Hamburg. Die breite Mehrheit der großen Unternehmen in der Stadt will die Beschäftigtenzahl ausweiten oder halten. Doch das allein reicht nicht.

2024 wird ein spannendes Jahr für den Hamburger Arbeitsmarkt. Offiziell sind in der Stadt fast 83.000 Frauen und Männer ohne Job registriert – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Und die Aussichten, vor allem für Ungelernte und Langzeitarbeitslose, sind alles andere als rosig. Sie sind die Verlierer auf dem angespannten Arbeitsmarkt, der von einer schwächelnden Konjunktur, der Verunsicherung durch Krieg und einer weiterhin zu hohen Inflation negativ beeinflusst wird.

Da ist es ein Hoffnungsschimmer, dass nach der aktuellen Abendblatt-Umfrage die überwiegende Mehrheit der 200 größten Hamburger Unternehmen ihren Personalbestand ausbauen oder zumindest halten will. Allerdings suchen auch sie vor allem gut ausgebildete Arbeitskräfte, Ungelernte haben es bei den großen Firmen ebenfalls schwer.

Hamburgs Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen

Doch es wäre ein Fehler, mit Blick auf die demografische Entwicklung, auch nur einen einzigen Menschen, der arbeiten kann, aufzugeben. Sowohl die Arbeitsagentur als auch die Unternehmen in der Stadt engagieren sich hier seit vielen Jahren, bieten zahlreiche Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen an. Gerade auf diesem Feld dürfen die Protagonisten nicht nachlassen. Denn der Fachkräftebedarf wird in den kommenden zehn Jahren ungeahnte Größen erreichen. Ein Heer von Babyboomern wird sich in den Ruhestand verabschieden, sie zu ersetzen, wird die Herausforderung der kommenden Dekade sein – auch am Wirtschaftsstandort Hamburg.

Doch mit Qualifizierung allein wird das Fachkräfteproblem nicht gelöst werden können. Fördern und fordern heißt die Zauberformel, damit auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft in wenigen Jahren nicht ein noch größeres Loch zwischen Arbeitskräftenachfrage und -angebot klafft. Es darf und kann nicht sein, dass die Differenz zwischen Löhnen und staatlichen Lohnersatzleistungen so gering ist, dass sich Arbeit kaum noch lohnt in diesem Land. Dabei geht es nicht um IT-Spezialisten, deren Löhne man am oberen Ende der Einkommensskala qualifizierter Beschäftigter findet. Aber auch junge Einzelhandelskaufleute und Handwerksgesellen sind Fachkräfte – und von ihnen fragen sich nicht wenige beim Blick auf den monatlichen Gehaltszettel: Lohnt sich das?

Arbeitsmarkt Hamburg: Die Zahl der Arbeitslosen ist gestiegen

Um diese Schere zwischen Lohnersatzleistungen und Arbeitseinkommen zu schließen, sind erneut beide Seiten gefordert. Der Staat muss Fortbildungen und Engagement von Bürgergeld- und Arbeitslosengeld-Beziehern nachdrücklich einfordern und Lethargie sanktionieren. Aber auch die Unternehmen sollten sich – gerade in einer teuren Stadt wie Hamburg – großzügig bei Monatslöhnen und Incentives wie betrieblicher Altersvorsorge, Kantinenessen oder Sonderzahlungen zeigen.

Sicherlich wird es in vielen Branchen auch nicht ohne die Hilfe und Unterstützung von Arbeitskräften aus anderen Ländern gehen. Doch sich auf sie als Lösung des Problems zu verlassen, könnte sich als ein Fehler herausstellen. Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland für viele Fachkräfte aus Osteuropa, Südamerika, Asien und Afrika keinesfalls auf Platz 1 der Neuen-Heimat-Wunschliste steht. Die komplizierte deutsche Sprache, aber auch verbreitete Ressentiments gegen Fremde tragen nicht zur Attraktivität Deutschlands als Arbeitsort bei.

Weitere Wirtschaftsthemen

Arbeitskräfte für heute und morgen zu finden, dies bleibt eine der wichtigsten Aufgaben, auch in Hamburg. Denn Arbeit gibt es genug in dieser Stadt, aber leider auch viel zu viele Arbeitslose.