Hamburg. Finanzaufsicht segnet Offerte ab. Nun haben die Aktionäre das Wort. Ein Nein des HHLA-Vorstands ist von der Stadt nicht erwünscht.

Die geplante Übernahme von 49,9 Prozent des Hamburger Hafenkonzerns HHLA durch die Schweizer Reederei MSC hat eine wichtige Hürde genommen. Am Mittag genehmigte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) das Übernahmeangebot und veröffentlichte es kurz darauf auf ihrer Seite. Auch die Reederei MSC veröffentlichte das Angebot, das mit allen Anlagen insgesamt 104 Seiten umfasst.

Im Kern wird in dem Papier noch einmal ausführlich dargestellt, was der Hamburger Senat und MSC am 13. September im Rathaus miteinander vereinbart hatten. MSC soll über den Ankauf sämtlicher frei an der Börse gehandelter HHLA-Aktien etwa 30 Prozent der Hamburger Hafen und Logistik AG übernehmen. Weitere rund 19 Prozent soll die Reederei von der Stadt erwerben, sodass diese ihre HHLA-Anteile von derzeit mehr als 69 Prozent auf 50,1 Prozent reduziert.

MSC Deal: BaFIn erteilt grünes Licht für HHLA-Teilübernahme

Der Preis liegt bei 16,75 Euro pro HHLA-Aktie. Alle Inhaber von HHLA A-Aktien können das Angebot ab heute annehmen und ihre A-Aktien zu diesem Preis veräußern. Dieser Angebotspreis entspreche einem Aufschlag von 45,15 Prozent gegenüber dem letzten unbeeinflussten Schlusskurs am 12. September, teilte MSC mit. Nach Abschluss der Transaktion soll die HHLA von der Börse genommen werden.

Die S-Aktien, in denen die HHLA ihre Immobilien wie Speicherstadt und Fischmarkt verwaltet, werden nicht verkauft. Zwar bietet MSC auch für diese Aktien (38,96 Euro pro Wertpapier), im Zuge einer Vereinbarung mit der Stadt werden diese Aktien aber nicht tatsächlich angedient.

MSC steigt nicht direkt, sondern eine Tochter in Zypern bei HHLA ein

Im Gegenzug zum Teilverkauf verspricht MSC, ihre Deutschlandzentrale nach Hamburg zu verlegen und aufwachsend Umschlagsmengen nach Hamburg zu schaffen – bis zu eine Million Standradcontainer ab dem Jahr 2031.

Die Abwicklung des Geschäfts läuft nicht über MSC direkt, sondern über die SAS Shipping Agencies Services, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Sitz in Luxemburg. Die SAS ist die operative Kerngesellschaft von MSC bezüglich Terminal- und Logistikbeteiligungen. Die SAS ist wiederum zu 100 Prozent Tochter der SAS Shipping Agencies Services Limited, eine Gesellschaft mit Sitz in Limassol, Zypern.

Vorstand darf operativ planen, soll aber Stadt und MSC dabei einbinden

Das ist insofern interessant, als in dem Übernahmeangebot auch steht, wie MSC und die Stadt Hamburg sich die künftige Zusammenarbeit vorstellen: Demnach sollen HHLA-Vorstand und -Aufsichtsrat zwar eine wirtschaftliche und strategische Planung für die HHLA, insbesondere einen kurz- und mittelfristigen Business-Plan, ein Budget sowie einen Investitionsplan aufstellen. Dabei sollen die Stadt über ihre Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV) und SAS konsultiert „... und die Hinweise und Anregungen von HGV und SAS für diese Planungen nach Möglichkeit berücksichtigt werden“.

Weitgehende Mitspracherechte im Hause HHLA haben also künftig die HGV und eine Firma mit Sitz in Zypern. Sie entsenden künftig jeweils drei Vertreter in den Aufsichtsrat. Die HHLA wollte sich am Montag nicht äußern. Eine Sprecherin sagte lediglich: „Der Vorstand der HHLA wird gemäß seiner rechtlichen Pflichten in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat das vorliegende Angebot unvoreingenommen, sorgfältig und ergebnisoffen prüfen – im besten Interesse aller Stakeholder und damit der Mitarbeitenden, Kunden und Aktionäre des Unternehmens.“

MSC Deal: HHLA-Vorstand soll sich nicht dagegen aussprechen

Gar so ergebnisoffen dürfte die Prüfung allerdings nicht ausfallen. Denn die Vereinbarung zwischen MSC und der Stadt weist auf eine Gesellschafteranweisung hin, die eine Ablehnung durch die HHLA quasi unmöglich macht.

So heißt es unter 8.2.1 der Vereinbarung: „HGV hat sich in dem verbindlichen Vorvertrag verpflichtet, soweit gesetzlich möglich und im Rahmen der Befugnisse der HGV als Mehrheitsaktionär der HHLA dafür zu sorgen, dass der HHLA-Vorstand und der HHLA-Aufsichtsrat das Übernahmeangebot befürworten und unterstützen und davon absehen, solche Maßnahmen oder Schritte einzuleiten, welche das Übernahmeangebot beeinträchtigen, behindern oder verhindern oder auf andere Weise nachteilig beeinflussen.“

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Die HHLA will nun innerhalb der kommenden zwei Wochen eine „begründete Stellungnahme“ veröffentlichen. Am 20. November um 24 Uhr endet das Angebot. Die Reederei MSC kauft inzwischen weiter HHLA-Aktien. Sie hält inzwischen 3,79 Prozent der Anteile.