Hamburg. Verture Farm beliefert unter anderem Edeka mit Gemüsekeimlingen. Hamburger Sanierungsexperte findet neuen Eigentümer.

Vertical Farming gilt als Trend für die nachhaltige Landwirtschaft in Städten: Um die vorhandenen Flächen möglichst effizient zu nutzen, soll die Produktion in mehreren Ebenen übereinander in Hallen oder gar Hochhäusern erfolgen. Durch die Nähe zu den Kunden in Ballungszentren sollen die Transportwege kurz gehalten werden.

Seit 2020 mischt das Kieler Unternehmen Verture Farm in dem Markt mit. Nachdem es in der ersten Phase nicht profitabel gewesen sei und im Sommer keine Anschlussfinanzierung erzielt werden konnte, rutschte das Start-up in die Insolvenz. Nun sei aber ein strategischer Übernehmer gefunden worden, teilte ein Sprecher des zuständigen Hamburger Insolvenzverwalters Jens-Sören Schröder von der Kanzlei Johlke Niethammer am Mittwoch mit.

Der Hamburger Sören Schröder ist Insolvenzverwalter des Kieler Unternehmens Verture Farm. Auch bei der Baumarktkette Max Bahr sowie den Ufa-Kinos war er in der Verantwortung.
Der Hamburger Sören Schröder ist Insolvenzverwalter des Kieler Unternehmens Verture Farm. Auch bei der Baumarktkette Max Bahr sowie den Ufa-Kinos war er in der Verantwortung. © Privat

Biolandwirtschaft: Vertical Farming – Kieler Start-up aus Insolvenz gerettet

Mit Wirkung zum 1. November werde die NATH23 GmbH (NATH steht für Northern AG-Tech Hub) aus Gönnebek (Kreis Segeberg, nahe Neumünster) den Betrieb mit Geschäftsführer und fünf weiteren Mitarbeitenden im Rahmen einer übertragenden Sanierung übernehmen. Verture Farm – das erste Wort setzt sich aus „vertical” und „future” zusammen, der Name bedeutet also „vertikaler Bauernhof der Zukunft” – könne die Kunden also auch in Zukunft mit den sogenannten Microgreens beliefern.

Diese rund zehn Tage jungen Keimlinge von Gemüse- und Kräuterpflanzen zeichneten sich durch einen besonders hohen Vitamin- und Nährstoffgehalt sowie ein intensives Aroma aus, hieß es. In dem biozertifizierten Betrieb ziehe man sie aus Bio-Saatgut und ohne Pflanzenschutz- oder Düngemittel auf. Angebaut werden folgende Sorten: Radieschen, Sonnenblumen, Brokkoli, Erbsen, Rettich, Ruccola, Koriander, Senf sowie Grünkohl.

Verture Farm: Edeka und Gastronomiebetriebe zählen zu den Kunden

Ausgeliefert werden die Keimlinge geschnitten, gewaschen, portioniert oder auch als Lebendpflanzen in kompostierbaren Pflanztöpfen. Zu den Hauptkunden der Verture Farm zählten regionale Edeka-Märkte und Gastronomiebetriebe. Das Start-up strebe nun zudem nach einer weitgehenden Digitalisierung seiner Produktionsabläufe, so zum Beispiel bei der Bewässerung und Belichtung.

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NATH23-Geschäftsführer Henning Rabe nannte Verture Farm eine „ideale Ergänzung unseres auf vielfältige Bioökonomie ausgerichteten Portfolios“. Die traditionelle Landwirtschaft sei durch den Klimawandel und hohe Energiekosten großen Herausforderungen ausgesetzt, sagte Rabe. Er sieht Wachstumspotenzial für „die Nahversorgung mit gesunden, natürlichen Produkten, wie Verture Farm sie erzeugt und vertreibt“.

Übernehmer wollen regionales Versorgungszentrum aufbauen

Mit dem Northern AG-Tech Hub soll in Gönnebek der Prototyp eines regionalen Versorgungszentrums aufgebaut werden, das aus Biomasse aller Art in nachhaltiger Kreislaufwirtschaft Naturprodukte auch jenseits der Ernährung bereitstellt. In Kooperation mit Siemens ist den Angaben nach geplant, alle naturnahen Prozesse digital zu planen, zu steuern und zu dokumentieren.