Hamburg. Hamburg Airport weist laut Flightright hohen Wert bei Stornierungen auf. Bei Verspätungen sieht es besser aus – was dahintersteckt.

Am Flughafen Hamburg haben Passagiere in diesem Jahr besonders häufig mit gestrichenen Verbindungen rechnen müssen. Von rund 47.500 geplanten Flügen seien von Airlines 2,22 Prozent storniert worden, teilte das Fluggastrechteportal Flightright auf Abendblatt-Anfrage mit. Es fiel in Fuhlsbüttel also mehr als jeder 50. einst angekündigte Flug aus.

Flightright hatte zuvor eine Rangliste der 30 größten Airports in Europa veröffentlicht, zu denen der Helmut-Schmidt-Flughafen nicht gehört. Demnach gab es von Anfang Januar bis zum 6. Dezember nur in Paris-Orly mit 2,36 Prozent mehr Stornierungen als in Fuhlsbüttel.

Flughafen Hamburg: Airlines stornieren dieses Jahr mehr als jeden 50. Flug

Düsseldorf lag in dieser Liste auf dem zweiten Platz mit 2,14 Prozent vor London-Heathrow mit 2,08. Dann folgten auf den Plätzen vier bis sechs drei weitere deutsche Flughäfen: Berlin-Brandenburg (2,02) vor München (1,97) und Frankfurt (1,93).

Entsprechend hielt Deutschland mit einer Ausfallquote von 1,91 Prozent – das waren sogar mehr als die 1,84 Prozent aus dem Flugchaos-Jahr 2022 – den unrühmlichen ersten Rang in dieser Kategorie, gefolgt von Frankreich (1,75) und den Niederlanden (1,64).

Flughafen Hamburg: Viele Stornierungen von Lufthansa und Eurowings

„Dass Deutschland bei den stornierten Abflügen die Spitzenposition einnimmt, kommt für mich wenig überraschend. Schuld daran ist zum einen der weiterhin gravierende Personalmangel bei Flughäfen und Airlines, zum anderen kam es über das Jahr verteilt zu vielen Streiks in der Luftfahrt und zuletzt zu wetterbedingten Einflüssen“, sagte Flightright-Geschäftsführer Jan-Frederik Arnold.

Bei der Analyse nach Fluggesellschaften schnitten die deutschen Platzhirsche schlecht ab. Gleich zwei der vier Airlines mit den prozentual meisten Stornierungen kamen aus der Bundesrepublik: Lufthansa ist mit 1,96 Prozent Dritter, direkt vor der Tochter Eurowings mit 1,93 Prozent. Beide Fluglinien zusammen dürften in Fuhlsbüttel einen Marktanteil von etwa der Hälfte haben.

Zudem gab es bei der neuen Fluggesellschaft Marabu neben massiven Verspätungen auch einige Flugausfälle. Ein Sonderfaktor in Hamburg war zudem die Geiselnahme Anfang November mit der vorübergehenden Einstellung des Flugverkehrs und massiven Stornierungen.

Flughafen Hamburg liegt bei Verspätungen im Mittelfeld

„Es scheint, als hätten die Airlines der Lufthansa Group Probleme, die grundlegende Qualität des Services zu liefern, die Flugreisende verdient hätten“, sagte Arnold und machte für das schlechte Abschneiden interne Schwierigkeiten und Personalmangel als Gründe aus. Von einem normalen Verhältnis spreche man bei rund einem Prozent Stornierungen.

Bei den Verspätungen schnitt der Flughafen Hamburg hingegen besser ab. 21,47 Prozent der Flüge hatten laut Flightright eine Verspätung von mehr als 15 Minuten. Der Spitzenreiter der Top-30-Airports hatte prozentual fast doppelt so viele. Lissabon führte die Liste mit 40,59 Prozent an vor London-Gatwick (33,98) und Paris Charles de Gaulle (33,26).

Eurowings weist mit 3,89 Prozent geringste Verspätungsquote auf

Der Frankfurter Flughafen lag auf Rang sechs mit 29,06 Prozent. München (24,86) und Berlin (24,68) rangierten im Mittelfeld, auch Hamburg würde sich dort einsortieren.

Düsseldorf wies mit 15,93 Prozent den Bestwert aller 30 europäischen Airports auf. Der gute Wert dürfte auch an Eurowings liegen, weil die Fluglinie die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt als Drehkreuz nutzt. Und die Lufthansa-Tochter hatte mit 3,89 Prozent den Bestwert aller 20 untersuchten Fluglinien.

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Die Kranich-Linie selbst war hingegen mit 28,19 Prozent die sechstschlechteste Fluglinie. Das lag auch daran, dass es bei ihren Drehkreuzen Frankfurt und München schneller zu Folgeproblemen bei Umsteigeverbindungen kommt als bei den Punkt-zu-Punkt-Verbindungen der meisten Billigflieger.

Flightright-Geschäftsführer: „Passagiere brauchen auch 2024 Geduld“

Für das kommende Jahr ging der Flightright-Geschäftsführer zwar von einer Verbesserung der Personalsituation aus. Allerdings rechnete er wegen der Inflation und der allgemeinen Unzufriedenheit der Arbeitnehmer in der Branche auch wieder mit Streiks. Er erwartete, „dass Flugreisende auch im Jahr 2024 Geduld bei Flugreisen mitbringen müssen“, sagte Arnold.