Hamburg. Die Österreichischen Bundesbahnen haben ihr Tarifsystem zum Fahrplanwechsel verändert. Was das für Kunden in der Hansestadt bedeutet.

In Hamburg einschlafen und in Österreich aufwachen: Reisen mit dem Nachtzug wird meist als entspannte und klimafreundliche Mobilitätsform angepriesen. Durch einen besonders günstigen Preis – insbesondere im Vergleich zum Fliegen – bestechen die Nachtzüge allerdings nicht immer.

Kürzlich hat das österreichische Bahnunternehmen ÖBB mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 sein Preissystem verändert. Zwar haben die Österreichischen Bundesbahnen im Nachtverkehr seit Jahren dynamische Preise, die sich der Nachfrage anpassen würden, so ein Sprecher. Doch nun sei die Preisspanne für den Nightjet deutlich vergrößert worden.

ÖBB Nightjet: Was Nachtzüge ab Hamburg jetzt kosten

„Es gibt sowohl Preise, die günstiger sind und unter den alten Preisen liegen, als auch Preise, die darüberliegen“, heißt es von dem Konzern. Man wolle damit „noch besser auf die unterschiedliche Nachfrage reagieren“ können. „Verbindungen, die beispielsweise sehr gering ausgelastet sind, erhalten ein höheres Kontingent an Tickets in sehr niedrigen Preisstufen“, teilen die ÖBB auf Anfrage mit.

Teurer würden allerdings Verbindungen zur Hochsaison oder an den am häufigsten genutzten Reisetagen. Zur Begründung heißt es, dass „auch die Zahlungsbereitschaft unserer Kundinnen und Kunden für diese Fahrten deutlich höher ist“.

Nachtzug von Hamburg nach Österreich: Storno jetzt möglich

Für die „zahlungsbereite“ Kundschaft sei es seit dem Fahrplanwechsel außerdem möglich, „absolute Restplätze für die beliebtesten Zugverbindungen des ganzen Jahres zu bekommen“. Dafür gibt es die neue Ticketkategorie namens „Standardticket Flex“. Wer ein solches Ticket kauft, kann es bis zum letzten Tag stornieren.

Dies war zuvor nicht möglich gewesen: In der günstigsten Kategorie „Sparschiene Non-Flex“ ist kein Storno möglich. Mit der „Sparschiene Komfort Semi-Flex“ können Kundinnen und Kunden wenigstens bis 15 Tage vor dem ersten Gültigkeitstag gebührenfrei stornieren. Danach ist ein Betrag von 50 Prozent des Fahrpreises fällig.

Neues Preissystem bei ÖBB-Nightjets: Auch Preise ab Hamburg höher

Das Unternehmen hatte die Preisänderungen vor dem Fahrplanwechsel im Dezember nicht öffentlich angekündigt. Sie waren erst dem Schweizer Bahn-Blogger und Journalisten Timo Grossenbacher aufgefallen, der darüber zuerst berichtete. Auch vermeidet das Unternehmen, von Preiserhöhungen zu sprechen, sondern äußert sich auf X sowie auf Abendblatt-Anfrage stets verklausuliert zu „Preisspreizungen“ oder „Preisanpassungen“. Unklar ist außerdem, inwiefern die Preise in den konkreten Kategorien angehoben wurden. Auf konkrete Anfragen reagierte das Unternehmen nicht.

Mehr Wirtschaftsthemen

Der Journalist Timo Grossenbacher hatte die Preise von allen Nightjet-Linien an zehn zufällig ausgewählten Zeitpunkten vor dem Fahrplanwechsel mit den neuen Preisen verglichen. Sein Ergebnis: Um durchschnittlich 184 Prozent stiegen mit dem Fahrplanwechsel die Preise für ein Einzelabteil im Schlafwagen Deluxe in der Kategorie Sparschiene Komfort Semi-Flex ohne Ermäßigungskarte an. Kundinnen und Kunden zahlen unter diesen Buchungsbedingungen laut Grossenbacher nun rund 457 Euro mehr als zuvor.

ÖBB-Nightjet: So viel kostet ein Sparticket auf der Strecke Hamburg–Wien

Auch für die drei Nightjet-Ziele ab Hamburg – nach Wien, Innsbruck und Zürich – ändern sich durch die neue Preisstruktur die Ticketkosten. Grossenbachers Berechnungen beziehen sich unter anderem auf die Strecke zwischen Wien und Hamburg: Besonders die große Preisspanne fiel ihm hier auf. Ein Einzelabteil der Kategorie Comfort kostete in seinem Test beispielsweise ohne Ermäßigung im Semi-Flex-Preis je nach Reisetag mindestens 385 Euro und bis zu 775 Euro pro Strecke. Vor dem Fahrplanwechsel sei dies günstiger gewesen.

Auf Abendblatt-Anfrage gaben die ÖBB zumindest die neuen Mindest-Sparpreise (Non-Flex) auf der Strecke Hamburg–Wien bekannt:

  • Sitzwagen ab 34,90 Euro
  • Liegewagen (4er) ab 54,90 Euro
  • Mini Cabin ab 54,90 Euro
  • Schlafwagen (2er) ab 99,90 Euro
  • Schlafwagen Single ab 199,90 Euro

Sitzplätze auf der Strecke Hamburg–Wien schlagen folglich mit mindestens 34,90 Euro zu Buche, sofern man früh bucht und die „Sparschiene“ ergattert. Im September 2023 hatte ein Sprecher dem Abendblatt als billigste Ticketoption noch Sitzplätze für 29,90 Euro genannt. Dies entspricht einer Preissteigerung von fast 17 Prozent im günstigsten Segment.