Hamburg. Seit Elon Musk die Internetplattform übernommen hat, steht sie in der Kritik. Nun zieht Otto Konsequenzen. Wie andere Firmen reagieren.

Nach mehreren anderen großen Unternehmen hat sich nun auch die Otto Einzelgesellschaft entschlossen, das soziale Netzwerk X (ehemals: Twitter) nicht mehr zu nutzen. „Nach fast 15 Jahren schließen wir unseren ehemaligen #Twitter-Kanal. X, wie die Plattform mittlerweile heißt, hat seitdem große Veränderungen erfahren. Von Shit- bis Lovestorm haben wir auf X in all den Jahren viel erlebt, Höhen ebenso wie Tiefen“, schreibt Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstandes bei Otto, auf Linkedin.

Die Entscheidung, die Plattform zu verlassen, hätten vor allem die Kundinnen und Kunden von Otto getroffen, so Opelt. Und weiter: „Viele von ihnen kehren X vermehrt den Rücken, und es werden immer mehr. Als Servicekanal und Kommunikationsmedium hat das ehemalige Twitter für uns heute keinerlei Bedeutung mehr. Plattformen wie Instagram sind längst viel wichtiger, wenn es darum geht, unsere Kundschaft zu erreichen und mit ihr zu interagieren. Deshalb schalten wir auf X auch schon lange keine Werbung mehr. Und genau deshalb sagen wir heute Tschüs zu X.“

Otto: Hamburger Versandhändler stellt Twitter auf „inaktiv“

Der Twitter-Account von Otto wird somit auf „inaktiv“ gestellt. Dies gilt nach Angaben eines Unternehmenssprechers allerdings nicht automatisch für die gesamte Gruppe, zu der auch andere Unternehmen wie zum Beispiel der Paketdienst Hermes gehören. Die Gesellschaften könnten jeweils individuell entscheiden, wie sie künftig mit ihren Aktivitäten auf X umgehen.

Mehr Wirtschaftsthemen

Seit Tesla-Chef Elon Musk vor gut einem Jahr Twitter gekauft hat, haben sich immer mehr Firmen von dem Netzwerk distanziert. Hauptkritikpunkt sind die aus Sicht der Unternehmen unzureichend moderierten Inhalte. Auch Musk selbst sorgte für Aufsehen, als es von ihm Zuspruch für einen antisemitischen Beitrag bei X gab.

Weitere Hamburger Unternehmen prüfen ihre Präsenz bei X

Auch andere Hamburger Unternehmen gaben auf Abendblatt-Anfrage an, den Umgang mit dem Kurznachrichtendienst X zu beobachten und ihre Aktivitäten herunterzufahren. Manche schließen sogar einen baldigen Rückzug von X nicht aus. Ohnehin stellt für keines der angefragten Unternehmen – Aurubis, Airbus, Hamburg Airport, Lufthansa Technik, Edeka, Fielmann, Beiersdorf und Hapag-Lloyd antworteten – X derzeit noch eine relevante Werbeplattform dar.

Unternehmen wie Aurubis, Hamburg Airport oder Beiersdorf nutzen X bislang als Informationskanal und für die Kundenkommunikation. Vorerst werde sich daran auch nichts ändern. Laut eines Sprechers von Aurubis beobachte das Unternehmen aber die Entwicklung der Plattform. „Eine Entscheidung, ob Aurubis weiterhin X nutzen wird, ist noch nicht gefallen“, so der Sprecher. Ähnlich sieht es beim Flugzeughersteller Airbus aus. Man beobachte die Plattform und werde die Präsenz anpassen, „falls die Situation dies erfordert“, so ein Sprecher.

Wie Fielmann und Edeka reagieren

Während Fielmann und Edeka die Plattform X weder als Werbeplattform noch für die Unternehmenskommunikation nutzen, will Lufthansa Technik auf dem Kurznachrichtendienst weiterhin Unternehmensnachrichten teilen. „Selbstverständlich überprüfen wir regelmäßig unsere Präsenz auf den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen“, sagte jedoch ein Sprecher. Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf schalte mittlerweile keine Werbung mehr auf X, hieß es von einem Sprecher, bespiele aber weiterhin einen Account auf der Plattform. X mache im Kommunikationsmix jedoch „insgesamt nur einen sehr geringen Anteil aus“.

Otto: Diese zwei Unternehmen könnten folgen

Bei zwei Unternehmen scheint der Weggang von X keine Frage des Ob, sondern nur des Wann zu sein: So fahre auch Hamburg Airport das Engagement nach und nach herunter. „Derzeit prüft Hamburg Airport eine weitere Präsenz bei X“, hieß es von einer Sprecherin. Und auch Hapag-Lloyd postete zuletzt immer seltener auf dem Kurznachrichtendienst. Man schließe nicht aus, „dass wir die Plattform demnächst verlassen“, sagte ein Sprecher der Reederei dem Abendblatt.