Hamburg. Mehr als 50 Jahre hat ein Ehepaar hochwertige Daunendecken gefertigt. Nun macht der Kultbetrieb nach einem Schicksalsschlag zu.

„Betriebe wie unsere gibt es eigentlich nicht mehr“, hatte Hans-Jürgen Mohr vor vier Jahren bei einem Abendblatt-Besuch in seiner Werkstatt gesagt. Mehr als 50 Jahre haben er und seine Ehefrau Monika in Wandsbek Daunendecken in Handarbeit gefertigt und repariert. Damit gehörten sie schon damals zu den Letzten in Deutschland, die das traditionelle Handwerk noch fast ohne Maschinen betrieben. Jetzt muss Monika Mohr nach dem Tod ihres Ehemanns vor einigen Wochen das Geschäft aufgeben.

Hans-Jürgen Mohr, ein gelernter Textilkaufmann, hatte seine kleine Manufaktur 1969 von drei älteren Damen übernommen. In den ersten Jahren beschäftigte der Hamburger in seiner Werkstatt bis zu zehn Näherinnen, die auch Bettwäsche nähten. So kam auch seine heutige Frau vor 40 Jahren in den Betrieb. Auch wenn in den vergangenen Jahren große Anbieter den Markt bestimmten, hatte Daunen Mohr eine treue Stammkundschaft, darunter Luxushotels in der ganzen Welt.

Hamburger Handwerksbetrieb Daunen Mohr schließt nach Tod des Inhabers

Auch in einem Alter, in dem andere längst in Rente gegangen sind, stand das Ehepaar noch jeden Tag in der Werkstatt. „Wir machen das aus Liebe zum Beruf“, hatte Inhaber Hans-Jürgen Mohr 2019 gesagt. Und daran hat sich auch bis zu seinem Tod wenig geändert. Er hatte nachdem er vorher krank gewesen war, erst vor einigen Monaten noch eine neue Herzklappe bekommen. „Und dann ist er an einem Abend ganz plötzlich gestorben“, sagt seine Witwe und kämpft mit den Tränen. Ihr Mann wurde 93 Jahre alt.

Weil die Mohrs trotz intensiver Suche keinen Nachfolger gefunden haben, sollte der besondere Handwerksbetrieb zum Jahresende geschlossen werden. Jetzt muss sich Monika Mohr trotz der großen Trauer allein um die Geschäftsauflösung kümmern. „Die meisten Sachen sind schon weg“, sagt die 78-Jährige.

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Die großen Nähmaschinen hat ein junger Gründer für ein Upcycling-Projekt gekauft, die Daunen-Waschanlage übernimmt ein Gardinen- und Bettenfachhändler aus Harburg, die übrigen Daunen gehen an ein Bettengeschäft. Auch für die Füllwaage hat sich ein Abnehmer gefunden. Nicht abgeholte Daunendecken will Margot Mohr spenden.

Über Weihnachten hatten die Mohrs noch eine Abschiedsreise nach Berlin geplant. Übernachten wollten sie in einem Hotel in Schöneberg, das sie jahrelang mit Daunendecken beliefert hatten. „Als ich angerufen habe, um abzusagen, hat der Inhaber mich eingeladen, trotzdem zu kommen“, sagt Margot Mohr. Als Begleitung kommt eine langjährige Beschäftigte mit, deren Ehemann auch gerade gestorben war.