Zarrentin/Hamburg. Der Hamburger Gastronom wollte schon 2020 seinen Geburtstag im neuen Haus feiern – doch die Eröffnung im Norden verzögerte sich.

Wenige Wochen bevor das Coronavirus Deutschland erreichte, hatte Eugen Block eine ungewöhnliche Idee, wo er im Spätsommer 2020 gerne seinen 80. Geburtstag feiern würde: im Rohbau seines neuen Hotels in Mecklenburg. Letztlich fand das Fest dann aber doch in Hamburg bei den Blocks zu Hause im Garten statt. Sogar gleich doppelt: „Vormittags und nachmittags waren jeweils 100 Gäste da“, erinnert sich der Steakhausketten-Gründer.

Die Pandemielage hatte sich damals vorübergehend etwas entspannt. Auf der Hotel-Baustelle konnte der Jubilar ohnehin nicht feiern. Entgegen dem ursprünglichen Zeitplan stand der Rohbau noch nicht. Er wird erst jetzt hochgezogen. Am Mittwochnachmittag hat Block den Grundstein gelegt für sein Seehotel Zarrentin. „Es ist eine wundervolle Bereicherung im Ortskern“, sagt er.

Tourismus: Eugen Blocks neues Hotel in Zarrentin

Das künftige Drei-Sterne-Haus im Landhausstil mit 90 Betten in 45 Doppelzimmern wird nach der im Frühjahr 2023 geplanten Eröffnung das zweite Hotel sein, das die Unternehmensgruppe Block in der Kleinstadt am Südufer des Schaalsees betreibt. Das Fischhaus Hotel am Schaalsee ist seit 2005 das erste.

Mit Restaurant, einem Saal für bis zu 80 Gäste und zehn Doppelzimmern hat es eher die Ausmaße eines größeren Gasthauses. Und es ist sehr gut gebucht. „Wir müssen viele Übernachtungsanfragen absagen“, sagt Fischhaus-Geschäftsführer Jens Niemann. Expansionspläne gibt es schon seit Langem; bis sie nun umgesetzt werden, vergingen allerdings Jahre.

Erfahrung des Grand Elysée fließt mit ein

Schräg gegenüber vom Fischhaus und in Sichtweite des historischen Klosters, der aus Feld- und Backsteinen gemauerten Kirche und der Stadtverwaltung entsteht an der kopfsteingepflasterten Amtsstraße ein Ensemble aus drei Gebäuden, die durch verglaste Gänge miteinander verbunden sind. Links das eigentliche Landhotel. In der Mitte das sogenannte Gutshaus mit Rezeption, Lobby und Seminarräumen, weiteren Zimmern im ersten Geschoss sowie Fitness- und Wellnessbereich unter dem Dach.

Rechts das Restaurant sowie ein großer, hoher Saal in rustikaler Scheunenoptik mit freiliegendem Gebälk und Platz für bis zu 160 Gäste. In die Gestaltung der Hotelzimmer, sagt Block, werde „die geballte Erfahrung des Grand Elysée Hamburg“ einfließen. Wo derzeit bereits die Betonsohle in der Baugrube liegt, entstehen eine Tiefgarage und die Räume für die Haustechnik.

Zarrentins Bürgermeister freut sich über das Hotel

„Wir freuen uns, dass es jetzt losgeht“, sagt Zarrentins Bürgermeister Klaus Draeger. Für die 5500-Einwohner-Stadt im ehemaligen Grenzgebiet sei der Tourismus ein wichtiges wirtschaftliches Standbein, die bislang insgesamt gut 30 Hotelbetten seien oft ausgebucht. „Wir wünschen uns mehr Besucher, die für einige Tage bleiben.“ Besonders wichtig sei, dass im künftigen Seehotel-Saal nun auch große Hochzeiten gefeiert werden und Veranstaltungen mit deutlich mehr als 100 Teilnehmer stattfinden könnten.

Einen so großen Raum mit Gastronomie-Service gibt es derzeit nicht in Zarrentin. Fischhaus-Chef Niemann sagt, seinem Hotel entgingen regelmäßig große und lukrative Veranstaltungen. Er wird künftig auch das Seehotel leiten. Für die Hotelzimmer setzt Niemann auf Naturtouristen, die im Biosphärenreservat Schaalsee Kraniche und Adler beobachten möchten, ebenso wie auf Geschäftsreisende, die Unternehmen im wenige Kilometer entfernten Gewerbegebiet an der Autobahn nach Berlin besuchen.

Block gilt als detailverliebt

Block nennt das Seehotel „ein Geschenk an Zarrentin. Wer außer uns würde ein solches Projekt hier wohl realisieren?“ Da schwingt noch nach, dass sich beide Seiten lange nicht über die Ausgestaltung des 15 Millionen Euro teuren Hauses einig werden konnten.

Und es waren wohl auch die hohen Ansprüche des bekanntermaßen detailverliebten Bauherrn, die dazu führten, dass es lange Zeit nicht recht voranging beim Hotelprojekt. „Das Bessere ist der Feind des Guten. Deshalb werden nicht die erstbesten Entwürfe von verschiedenen Architekten umgesetzt“, sagt Block.

Produktionshallen für Block Menü in Zarrentin

Der 40 Autominuten vom Horner Kreisel entfernten Stadt ist er seit mehr als einem Vierteljahrhundert verbunden. Wenige Jahre nach der Wende ließ der Unternehmer im Gewerbegebiet am Rande von Zarrentin Produktionshallen für Block Menü errichten. „Mir war es wichtig, Arbeitsplätze für unsere ostdeutschen Landsleute zu schaffen“, sagt er.

Heute stellen dort mehr als 200 Beschäftigte Block-Produkte her, die in den Regalen der Supermärkte stehen. Sie rühren Saucen, kochen Suppen und Beilagen, die später nur noch erwärmt und angerichtet werden müssen. Den Großteil der Produktion liefert Block Menü an andere Restaurants und an Hotelküchen.

Große Investitionen stehen an

Nun stehen in den nächsten Jahren auch wenige Hundert Meter entfernt von der Seehotel-Baustelle große Investitionen an. „Wir werden die Produktionsflächen von Block Menü annähernd verdoppeln und dort etwa 20 Millionen Euro investieren“, sagt Stephan von Bülow, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Eugen Block Holding.

Der inzwischen 81 Jahre alte Firmenpatriarch hat sich aus dem Tagesgeschäft zwar weitgehend zurückgezogen, aber er treibt weiter Immobilienprojekte voran. Das zuvor gemietete Fischhaus hat er Anfang 2020 gekauft. Vor wenigen Wochen war Richtfest für 132 Mietwohnungen an der Hufnerstraße in Barmbek. Auf dem Grundstück hatte einst die erste Zentrale des Unternehmens gestanden.

Tourismus: Block baut Hotel in Berlin

Und in Berlin hat der Bau eines Vier-Sterne-Hotels in bevorzugter Lage an der Tiergartenstraße begonnen. „Wir werden das Haus aber nicht selbst betreiben, sondern es vermieten“, sagt von Bülow. Vorerst nur Gedankenspiele kreisen um ein drittes Projekt in Zarrentin.

Dort mangelt es inzwischen eher an Arbeitskräften als an Arbeitsplätzen. Neue Mitarbeiter rekrutiert Block Menü inzwischen häufig im EU-Ausland. Doch Mietwohnungen sind rar in der kleinen Stadt am Schaalsee. Ein Grundstück, um welche zu bauen, hat Eugen Block sich bereits gesichert.