Hamburg. Nach Insolvenz und Übernahme setzt neuer Inhaber auf anderes Konzept und neue Filialen. Finanz-Geschäftsführer hat Firma verlassen.

Der neue Inhaber des Hamburger Schuhfilialisten Görtz drückt aufs Tempo. Im Juli hatte Bolko Kissling das Traditionsunternehmen aus der Insolvenz gerettet und eine neue Strategie angekündigt. Als erster Schritt ist der 61-Jährige mit sofortiger Wirkung alleiniger Geschäftsführer aller Görtz-Gesellschaften. Bereits Ende Juli war der langjährige Geschäftsführer Frank Revermann bei Görtz ausgeschieden. Wie jetzt bekannt wurde, ist auch Finanzchef Tobias Volgmann seit Ende September raus.

Auf Anfrage des Abendblatts zu den Hintergründen erklärte der neue Görtz-Chef, der Abgang sei bereits mit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens vertraglich geregelt worden – „in gegenseitigem Einvernehmen“. Er wolle den Neustart mit neuem Personal voranbringen. Volgmann, der 2021 vom Süßwarenhersteller Arko gekommen war, werde übergangsweise wie schon Revermann beratend für Görtz tätig sein. Für die Nachfolge beider Topposten liefen Gespräche mit potenziellen Kandidaten.

Görtz Hamburg: Schuhhändler zeigt neue Konzepte nach radikalem Sanierungskurs

Zunächst will Kissling, der aus der Logistikbranche kommt und Geschäftsführer von CK Technology Solutions in Wien ist, die Weiterentwicklung von Görtz allein vorantreiben. Im Zuge des Sanierungsprogramms war das Filialnetz seit der Insolvenzanmeldung im September 2022 auf knapp 50 Standorte zusammengekürzt worden, etwa 1000 Arbeitsplätze wurden abgebaut. Jetzt will der neue Eigentümer den 1875 gegründeten Schuhhandel in eine neue Ära führen.

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Dabei soll das Schuhsortiment wieder hochwertiger werden und mehr Service angeboten werden. Außerdem will er in ausgewählten Filialen einen sogenannten Lifestyle-Bereich integrieren, in dem es neben angesagten Marken auch passende Kleidung gibt. „Vom Frühjahr 2024 an können Kunden bei uns komplette Outfits kaufen“, hatte Kissling im Abendblatt gesagt. Unter dem Namen „Görtz Lounge“ startet zudem ein Konzept mit hybriden Nachbarschaftsläden, in die unterschiedliche Serviceangebote integriert werden sollen.

Görtz Hamburg: So sieht der Schuhladen der Zukunft aus

In Kürze soll ein Geschäftsführer für den Bereich den Dienst antreten, die ersten Läden könnten Anfang 2024 eröffnen, so der Geschäftsmann, der aus Hamburg kommt und lange in den USA gelebt hat. Im klassischen Schuhhandel hat er inzwischen im niedersächsischen Oldenburg eine Filiale wiedereröffnet, die erst im Sommer geschlossen worden war. Auch in Bochum will Görtz schon bald wieder aktiv werden. Ein weiterer Fokus liegt in Österreich. Dort sollen gleich mehrere Standorte eröffnen.