Hamburg. Insolvenzverwalter sucht nach Investoren für WorkRepublic. Wie es weitergeht. Seit Monaten kämpft Konkurrent WeWork mit Problemen.
Mietbare Arbeitsplätze auf Zeit bietet WorkRepublic gleich an zwei Hamburger Standorten an: am Neuen Wall und an der Brandstwiete im Neuen Dovenhof. Ab 29 Euro pro Tag kann man sich einen Co-Working-Platz buchen. Ein privates Büro kostet ab 998 Euro pro Monat. Der Betrieb soll zunächst weiterlaufen – auch wenn das dahinterstehende Unternehmen zahlungsunfähig ist.
Die Münchener pro.work GmbH als Betreiberin der Marke WorkRepublic habe beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt, teilte die Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung Anchor jetzt mit. Deren Partner Alexander Zarzitzky ist zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt worden.
Co-Working-Anbieter mit zwei Hamburger Standorten insolvent
Als Grund für die Insolvenz wurden rückläufige Umsätze als Folge der Corona-Krise genannt. Menschen arbeiteten während der Pandemie von zu Hause, die Büros leerten sich. Mietnachlässe habe es nicht gegeben, nur einige Stundungen, hieß es. Zusätzlich erschwert worden sei die Restrukturierung, weil die drei pro.work-Gesellschafter Bürger der russischen Föderation seien. Durch die Sanktionen als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine seien zuletzt unterstützende Geldtransfers praktisch nicht mehr möglich gewesen.
WorkRepublic wurde 2015 gegründet und betreibt aktuell zwölf Co-Working-Spaces in Deutschland. Vier davon befinden sich in München, jeweils zwei in Berlin, Düsseldorf und Hamburg sowie je eines in Frankfurt und Stuttgart. Neben der Vermietung von Büroflächen gehören auch Dienstleistungen wie die Organisation von Events und Konferenzen sowie Catering und IT-Betreuung zum Portfolio.
Insolvenzverwalter hält WorkRepublic für starke Marke und sucht Investoren
Das Unternehmen habe derzeit rund 360 Kunden, die Flächen gemietet haben. In Hamburg könnten am Neuen Wall maximal 86 Personen arbeiten, aktuell seien es 56, hieß es. Dort gebe es 26 einzelne Kunden und 13 Firmen, die dort einen Briefkasten als Firmenadresse unterhielten. Im Neuen Dovenhof sei Platz für 57 Personen, 35 Menschen nutzten die Räume derzeit. Es gebe 18 einzelne Kunden und 14 mit einem „virtuellen Büro“.
WorkRepublic setzte zuletzt rund sechs Millionen Euro um und beschäftigte insgesamt 13 Mitarbeiter. Die Gehaltszahlungen für die Beschäftigten sollen durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende März 2024 abgesichert sein.
Auch Konkurrent WeWork hat Probleme
Man suche gerade das Gespräch mit potenziellen Investoren, sagte Insolvenzverwalter Zarzitzky: „WorkRepublic ist eine starke Marke und die Co-Working-Spaces befinden sich an Premium-Standorten. Unser Ziel ist es, eine langfristige Fortführungslösung zu erreichen.“
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Im November 2023 hatte schon der US-Konkurrent WeWork, der vier Standorte in Hamburg betreibt, in den USA Insolvenz angemeldet. Das Deutschland-Geschäft sollte davon unberührt weiterlaufen. Einst wurde das US-Unternehmen mit 47 Milliarden Dollar bewertet und war ein gehyptes Start-up. Schon im vergangenen August hatte WeWork mit Blick auf seine Verluste und den erwarteten Geldbedarf „erhebliche Zweifel“ am Fortbestehen eingeräumt.