Harburg. Ganz Hamburg hat fast flächendeckend Anschlüsse mit hohen Übertragungsraten. Wo neue Breitbandprojekte geplant sind.

96 Prozent der „zu vorsorgenden Haushalte“ im Bezirk Harburg haben Zugang zu einem schnellen Internetanschluss mit einer Übertragungsrate von mindestens einem Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) beim Herunterladen von Daten. Diese Zahl nennt die Kulturbehörde in ihrer Stellungnahme auf eine Anfrage der Harburger SPD-Fraktion und bezieht sich auf Daten der Bundesnetzagentur. Anlass waren Beschwerden aus Eißendorf, Hausbruch und anderen Stadtteilen im Randbereich des Bezirks über schlechte Internetversorgung und den schleppenden Ausbau des Glasfasernetzes.

Schnelle Datenübertragung (auch Breitbandtechnik genannt) läuft vor allem durch Glasfaserkabel, kann aber auch per Kupferkabel und – etwas eingeschränkter – über Mobilfunk erreicht werden. Beim Ausbau des Glasfasernetzes sei der Bezirk Harburg sehr gut ausgestattet, so die Kulturbehörde. 74 Prozent der Haushalte können darauf zurückgreifen.

Es gibt Lücken, nicht nur in den Randbereichen des Bezirks

Allerdings gebe es noch einige Lücken, nicht nur in den Randbereichen des Bezirks. Sie sind entstanden, weil die Verlegung von Glasfaserkabeln grundsätzlich dem privaten Markt überlassen ist. Dort, wo sich der Ausbau für die Telekommunikationsunternehmen nicht lohnt, werden keine Kabel vergraben. Dies sind meist dünn besiedelte Bereiche oder Gebiete, die baulich schwerer zu erschließen sind.

Bereits 2016 hatte der Senat beschlossen, in solchen Fällen den Netzausbau zu fördern. Einziger Partner ist die Telekom. Bis zum Jahr 2025 soll mit Hilfe der staatlichen Unterstützung die Breitbandtechnik flächenhaft installiert sein. „Im Förderverfahren befanden sich im Hamburger Stadtgebiet insgesamt über 5000 Adressen, davon liegen mehr als 950 Adressen im Bezirk Harburg“, steht in der Stellungnahme der Kulturbehörde, die am Dienstagabend im Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung behandelt wurde

Wo in Kürze Maßnahmen starten

Nach Auskunft der Telekom sei der geförderte Ausbau im Bezirk Harburg an mehr als 40 Prozent der 950 Adressen abgeschlossen (Stand Mai 2022). Im ersten Quartal 2023 solle er komplett erledigt sein. Maßnahmen im Rahmen der Förderung wurden und werden demnach in Altenwerder, Cranz, Eißendorf, Francop, Harburg, Hausbruch, Heimfeld, Langenbek, Marmstorf, Moorburg, Neuenfelde, Neugraben-Fischbek und Neuland umgesetzt.

Darüber hinaus trat im Juni 2022 bundesweit eine Regelung in Kraft, die den Anspruch auf schnelles Internet einforderbar macht. Sie trägt den Bandwurm-Namen Telekommunikationsmindestversorgungsverordnung (TKMVO). Sie definiert Mindestvorgaben für das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdiensten. Die Vorgabe liegt für Festnetze bei 10 Mbit/s (Megabit/s) im Download, also hundertfach niedriger als die in Harburg großflächig verfügbaren ein Gbit/s. Der Mindestwert soll schrittweise angehoben werden. Haushalte mit langsameren Anschlüssen können sich an die Bundesnetzagentur zu wenden. Hat sie die Unterversorgung offiziell festgestellt, kann sie Telekommunikationsanbieter dazu verpflichten, den betroffenen Anschluss zu erschwinglichen Preisen mindestens bis 10 Mbit/s aufzurüsten.

Anschlussquoten im Bezirk liegen leicht unter Hamburger Durchschnitt

Die Anschlussquoten im Bezirk Harburg liegen leicht unter dem Hamburger Durchschnitt (97 Prozent bei Anschlüssen mit 1 Gbit/s und mehr). 82 Prozent der Hamburger Haushalte können das Glasfasernetz nutzen. Damit ist die Stadt im Vergleich der Bundesländer Spitze. Bundesweit hatten Mitte 2021 nur 62 Prozent aller Haushalte einen Zugang zur gigabitfähigen Datenübertragung. Generell sind ländliche Regionen naturgemäß schlechter versorgt als Städte. In städtischen Bereichen betrug die Verfügbarkeit 78,4 Prozent, „halbstädtische“ Regionen lagen bei 47,1 Prozent, ländliche Gebiete bei 22,9 Prozent. So steht es im Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Im Landkreis Harburg kümmert sich die Stabsstelle Digitale Infrastruktur/Breitband darum, dass die Versorgung mit schnellem Internet möglichst rasch ausgebaut wird. Derzeit läuft im Landkreis ein „Weiße Flecken Förderprogramm“. Es will die rund 7000 Haushalte und Gewerbebetriebe, die nicht in den Ausbauplanungen der Telekommunikationsunternehmen erfasst sind und mit Übertragungsgeschwindigkeiten unter 30 Mbit/s zu kämpfen haben, an die Datenautobahnen anschließen.

580 Kilometer Glasfaser werden verlegt

Hinzu kommen 50 Schulen. In dem Projekt werden rund 580 Kilometer Glasfaser verlegt werden. Die Kosten von 34 Millionen Euro übernimmt zur Hälfte der Bund. Weitere sieben Millionen Euro steuert das Land Niedersachsen zu. Die übrigen Kosten teilen sich der Landkreis und die Gemeinden.

Anders als private Haushalte sind viele Unternehmen darauf angewiesen, große Datenmengen in schneller Geschwindigkeit nicht nur zu empfangen, sondern auch via Internet zu versenden. Auch hier gibt es offenbar keinen Mangel. „Ich habe die betroffenen Kollegen befragt, und die sind zufrieden mit der bestehenden Situation“, sagt Jochen Killian von der Tutech. Das privatwirtschaftlich organisierte Tochterunternehmen der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und der Stadt fungiert als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie; die Digitalisierung spielt hier eine große Rolle. „Auch von den Mietern in unserem Startup-Zentrum hören wir keine Klagen.“