laufzeiten zu fokussieren.“
„Immer mehr Sparer schichten ihr Geld vom Tagesgeld in Festgeld um“
Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzberatung, hat jedoch eine andere Erklärung für den Rückgang der Festgeldzinsen in den vergangenen Wochen als Maier. Herbst sieht dies als eine Reaktion der Banken auf das Kundenverhalten. „Immer mehr Sparer schichten ihr Geld vom Tagesgeld in Festgeld um – und weil sie gern für mehrere Jahre Ruhe haben möchten, sind sie bereit, auf 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte Verzinsung zu verzichten“, sagt Herbst. „Also gehen die Banken beim Festgeld mit den Zinsen herunter, weil sie feststellen: die Kunden kommen trotzdem.“ Anders als viele Kapitalmarktexperten ist Herbst nicht davon überzeugt, dass die Leitzinsen in der Euro-Zone so bald gesenkt werden.
Während in die Festgeld-Konditionen spürbar Bewegung gekommen ist, hat sich beim Tagesgeld zuletzt kaum etwas getan, nachdem sich der durchschnittliche Zinssatz im Laufe des Jahres 2023 nach Verivox-Angaben von 0,46 Prozent auf 1,70 Prozent mehr als verdreifacht hat.
Für Tagesgeld gibt es in der Spitze mehr als vier Prozent
Spitzenanbieter bieten aktuell allerdings weit mehr. Laut Tagesgeldvergleich.net gibt es bei der Advanzia Bank derzeit 4,05 Prozent. Dieses Angebot gilt der Bank zufolge noch bis Ende Januar. Der Zinssatz ist für drei Monate garantiert, danach fällt er auf 1,60 Prozent. Die Renault Bank gewährt 4,00 Prozent für drei Monate, danach sind es 2,90 Prozent.
Somit liegen die Top-Konditionen beim Tagesgeld zumindest für eine gewisse Zeit oberhalb der Inflationsrate – und die Verbraucherzentrale Hamburg empfiehlt, drei bis vier Netto-Monatsgehälter kurzfristig verfügbar auf einem Tagesgeldkonto oder Sparbuch für Notfälle vorzuhalten.
Auf Festgeld gibt es aktuell nur geringfügig höhere Zinsen als auf Tagesgeld
Anders als in früheren Jahren üblich liegen die Zinsen der besten Festgeld-Angebote derzeit nur geringfügig über denen des Tagesgelds. An der Spitze der Übersicht bei mittelfristigen Anlagen bei Tagesgeldvergleich.net rangiert die J&T Direktbank mit tschechischer Einlagensicherung, die 4,20 Prozent für zwölf Monate beziehungsweise 4,10 Prozent für zwei Jahre gewährt.
Laut diesem Vergleichsportal gibt es sonst nur noch bei Crédit Agricole (französische Einlagensicherung) und bei der Bigbank (estnische Einlagensicherung) mit jeweils 4,00 Prozent eine Verzinsung mit der Vier vor dem Komma für Zweijahres-Festgeld, sofern man nur Institute aus Staaten mit einer mindestens hohen Bonität (Rating-Note AA und besser) berücksichtigt.
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Zwar bietet die Haitong Bank (Portugal) sogar 4,36 Prozent und Banca Sistema (Italien) 4,30 Prozent für zwei Jahre, wenn man das Rating-Kriterium weniger streng vorgibt. Sandra Klug, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg, rät Sparern aber, ihr Geld nur bei Banken anzulegen, „die in Staaten mit sehr gutem Kreditwürdigkeits-Rating beheimatet sind, etwa nord- und westeuropäische Länder.“
Will man das Geld gleich für drei Jahre oder länger unterbringen, findet sich die Vier vor dem Komma nur noch bei der J&T Direktbank mit 4,00 Prozent, alle anderen Anbieter liegen unter dieser Marke.