Hamburg. Anwohner in Poppenbüttel kommen nicht ins Internet, haben keinen Fernsehempfang – und das Festnetz funktioniert nicht. Aber warum?

Jutta Couzinié ist empört. Seit dem 19. Oktober 2023 hat die 58-Jährige aus Poppenbüttel kein Internet, kein Telefon, kein Fernsehen – zumindest, wenn sie diese Dienste über ihre TV-Leitung beziehen will. Und nicht nur sie ist betroffen: Aus Gesprächen mit Nachbarinnen und Nachbarn weiß Couzinié, dass mindestens fünf weitere Häuser in der Rethkoppel von der Telekommunikation abgeschnitten sind. Sie alle sind Kundinnen und Kunden von Vodafone und O2.

O2 und Vodafone: kein Internet in Hamburg-Poppenbüttel

Manche können weder das Internet noch das Fernsehen, noch das Festnetztelefon nutzen, bei anderen ist nur das Fernsehen unmöglich. Doch alle sind verärgert. Es nerve nicht nur, dass sie keine Festnetzgespräche führen, ihr Smart Home und die Alarmanlage nicht verlässlich betätigen könne, sagt Couzinié. Andere bringe die Situation auch beruflich in die Bredouille: Ihr Nachbar Martin Ciuchini etwa ist selbstständiger Unternehmensberater und arbeitet im Homeoffice. Für berufliche Videokonferenzen geht regelmäßig sein mobiles Datenvolumen drauf – ­­­seit Oktober.

So lange schlagen sich die Anwohnerinnen und Anwohner auch schon mit ihren Telekommunikationsanbietern Vodafone und O2 herum. Immer wieder suchten sie Hilfe, immer wieder wurden sie vertröstet. Couzinié bekam von O2 auf ihre Beschwerde hin wenigstens zusätzliches mobiles Datenvolumen für ihr Smartphone, um nicht vollständig vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein.

Familie Ciuchini versuchte es bei Vodafone gar nicht erst. Techniker von O2 kamen zu Couzinié und starteten vergebens den Internetrouter neu. Techniker von Vodafone prüften Kabel, wie auch ein Sprecher des Unternehmens bestätigte. Doch die sechs Häuser an der Rethkoppel hatten noch immer kein Signal.

Kein Internet in Hamburg-Poppenbüttel: Vodafone-Sprecher nennt Grund

Seit einigen Tagen passiere gar nichts mehr, sagt Jutta Couzinié: Beschwerde-Tickets bei O2 und Vodafone würden immer wieder geschlossen. Besonders diese Kommunikation und der Kundenservice störe die Betroffenen: „Es ist nicht möglich, Informationen zu erhalten“, sagt Couzinié. „Wir sind stinksauer.“ So sauer, dass sich die 58-Jährige beim Abendblatt meldete. Auf Anfrage hieß es von Vodafone, dass man die Situation natürlich bedauere.

Auch O2 wolle das Problem beheben, so ein Sprecher. Ein kaputtes Kabel sei verantwortlich für den Ausfall sämtlicher Kommunikationsdienste gewesen, sagte Vodafone-Sprecher Volker Petendorf dem Abendblatt. „Wir konnten die nötigen Reparaturen in Hamburg-Poppenbüttel allerdings lange nicht durchführen, weil eine anwohnende Person die Arbeiten blockiert hatte.“

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Die Person habe sich gegen die notwendigen Arbeiten vor dem eigenen Haus gewehrt, weil dort gerade erst Gehweg und Auffahrt erneuert worden waren, so Petendorf. Man habe deshalb zunächst Grundbucheinträge von der Rechtsabteilung prüfen lassen müssen, um sicherzugehen, dass die nötigen Tiefbauarbeiten rechtens sind. Inzwischen seien die Arbeiten aber abgeschlossen. „Den betroffenen Kunden stehen seit Donnerstag, 23.34 Uhr, wieder Kabel-TV, Internet und Festnetz-Telefonie zur Verfügung“, vermeldete Petendorf am Freitagmorgen optimistisch.

Anwohner in Hamburg-Poppenbüttel schließen sich gegen O2 und Vodafone zusammen

Das Problem ist nur: Das stimmt offenbar nicht. Noch immer zeigt der WLAN-Router der Ciuchinis „Keine Internetverbindung“ an, Jutta Couzinié telefoniert weiterhin mit ihrem Handy, und bei einer anderen Familie geht das Fernsehen nicht. O2 und Vodafone vertrösten weiter. „Wir werden an der Nase herumgeführt“, glaubt Anwohnerin Bianca Ciuchini.

Mehrere Nachbarinnen und Nachbarn haben sich inzwischen zusammengeschlossen. Eine Liste aller Betroffener wollen sie O2 und Vodafone vorlegen, um noch mehr Druck auszuüben, das Problem endlich zu lösen. Immerhin ein Gutes habe der Internet-Ärger, sagt Couzinié: Man rücke in der Nachbarschaft enger zusammen. „Und wenn das alles endlich erledigt ist“, sagt die genervte Anwohnerin, „dann wollen wir gemeinsam einen trinken gehen.“