Zarrentin. Block-House-Gründer gibt exklusiven Einblick in sein 90-Betten-Haus unweit von Hamburg. Was Gäste erwartet, wie hoch die Preise sind.
Bis zur Eröffnung sind es noch ein paar Tage, doch die meisten Bauarbeiter sind schon abgerückt, draußen im Garten ist der Rollrasen angewachsen. An diesem Tag macht sich der Chef und Geldgeber selbst ein Bild vom Stand der Dinge. „Ich bin begeistert“, sagt Eugen Block. Aber natürlich hat der meinungsstarke und detailverliebte Hamburger Großgastronom (Block House, Jim Block) und Hotelier (Grand Elysée) nach dem ausgedehnten Rundgang durch sein neues Hotel noch einige Anregungen, Vorschläge, Ideen, Fragen.
Die Leuchtschrift über dem Eingang hätte gern noch einen Meter breiter sein dürfen, findet er, die Farbe der Eingangstür überzeugt ihn nicht. Müsste neu gestrichen werden. Dass vor dem Kamin nahe der Rezeption Polstersessel sowohl mit taubenblauem als auch cremefarbenem Bezug platziert sind, würde er so nicht machen. Und: Lässt sich auf der Speisekarte womöglich auch eine Schaalsee-Fischplatte unterbringen? „Wir schauen uns an, was der Fischer wann im Jahr anbieten kann. Aber Barsch, Hecht und Maräne sind alle eher grätig und nicht immer geeignet“, sagt Jens Niemann, der Chef im Seehotel Zarrentin.
Block House: Gründer Eugen Block eröffnet sein Seehotel in Zarrentin
Das 90-Betten-Haus ist das jüngste Projekt der Block-Gruppe in der westmecklenburgischen Kleinstadt am Südende des Schaalsees. Bereits seit den 1990er-Jahren produziert Block-Menü im Gewerbegebiet am Ortseingang die Saucen und Dressings für den Lebensmittelhandel. Aus Zarrentin kommt – außer dem Fleisch – zudem vorgegart alles, was in den eigenen Steakhäusern serviert wird. Auch das Fischhaus an der kopfsteingepflasterten Amtsstraße hoch über dem Seeufer ist Teil des Block-Firmenimperiums. Mit Restaurant und gerade mal zehn Gästezimmern hat es aber eher Gasthausgröße.
Im Seehotel schräg gegenüber ist alles einige Nummern größer: Für jedes der 45 Doppelzimmer steht ein Parkplatz in der Tiefgarage bereit, ein Teil davon mit Lademöglichkeit für E-Autos. Unter der Erde liegt auch der Fahrradraum mit Ladestation für E-Bike-Akkus, zudem steht eine Flotte von Leihfahrrädern für die Gäste bereit. Das Restaurant namens Pauls Hofküche hat 60 Sitzplätze, dient zugleich als Frühstücksraum. Der Weg zu den Tischen führt vorbei an einem der drei Bartresen, die in dem Ensemble aus drei miteinander verbundenen Gebäuden installiert wurden.
Seehotel Zarrentin: Geheizt wird mit Eis
Außerdem: Vier Tagungsräume, superschnelles WLAN aus dem Glasfaserkabel, ein Wellnessbereich mit Saunen und allerlei Fitnessgeräten, der aber wohl erst in einigen Wochen komplett sein wird. Das Herzstück des Hauses ist die Festscheune. Der Saal bietet Platz für gut 160 Menschen. Ein Raum dieser Größenordnung fehlte bislang im Ort. Fischhaus-Chef Niemann, der nun auch das Hotel führt, musste Gesellschaften mit mehr als 80 Gästen bislang regelmäßig absagen. Eine Besonderheit ist die sogenannte Eisspeicher-Heizung des Gebäudekomplexes. Die große Wärmepumpe ist mit einem mit 40.000 Liter fassenden Erdtank verbunden. Das Wasser darin vereist bisweilen, und das Hotel wird dann quasi mit Eis beheizt.
„Das Seehotel ist ein Geschenk an Zarrentin“, hatte Eugen Block vor gut zwei Jahren bei der Grundsteinlegung gesagt. Zugleich ist er überzeugt, dass das Haus wirtschaftlich erfolgreich sein wird. „Jens Niemann hat mir versichert, dass das Hotel sehr gut besucht sein wird und es bereits sehr viele Anfragen und Buchungen gibt.“
Preise für das Doppelzimmer beginnen bei 125 Euro
Der Hotelchef hat vor allem drei Zielgruppen im Blick: die Veranstalter großer privater Feiern aus Stadt und ihrem weiteren Umkreis, die prosperierenden Firmen in Mecklenburgs Westen, die Seminare, Schulungen, Kongresse organisieren und Geschäftsreisende angemessen unterbringen möchten. Und die wachsende Schar von Fahrrad- und Naturtouristen, die oft drei, vier Tage bleiben, um im Biosphärenreservat Schaalsee Ausschau nach Kranich, Adler und Biber zu halten. Die Zimmer im Fischhaus seien übers Jahr zu 80 Prozent ausgebucht, sagt Niemann.
Im Seehotel beginnen die Übernachtungspreise für zwei Personen im Doppelzimmer (vier Kategorien) inklusive Frühstück bei 125 Euro. Für Zimmer mit Seeblick und Balkon werden 185 Euro berechnet. „In Einrichtung und Ausstattung ist die geballte Erfahrung aus dem Grand Elysée eingeflossen“, sagt Block. Die Matratzen habe der Chef selbst getestet, heißt es. Der 83-Jährige nächtige bevorzugt auf straff gepolsterter Unterlage. Im Vergleich zum Luxushotel in Hamburg ist das Zarrentiner Haus allerdings zwei Kategorien tiefer angesiedelt. Es trägt drei Sterne.
Den Chefkoch engagierte Eugen Block in Hamburg
„Im Restaurant setzen wir auf ländliche Küche mit frischen Produkten aus der Region“, sagt Jens Niemann: Wild aus dem Landesforst, Räucherfisch vom Schaalseefischer, Milchprodukte aus der 20 Kilometer entfernten gläsernen Meierei statt vom Gastronomie-Zulieferer. Den Chefkoch habe man aus Hamburg abgeworben, wo der zuvor in renommierten Häusern tätig war, erzählt Block. Spätestens in der letzten Woche des Jahres wird das Küchenteam voll gefordert sein. Die Weihnachtsbüfetts und das Silvester-Arrangement sind bereits ausgebucht. „Obwohl wir keine Werbung gemacht haben.“
Die Vorgeschichte des jetzt vollendeten Projekts ist lang: Bereits Mitte des vergangenen Jahrzehnts wurde in der Stadt eine Autostunde östlich von Hamburg gemunkelt, Block plane ein großes Hotel. Da hatte er gerade den Gasthof Vier Linden erworben. Auch die Stadt war bereit, sich von einem Nachbargrundstück zu trennen. Um das Areal dazwischen aber wurde lange gerungen.
Stephan von Bülow, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Block-Gruppe, erinnert sich noch lebhaft, dass bei den finalen Verhandlungen die Verkostung einer Flasche edlen Obstbrandes hilfreich war. „Das müssen wir bei der Eröffnung alles noch mal erzählen“, findet Eugen Block. Die wird am 30. November gefeiert. Die Festscheune wird proppevoll sein.
Seehotel Zarrentin – teurer und später fertig als geplant
Womöglich werden die Festgäste dann auch von den Archäologen erfahren, die erst mal bei ausgedehnten Grabungen auf dem Baugrund Münzen und Keramikscherben aus dem Mittelalter bargen. Von zähen, die Geduld strapazierenden Verhandlungen mit den Genehmigungsbehörden, schließlich von verspäteten Materiallieferungen und knappem Fachpersonal auf der Baustelle. Die Folge: Der angepeilte Eröffnungstermin im Juni war nicht zu halten. Die Kosten schossen in die Höhe. Geplant waren 15 Millionen Euro, geworden sind es gut 20 Millionen. „Es sind aber noch nicht alle Rechnungen eingegangen“, sagt Stephan von Bülow.
Dafür steht das Seehotel auf einem Sahnestück im historischen Stadtzentrum gleich gegenüber dem Kloster, in dem heute unter anderem Standesamt und Trauzimmer untergebracht sind, und der aus Feld- und Backsteinen errichteten St.-Petrus-und-St.-Paulus-Kirche. Jens Niemanns künftig 60-köpfiges Seehotel- und Fischhaus-Team hat spezielle Hochzeits-Arrangements erdacht.
„Das Beste, was uns passieren konnte“, sagt der Bürgermeister
„Die Gebäude passen sich sehr schön in unsere Altstadt ein, das ist das Beste, was uns passieren konnte“, lobt Bürgermeister Klaus Draeger. Die Stadt sei „stolz und glücklich darüber, wie tief Herr Block mit Zarrentin verbunden ist, was er hier bereits alles verwirklicht hat“. Vom Seehotel erhofft sich das Stadtoberhaupt einen ordentlichen Schub für den Tourismus. Bislang sei die Bettennachfrage in der Saison größer als das Angebot.
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Eugen Block denkt bereits über das nächste Projekt in Zarrentin nach: Am Stadtrand würde er gern 70 bis 100 Wohnungen errichten lassen, auch für die wachsende Belegschaft bei Block-Menü. Dort steckt die Unternehmensgruppe gerade weitere 20 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion. „Wir setzen kaufmännische Prioritäten und kümmern uns gleichzeitig um bezahlbare Wohnungen für unsere Mitarbeiter“, sagt Stephan von Bülow. Der Elan des umtriebigen Patriarchen Block ist enorm. Schon 2024 will die Unternehmensgruppe den Bau eines weiteren Hotels beginnen – in Berlin.
Block House-Gründer Eugen Block hat in Zarrentin noch viel vor
In Zarrentin ist zwischen die Dämmerung hereingebrochen, und Eugen Block drängt zum Rundgang um das Seehotel. „Wir werden zum Mittelpunkt der Stadt, da muss auch das Beleuchtungskonzept stimmen.“ Später mal will er in seinem neuen Drei-Sterne-Haus am See zur Probe übernachten. Am Morgen danach dürfte er weitere Anregungen, Vorschläge, Ideen, Fragen haben.