Hamburg. Hafenbetriebe und Reedereien halten Steigerung der Gebühren für falsches Signal. Wie die Behörde die Erhöhung begründet.
Eine geplante Gebührenerhöhung im Hamburger Hafen stößt auf erhebliche Kritik. Der Hamburger Hafen wird in diesem Jahr kaum wachsen. Die HHLA hat ihre Erwartungen für 2023 zurückgeschraubt. Und als besonders günstig gilt der Hafen ohnehin nicht. Dennoch hat die zuständige Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) angekündigt, ihre Hafennutzungsentgelte zum Jahreswechsel anzuheben. Im Schnitt geht es um eine Verteuerung von 6,5 Prozent.
Das ist zunächst nicht ungewöhnlich. Die Anpassung der Gebühren durch die HPA erfolgt jährlich und auch die Behörden anderer Häfen nehmen Erhöhungen vor. Dennoch gibt es Kritik: von der Hafenwirtschaft bis zu den Reedereien. „Auch wenn die reine Tariferhöhung unter der Inflationsrate liegt, bedeuten die realen Anpassungen in Summe für viele Hafenkunden eine wesentliche Verteuerung der Anlaufkosten“, sagt der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz. „Dies sehen wir vor dem Hintergrund einer sich abkühlenden Weltwirtschaft und den damit verbundenen Ladungsverlusten des Hamburger Hafens als hinderlich für die Wettbewerbsposition des Hafens an. Es ist einfach nicht dir passende Zeit für weitere Anhebungen.“
Schifffahrt: Hafengebühren steigen in Hamburg im Schnitt um 6,5 Prozent
Zudem hätte sich Bonz eine stärkere Differenzierung der Gebührenanhebung nach Schiffstypen gewünscht. „Wenn die HPA die Erhöhungen damit begründet, dass die Reedereien in der Vergangenheit gut verdient hätten, trifft das sicherlich auf die Containerschifffahrt zu. Aber zum Beispiel für Schwergutschiffe und andere Mehrzweckfrachter hätten wir uns eine Erleichterung erwünscht.“ Der Senat wolle den Universsalhafen stärken. Mit solchen Maßnahmen gelinge ihm das nicht.
Mit Kritik reagieren auch die Schiffsmakler und die von ihnen vertretenen Reedereien. „Die Inflation ist deutlich rückläufig und lag zuletzt bei 4,5 Prozent. Warum nun ausgerechnet die HPA in einem sich abschwächenden Markt darüber hinausgehen möchte, erschließt sich uns nicht. Mit dem Inflationsgeschehen lässt sich die infrage stehende Erhöhung jedenfalls nicht erklären. Hier scheint eher der Wunsch nach Mehreinnahmen im Vordergrund zu stehen“, sagt der Geschäftsführer des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler, Alexander Geisler.
Hamburg: Hafen wird teurer – Betriebe und Reedereien üben Kritik
Problematischer als die allgemeine Erhöhung der Hafengeldtarife sei aus Sicht der Schiffsmakler aber die geplante Anhebung der Kappungsgrenze zulasten der großen Containerschiffe. „Nach wie vor bestehen noch Einschränkungen bei der nautischen Erreichbarkeit des Hafens, weil die planfestgestellten und gerichtsfest beschlossenen Tiefen auf der Elbe noch nicht wiederhergestellt sind“, so Geisler, „In dieser Situation die Anlaufkosten für die großen Einheiten zu erhöhen, ist kontraproduktiv.“
Zumal sich die Erhöhung durchaus bemerkbar macht: Ein Containerschiff mit einer Stellplatzkapazität von 14.000 Standardcontainern zahlt derzeit 36.200 Euro pro Anlauf. Künftig werden es 37.300 Euro sein.
Konkurrenten sind produktiver als Hamburger Hafen
Ein Problem ist aus Sicht der Reedereien die derzeit mangelhafte Produktivität im Hafen. Denn eine hohe Produktivität und eine hohe Umschlaggeschwindigkeit der Seegüter würden die Verweildauer der Schiffe in den Häfen reduzieren und die operativen Kosten für die Hafenkunden senken. Doch genau daran hapert es zurzeit in Hamburg. Bereits vor drei Jahren hatte der Hamburger und Bremer Terminaltreiber Eurogate in einer internen Studie festgestellt, dass die Konkurrenzhäfen in der Nordsee Rotterdam und Antwerpen in ihrer Produktivität Hamburg überholt haben. Neue Umschlaganlagen könnten dort 30 bis 32 Standardcontainer in der Stunde umschlagen, hiesige Anlagen nur 20 bis 25. Die HHLA kam später zu ähnlichen Ergebnissen.
Zwar bemühen sich HHLA und Eurogate mit wachsendem Erfolg den Rückstand wieder aufzuholen. Doch nicht nur die Terminalbetriebe kosten die Kunden Zeit. Derzeit fehlt es auch an Schleppern und Festmachern. Eine Tatsache, die sich negativ auf die nautische Erreichbarkeit des Hafens auswirkt. „Im Hamburger Hafen kommt es mittlerweile regelmäßig aufgrund von Engpässen bei Hafendienstleistern wie Festmachern oder Schleppern zu Zeitverlusten und damit zu Produktivitätsverlusten“, beklagt Geisler.
Hafen Hamburg fehlt es an Schleppern und ausreichend Liegeplätzen
Laut Bonz fehlt es an ausreichend Liegeplätzen für große Schlepper. Die Kaianlagen an den Landungsbrücken seien kaum mehr nutzbar, wegen fehlender Tiefgänge. „Es ist bereits vorgekommen, dass Schlepper ihre Hochleistungsschrauben im Schlick ruiniert haben. Auch darauf müsste die HPA ihr Augenmerk richten.“
Selbst unabhängige Beobachter wie der Schifffahrtsexperte Jan Tiedemann vom Branchendienst Alphaliner sieht eine Erhöhung der Hafengebühren kritisch: „Ich verstehe, dass der Hafen selbst mit höheren Kosten kämpft. Aber das Signal an die Branche ist nicht toll.“
Hamburger Hafen: HPA verteidigt Anhebung der Gebühren um 6,5 Prozent
HPA-Geschäftsführer Friedrich Stuhrmann verteidigt die Anhebung der Gebühren: „Unser Ziel ist es, unseren Kunden im Hamburger Hafen eine leistungsfähige Infrastruktur bieten zu können. Um dies zu ermöglichen, ist mit Blick auf die Baupreisentwicklung eine Anpassung der Hafennutzungsentgelte notwendig.“ Mit den neuen Hafennutzungsentgelten vereinfachte die HPA auch die Tarifstruktur, was den Aufwand verringere.
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Es gebe zudem auch Erleichterungen wie die Ausweitung des Mengenrabatts für Kunden, die regelmäßig den Hamburger Hafen anlaufen. Den Vorwurf, zu teuer zu sein, weist die HPA zurück: „Hafennutzungsentgelte machen in Hamburg, wie in anderen Häfen, nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Hafenkosten aus. Hamburg ist diesbezüglich nicht der teuerste Hafen in Europa“, so ein Sprecher. Die Preise anderer Dienstleister in der Logistikkette könne die HPA nicht kommentieren, zumal sie in der Regel nicht veröffentlicht würden.