Hamburg. Iluxi bietet Premium-Bekleidung für Frauen und Männer. Vom ungewöhnlichen Geschäftsmodell sollen Kunden und Hersteller profitieren.

Edgar Rosenberger hat im Modehandel schon so ziemlich alles gesehen. In den 1980er-Jahren holte der Hamburger H&M nach Deutschland, er hat Esprit als Bekleidungskette groß gemacht und später mit Ipuri eine eigene Marke gegründet. Seit einigen Jahren konzentriert er sich auf seine Beratungsfirma, sitzt bei mehreren großen Unternehmen im Aufsichtsrat. Eigentlich könnte er es ruhiger angehen lassen. Stattdessen wagt er mit 70 Jahren noch mal einen Neustart. Gemeinsam mit einem Partner auf Mauritius hat er ein neues Modelabel gegründet, mit dem er den Markt noch mal aufmischen will. Der Name: Iluxi.

„Unser Konzept setzt auf eine nachhaltige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Produzenten. Dadurch können wir hochwertige Produkte zu vernünftigen Preisen anbieten“, sagt Edgar Rosenberger im Abendblatt-Gespräch. Gerade erst sind er und sein Team in größere Räume im Streit‘s Haus in der Hamburger Innenstadt gezogen. Noch ist die Firmenzentrale etwas improvisiert, aber die erste Kollektion ist da.

Mode Hamburg: Iluxi startet mit 100 Teilen für Frauen und Männer

Pullover und Jacken in feinster Kaschmir- oder Merino-Qualität, Shirts, Hemden, Blusen und Hosen aus hochwertiger Pima-Baumwolle, dazu Mützen und Schals. Was man in Herbst und Winter gern trägt – und das Gegenteil von schnelllebigen Modetrends, sogenannter Fast Fashion. Das Sortiment umfasst etwa 100 Teile für Frauen und Männer. Die Designs sind puristisch, modern interpretiert, mit hohem Anspruch an Langlebigkeit und Passform. „Eine neue Form von Luxus“, nennt Rosenberger das.

An diesem Donnerstag startet der Verkauf. Erhältlich sind die Iluxi-Modelle ausschließlich über den Onlineshop. Es soll eine Hauptkollektion geben, die mit saisonalen Outfits und limitierten Entwürfen, etwa in Zusammenarbeit mit bekannten Designern, ergänzt wird. „Eine weitere Besonderheit: Bei uns weiß man genau, woher jedes einzelne Teil stammt“, sagt Co-Gründer Rosenberger. Per Mausklick, verspricht er, lassen sich der Weg in die Herkunftsfabriken von Jacken, Pullis und Shirts verfolgen. Aktuell arbeitet Iluxi mit elf Produzenten in Afrika zusammen, konkret auf Mauritius und Madagaskar.

Modemarke Iluxi arbeitet ohne Zwischenhändler

Der Kontakt war entstanden, als Rosenberger vor einigen Jahren Honorarkonsul von Maurititus in Hamburg wurde. Darüber lernte er seinen Geschäftspartner Arif Currimjee kennen, der über viel Erfahrung in der Bekleidungsproduktion verfügt und jetzt die Geschäfte von Iluxi in dem Inselstaat leitet. Gemeinsam entwickelten sie in den vergangenen zwei Jahren ihr Geschäftskonzept auf Grundlage des sogenannten Manufacturer-to-Consumer-Modells. Das steht für den direkten Weg vom Hersteller zum Kunden, ohne viele – und teure – Zwischenschritte in der Markenbildung und im Handel.

„Wir verkürzen die Lieferkette auf zwei Stationen: Produktion und Webshop. Dies ermöglicht uns, bessere Produkte schneller und günstiger als vergleichbare Marken anzubieten“, sagt Handelsexperte Rosenberger. Die Preise starten ab 24,90 Euro für Shirts. Wollpullover sind ab 79 Euro im Angebot. Im oberen Preissegment gibt es auch einzelne Teile um 300 Euro. Ein weiterer Vorteil: Der direkte Austausch mit den ausgesuchten Herstellern aus einer Region stelle sicher, dass die Standards bei Mindestlohn, Arbeitsbedingungen und Umweltauflagen eingehalten würden. „Wir haben mehr Einfluss auf die Produkte.“

Textilhandel ist unter Druck und verändert sich

Der Modehandel steht seit einigen Jahren massiv unter Druck. Während der Corona-Pandemie mit monatelangen Geschäftsschließungen, ausgefallenen Veranstaltungen und einer Verschiebung der Büroarbeit ins Homeoffice waren die Umsätze in der Branche drastisch eingebrochen. Gekauft wurde zunehmend online. Inzwischen verzeichnen die Händler zwar wieder steigende Erlöse, aber mehrere Insolvenzverfahren von großen Bekleidungs- und Schuhhändlern machen den notwendigen Wandel im Markt deutlich.

„Es zeigt, dass eine vielstufige und komplizierte Wertschöpfungskette nicht mehr funktioniert. Die Mode ist oft ‚overdesigned‘, weil das Fast-Fashion-Segment mit seinen bis zu zehn Kollektionen pro Jahr gezwungen ist, dauernd etwas Neues anzubieten“, sagt Rosenberger. Das werde weder gebraucht noch sei es nachhaltig. „Wir versuchen einen einfachen Weg zu gehen und nicht das zu machen, was andere gerade in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringt.“ Denn auf der anderen Seite drängen Anbieter, die Kleidung mit Preisen auf Disounterniveau auf den Markt werfen. Das sind nicht nur bekannte Händler wie Kik, Woolworth oder seit neuestem auch Pepco. Besonders aggressiv ist der Onlineshop Shein, der mit immer neuen Billigangeboten in den sozialen Medien wirbt und die Waren direkt aus China verschickt.

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Für die Gründung von Iluxi hat Rosenberger elf Investoren, größtenteils aus dem Handel, zusammengetrommelt. Auch der ehemalige Ikea-Konzernchef Anders C. Moberg ist den Angaben zufolge dabei. Konkrete Angaben über das Startkapital und die Wachstumsziele will Rosenberger nicht machen. „Wir fangen jetzt erst mal an.“

Mode Hamburg: Iluxi soll Kleidung schneller und günstiger machen

Das Iluxi-Team in der Hamburger Firmenzentrale besteht im Moment gerade mal aus einem guten Dutzend Frauen und Männer, die für die Bereiche Design, Verkauf und Marketing zuständig sind. An einer Wand hängen schon die ersten Entwürfe für die Saison Frühjahr/Sommer 2024. „Das gegenwärtige System der Bekleidungsindustrie muss sich neu ordnen“, sagt Rosenberger. Er ist selbstbewusst genug zu sagen, dass er sich mit seiner Neugründung auf dem richtigen Weg sieht.