Hamburg. Das schnelle Internet wird immer beliebter. Doch die Preisunterschiede in Hamburg sind groß. Wovor Verbraucherschützer warnen.

Sie versprechen „ultraschnelle Übertragungsgeschwindigkeiten“, sodass „Unterbrechungen aufgrund von Ladezeiten oder ruckelnde Bilder beim Streaming hochauflösender Inhalte“ endlich der Vergangenheit angehören: Internetanschlüsse per Glasfaserkabel.

Mit den zitierten Argumenten wirbt das Telekommunikationsunternehmen 1&1, einer der in Hamburg aktiven Anbieter. „Schnelles Internet wird auch in Privathaushalten immer mehr zum Standard“, sagt Sebastian Goebel, Produktmanagement-Vorstand der Firma. Man freue sich, immer mehr Hamburger Haushalten „Gigabit-Geschwindigkeiten zu bringen“. Damit wäre die Internet-Übertragungsrate bis zu viermal so hoch wie mit einem „klassischen“ DSL-Anschluss per Kupferkabel.

Glasfaser-Anschluss in Hamburg: Worauf man achten sollte

Tatsächlich ist die Nachfrage nach solcher Übertragungsleistung hoch. Einer bundesweiten Online-Umfrage des Vergleichsportals Verivox zufolge hätte fast jeder dritte Deutsche gerne einen Glasfaser-Internetanschluss, kann aber derzeit keinen bekommen. Nur 19 Prozent haben demnach bereits einen Glasfaser-Anschluss und weitere neun Prozent haben sich dafür vormerken lassen.

In Hamburg jedoch sind die Chancen auf einen derart schnellen Zugang zum weltweiten Datennetz überdurchschnittlich hoch: Gemäß dem jüngsten Breitbandatlas des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr ist für mehr als 52 Prozent der Hamburger Haushalte ein Glasfaseranschluss bis ins Haus oder bis in die Wohnung – im Fachjargon werden dafür meist die Abkürzungen FTTB (für Fibre To The Building) beziehungsweise FTTH (Fibre To The Home) verwendet – „verfügbar“.

Glasfaser-Anschluss in Hamburg: Je nach Technik variiert die Übertragungsleistung

Dabei heißt „verfügbar“ allerdings nicht, dass alle Bewohner eines Hauses, in das ein Glasfaserkabel führt, auch einen Vertrag abgeschlossen haben, der die Möglichkeiten dieser Technologie nutzt. Die am weitesten verbreitete Ausbauform trägt ohnehin die Bezeichnung FTTC; dies bedeutet, dass das Glasfasernetz an einem Verteilerkasten endet, der in der nächsten Straße stehen kann. Die restliche Strecke bis zum Kunden wird mit herkömmlichen Kupferkabeln überbrückt. Auf diese Weise ist Glasfaser laut Breitbandatlas sogar für 96 Prozent der Hamburger Haushalte „verfügbar“. Hierbei gilt jedoch wieder die Einschränkung: Längst nicht alle der potenziell versorgten Haushalte lassen sich wirklich anschließen.

Allerdings hat FTTC nach Angaben der Telekom einen entscheidenden Nachteil: Alle Teilnehmer, die über den Knotenpunkt versorgt werden, teilen sich die Bandbreite, die dort zur Verfügung steht. „Je mehr Haushalte, desto weniger Bandbreite ist besonders in Stoßzeiten für den einzelnen Teilnehmer vorhanden“, heißt es von der Telekom. Damit kann die tatsächliche Datenübertragungsrate weit unter der bei Glasfaser potenziell möglichen Marke von 1 Gigabit pro Sekunde liegen.

Telekom will 540.000 Hamburger Haushalten Glasfaser zur Verfügung stellen

„Wir wollen bis Ende 2025 in Hamburg 540.000 Haushalte und Unternehmensstandorte mit Glasfaser ausbauen und liegen voll im Plan“, sagt eine Telekom-Sprecherin. Allein in diesem Jahr werde man 150.000 Haushalte „ausgebaut“ haben – was wiederum nicht heißt, dass sie alle auch Kunden der Telekom werden. Es geht eben nur um die technische Bereitstellung einer Anschlussmöglichkeit. Aktuell laufen Baumaßnahmen in Farmsen-Berne, Rissen, Eilbek, Ottensen, Hoheluft und in Bergedorf. Bereits abgeschlossen sind den Angaben zufolge Ausbaugebiete in Lokstedt, Winterhude, Alsterdorf, Eppendorf und Harvestehude.

1&1 ist seit November in Niendorf und in Nettelnburg aktiv; hier sollen rund 15.000 Haushalte „in wenigen Monaten neu an das Glasfaser-Netz angeschlossen werden“, wie das Unternehmen mitteilt. Im Oktober ging es in Uhlenhorst los, dort stehen etwa 11.100 Haushalte auf dem Plan.

Knapp zehn Unternehmen bieten aktuell in Hamburg Glasfaseranschlüsse an. Dazu zählen die Telekom, Vodafone, O2, 1&1, die skandinavische Firma GlobalConnect mit der Marke HomeNet, der Familienbetrieb Willy.tel aus Wandsbek sowie Wilhelm.tel, eine Tochter der Stadtwerke Norderstedt und Telekommunikationspartner der Saga. Schnelle Internetanschlüsse mit „maximal“ 1000 Megabit/s bietet Vodafone daneben auch noch auf Basis einer anderen Technik an, nämlich über das Fernsehkabel. Diese Infrastruktur gehörte einst der Firma Kabel Deutschland, heute eine Vodafone-Tochter.

Bis zu knapp 100 Euro im Monat kann ein sehr schneller Glasfaser-Anschluss kosten

Noch komplizierter wird das Ganze dadurch, dass manche Anbieter auch die Netze von Wettbewerbern im Zuge von Kooperationsvereinbarungen für die Vermarktung eigener Verträge nutzen. So startete O2 Ende August eine bundesweite „Tarifaktion“ mit deutlich vergünstigten Preisen im Netz der Telekom. „Darüber hinaus entfallen die Erschlie­ßungs­kosten, die für Glas­faser-Anschlüsse norma­ler­weise bei bis zu 599,99 Euro liegen“, hieß es von O2. Auf der anderen Seite wirbt die Telekom in Hamburg auf Basis einer Kooperation mit Wilhelm.tel auch um Kunden, die durch das Netz der Norderstedter versorgt werden können.

Natürlich hat der Glasfaser-Komfort seinen Preis. Je nach der zugesicherten Geschwindigkeit – die Spanne reicht von gerade einmal 50 Megabit pro Sekunde bis zu 1 Gigabit/s – liegen die monatlichen Gebühren dem Vergleichsportal Check24 zufolge für Hamburg zwischen rund 25 Euro und knapp 100 Euro. Große Unterschiede gibt es auch im Hinblick auf die Kosten für die Bereitstellung eines solchen Anschlusses. Während 1&1 damit wirbt, die „kompletten Baukosten“ in Höhe von rund 800 Euro zu übernehmen, stellen andere Anbieter dafür Kosten von 600 bis 800 Euro dem neuen Kunden in Rechnung.

Verbraucherschützer warnen Hamburger vor „Haustürverträgen“ für Glasfaser-Anschlüsse

Verbraucherschützern fällt auf, dass Hamburgerinnen und Hamburger von den Telekommunikationsunternehmen oder speziell beauftragten Vertriebsfirmen „verstärkt zu Haustürverträgen gedrängt“ werden. „Tele­fon­anbieter scheinen den geplanten Glas­faser­ausbau in der Stadt zum Anlass zu nehmen, um Verbrau­che­rinnen und Verbrau­chern teure Daten- und Service­pakete anzu­drehen“, sagt Julia Rehberg von der Verbrau­cher­zen­trale Hamburg. „Dabei ist oft noch unklar, ob und wann Glas­faser­lei­tungen vor Ort verlegt werden.“ Doch hochpreisige Verträge über „Highspeed-Internet“ seien „für die Betroffenen nutzlos“, wenn entweder noch gar kein Glasfaserkabel in der Erde liegt oder die Leitungen im Wohnhaus nicht für schnelle Datenübertragungen ausgelegt sind.

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Zudem hätten die neu abgeschlossenen Verträge in der Regel eine Mindestlaufzeit von zwei Jahren. „Fragen Sie sich, ob Sie wirklich noch mehr Bandbreite für die Datenübertragung benötigen, als Ihnen bereits zur Verfügung steht“, raten die Verbraucherschützer – und „wenn Sie in einem Mehrfamilienhaus wohnen, sollten Sie zunächst klären, ob das Glasfaserkabel auch tatsächlich bis in Ihre Wohnung verlegt wird“.