Hamburg. Hamburgs Wirtschaft soll sich bei Importen breiter aufstellen. Zudem gibt es von der Kammer einen Seitenhieb gegen den Flughafen.

Die Handelskammer warnt vor der hohen Abhängigkeit der Hamburger Wirtschaft bei Importen aus dem Ausland. Während die Ausfuhren der Hansestadt bereits stark diversifiziert seien, würden sich die Einfuhren auf wenige Produktlieferanten konzentrieren. „Die Abhängigkeit ist insbesondere bei Energie- und Metallprodukten hoch“, sagte Malte Heyne Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Die stellte am Donnerstag ihre neue Außenwirtschaftsstrategie vor, die im Wesentlichen auf einer Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zu den außenwirtschaftlichen Verflechtungen Hamburgs fußt.

Darin wird festgestellt, dass der Anteil der Importe aus Ländern mit autoritären Systemen höher ist der Exportanteil. China (14,7 Prozent) und Russland (5,5 Prozent) haben den größten Anteil mit zusammen rund einem Fünftel der Importe. Zu große Abhängigkeiten von autoritären Ländern sind schädlich für Hamburgs Wirtschaft. Das hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine gezeigt, in dessen Folge Russland den Gashahn nach Europa zudrehte.

Handelskammer warnt vor Abhängigkeit von autoritären Staaten

„Die geopolitischen Bedingungen haben sich dramatisch geändert“, sagte Kammer-Präses Norbert Aust. Er verwies auf die besondere Stellung Hamburgs als Deutschlands Außenhandelsstandort Nummer 1: „Diese Auswirkungen lassen sich hier wie durch ein Brennglas beobachten, sie treffen uns unmittelbarer als andere Regionen.“ Mit Blick auf die Politik sagte er: „Dieses Gewicht muss unsere Stadt stärker in die politische Diskussion um die richtigen Rahmenbedingungen einbringen. Die Außenwirtschaftsstrategie des Bundes kann nur mit Hamburg gestaltet werden.“

Weder die bisherige Ausrichtung auf China und Russland noch ein Rückzug auf Wirtschaftsbeziehungen mit verbündeten Staaten seien ausreichend, um den Außenwirtschaftsstandort zukunftsfest aufzustellen. Eine neue Ausrichtung benötigt dem Strategiepapier zufolge auch die Außenwirtschaftsförderung: „Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Ressourcen für die Außenwirtschaftsförderung sinken von Jahr zu Jahr. Im bundesweiten Vergleich ist Hamburg Schlusslicht“, heißt es darin.

Handelskammer Hamburg plädiert für Investitionen in Seehäfen

Laut Heyne muss eine gute Außenwirtschaftsstrategie drei zentrale Elemente beinhalten: zunächst die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Dazu gehören eine Reihe von Maßnahmen wie Bürokratieabbau, Stärkung des Industriestandorts, Investitionen des Bundes insbesondere in die Seehäfen sowie mehr Innovation. Zweiter Dimension ist Beibehaltung der Weltoffenheit. Schließlich spricht Heyne von einer Stärkung der Wehrhaftigkeit der Wirtschaft. Hamburgs wichtigste außereuropäische Handelspartner, die USA und China, würden über extraterritorial wirkende Sanktionen und Exportkontrolle bereits umfangreich wirtschaftlichen Zwang auch gegen europäische Unternehmen einsetzen. Es bedürfe einer klaren Strategie des Risikomanagements.


Schließlich spart die Handelskammer auch nicht mit Kritik am Flughafen: „Aktuell gibt es nach Auffassung vieler Unternehmen Defizite bei Abfertigungs- und Servicequalität am Hamburger Flughafen. Dies führt im Einzelfall dazu, dass der Messe- und Kongress-Standort an Geschäft verliert, weil sich Veranstalter für besser angeschlossene Austragungsorte entscheiden.“ Das bedeute einen Geschäftsverlust für weitere Branchen wie Gastronomie und Hotellerie. „Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden,“ so die Kammer.