Hamburg. Erste Banken fahren ihre Konditionen schon wieder zurück. Was Institute aus der Hansestadt tun – und wo noch hohe Renditen locken.
Die Drei vor dem Komma hielt nicht lange: Ende September hatte die Haspa ihren Zinssatz für Dreijahres-Festgeld auf ein für Filialbanken beachtliches Niveau von 3,33 Prozent heraufgesetzt. Doch vor wenigen Tagen reduzierte sie ihn auf 2,70 Prozent. Für zwei Jahre Laufzeit gibt es jetzt nur noch 2,50 statt zuvor 3,00 Prozent. Und die Haspa ist damit nicht allein: Auch die Hamburger Volksbank hat ihre Festgeld-Konditionen in dieser Woche verschlechtert. Sie gewährt ihren Kunden jetzt bei dem Produkt TerminGeld nur noch 2,50 Prozent für zwei Jahre, bis vor wenigen Tagen waren es 2,70 Prozent.
„Wir passen uns der Marktentwicklung an, sodass die Entwicklung der Geld- und Kapitalmarktzinsen Einfluss auf die Verzinsung unserer Festgeld-Produkte hat“, teilte die Volksbank dazu auf Anfrage mit. Man richte das Produktangebot „an den Bedarfen unserer Kunden und Mitglieder aus.“
Festgeld: Vergleichsportal Verivox registriert sinkende Durchschnittszinsen
Mit diesen Veränderungen schließen sich die beiden Hamburger Institute etlichen überregional tätigen Geldhäusern an, die zuletzt ihre Zinskonditionen für mittlere Laufzeiten schon wieder zurückgefahren haben. „Nach anderthalb Jahren steigender Zinsen ist die Rallye nun zu Ende: Die Festgeldzinsen sinken erstmals wieder“, heißt es dazu vom Vergleichsportal Verivox.
Den Daten des Portals zufolge brachten Anfang November Zweijahres-Festgelder im Durchschnitt 2,67 Prozent Zinsen. Aktuell sind es noch 2,59 Prozent. Deutlicher gesunken sind im gleichen Zeitraum die Verzinsungen fünfjähriger Termingelder – von 2,72 auf 2,60 Prozent. Überregional tätige Anbieter, darunter die Direktbanken, fuhren bei Zweijahres-Produkten von 3,39 auf 3,35 Prozent zurück und im Fünfjahres-Bereich von 3,21 auf 3,15 Prozent. „Bei den sinkenden Zinsen handelt es sich nicht bloß um eine Momentaufnahme“, sagt Oliver Maier, Verivox-Geschäftsführer für den Bereich Banking. „Die Trendwende hatte sich in den letzten Wochen bereits angedeutet.“
Tatsächlich haben zuletzt auch einige bekannte Direktbanken ihre Konditionen zurückgefahren. Darunter ist die Renault Bank, bei der es für Zweijahres-Festgeld nicht mehr 4,00 Prozent gibt, sondern nur noch 3,70 Prozent. Auch hier ist die Reduktion bei längerer Laufzeit stärker: Beim Fünfjahres-Produkt ging es von zuvor 3,90 Prozent auf 3,40 Prozent nach unten. Auch die schwedische Klarna und die türkische Akbank haben in den zurückliegenden Wochen bereits ihre Zinssätze gekappt.
Ungewöhnlich: Längere Laufzeiten bringen geringere Zinsen als kurze
Auffällig ist dabei: Schon seit Juli brächten längerfristige Festgelder – mit fünf Jahren Laufzeit – im Schnitt weniger Zinsen als kürzer laufende Anlagen, heißt es von Verivox. Doch niedrigere Zinsen für Anlagen mit längeren Laufzeiten sind eher ungewöhnlich und gelten als ein Indiz dafür, dass ein Großteil der Banken schon seit geraumer Zeit mit sinkenden Zinsen rechnet. „Bei der Verzinsung mittel- und langfristiger Termingelder preisen Kreditinstitute die künftig zu erwartende Zinsentwicklung ein“, erklärt Maier.
Offensichtlich spielt dabei die Tatsache eine Rolle, dass die Teuerungsrate im Euro-Raum wesentlich schneller zurückgegangen ist als von vielen Experten erwartet. Dies könnte die Europäische Zentralbank (EZB) veranlassen, ihre Leitzinsen früher als bislang geplant zu senken. „Das berücksichtigen die Banken in der Ausgestaltung ihrer Festgeldkonditionen“, so der Verivox-Geschäftsführer.
Nach einer aktuellen Prognose des Hamburger Bankhauses Berenberg wird der sogenannte Einlagensatz der EZB, den Geschäftsbanken für das Parken überschüssiger Gelder von den Währungshütern erhalten, bis Ende 2024 von derzeit 4,0 Prozent auf 3,5 Prozent zurückgehen. Die Analysten der Commerzbank erwarten eine Reihe von Leitzinssenkungen vom Juni an und veranschlagen den Einlagensatz zum Frühjahr 2025 auf nur noch 3,0 Prozent. Am Kapitalmarkt hat man die Abwärtsbewegung schon längst vorweggenommen: die Umlaufrendite, also der durchschnittliche Renditewert aller inländischen Anleihen erster Bonität (vor allem Bundesanleihen), ist von mehr als 2,9 Prozent Ende Oktober bis auf aktuell weniger als 2,1 Prozent gefallen.
Sparkassen und Volksbanken kürzen die Zinsen überdurchschnittlich stark
Während diese Rahmenbedingungen für alle Geldinstitute gleich sind, haben den Erhebungen von Verivox zufolge die regional tätigen Banken ihre Zinsen mittel- bis längerfristiges Festgeld überdurchschnittlich stark abgesenkt. Demnach ging der Durchschnittszins fünfjähriger Einlagen von 2,56 Prozent Anfang November auf nun 2,44 Prozent zurück. Ähnlich sehe das Bild bei den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den PSD- und Sparda-Banken: In diesem Sektor verringerte sich der entsprechende Durchschnittszins um 0,15 Prozentpunkte – spürbar kräftiger als im Schnitt aller Institute (minus 0,06 Prozentpunkte).
„In den zurückliegenden anderthalb Jahren hinkte die Mehrheit der Sparkassen und Volksbanken der allgemeinen Marktentwicklung hinterher und gab die gestiegenen Zinsen nur zögerlich an ihre Kundinnen und Kunden weiter“, sagt Maier. „Jetzt hingegen reagieren die regionalen Kreditinstitute äußerst schnell auf die geänderte Marktlage.“ Bei ihnen sänken die Zinsen schneller und stärker als bei Banken, die ihre Sparprodukte bundesweit anböten und sich somit einem wesentlich schärferen Wettbewerb ausgesetzt sähen.
Trotz der Markttendenz sinkender Verzinsungen gibt es durchaus noch Angebote, die mehr als 4,00 Prozent bringen. Bei Zweijahres-Festgeld rangiert (laut tagesgeldvergleich.net) aktuell die französische Crédit Agricole mit 4,20 Prozent an der Spitze, gefolgt von der J&T Direktbank (tschechische Einlagensicherung) mit 4,10 Prozent sowie der deutschen SWK Bank und der Bigbank (Estland) mit je 4,00 Prozent.
Wo es jetzt noch Festgeld-Zinsen oberhalb von 4,0 Prozent gibt
Wer sich das aktuelle Zinsniveau gleich für fünf Jahre sichern möchte, erhält von Crédit Agricole auch hierfür 4,20 Prozent. Bei der J&T Direktbank gibt es dann aber nur noch 4,00 Prozent, und die Bigbank liegt mit 3,85 Prozent bei der fünfjährigen Laufzeit schon deutlich unterhalb der Vier-Prozent-Schwelle.
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„Wenn man als Sparer glaubt, es geht weiter abwärts, macht es Sinn, sich für einen längeren Zeitraum die hohen Zinsen zu sichern“, sagt Sandra Klug, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Dabei sei die Einlagensicherung zu beachten: „100.000 Euro sind pro Anleger pro Institut europaweit abgesichert“ – wobei aber das jeweilige Land, in dem die Bank ihren Sitz hat, dafür haften muss, wie Klug erklärt. „Insofern sollten Sparer nur bei Banken anlegen, die in Staaten mit sehr gutem Kreditwürdigkeits-Rating beheimatet sind, etwa nord- und westeuropäische Länder.“