Hamburg. Konflikt um Bezahlung der Fahrerinnen und Fahrer der Hamburger Sammeltaxis spitzt sich zu. Gewerkschaft attackiert VW-Konzern.

Die IG Metall spricht von „skandalösen Zuständen“, „Arbeiten nahe der Prekariatsgrenze“ und den „miesesten Arbeitsbedingungen“ im gesamten VW-Konzern. Die Auseinandersetzung zwischen der Gewerkschaft und dem Hamburger Fahrdienst Moia, einem Tochterunternehmen des Wolfsburger Automobilkonzerns, spitzt sich zu. Benjamin Hübner von der IG Metall in Hamburg kündigte jetzt gegenüber dem Abendblatt an: „Es wird zeitnah einen Warnstreik bei Moia geben. Der Termin steht bereits fest. Wir können ihn aus taktischen Gründen aber noch nicht nennen, weil sich der Arbeitgeber sonst darauf vorbereiten kann.“

IG Metall: „Skandalöse Zustände“ bei Moia – bald Warnstreik

Der Konflikt dreht sich vor allem um die Bezahlung der etwa 1200 Moia-Fahrerinnen und -Fahrer in Hamburg und Hannover. „Ein Großteil von ihnen bekommt 13 Euro Stundenlohn. Damit liegen sie nur knapp über Mindestlohn“, sagt Hübner. Die Arbeitszeit betrage 174 Stunden pro Monat, Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden nach Angaben der Gewerkschaft nicht gezahlt.

Bereits seit Monaten verlangt die Gewerkschaft daher einen Tarifvertrag bei Moia. Die VW-Tochter solle den Lohn der Beschäftigten um 5,2 Prozent erhöhen sowie eine zusätzliche Inflationsausgleichsprämie zahlen.


Nun aber, so Hübner, habe die Volkswagen-Arbeitgeberseite bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde die Tarifbemühungen der IG Metall für gescheitert erklärt. „Das ist ungewöhnlich früh für ein Unternehmen des VW-Konzerns“, sagt der Gewerkschafter. Mehr noch: Moia drohe nun mit Standortschließungen und einem drastischen Personalabbau.

Verkehr Hamburg: „Dann steht die Moia-Flotte still“

Die Gewerkschaft kündigt an: „Wenn Volkswagen zulässt, dass Moia mit so schmutzigen Rahmenbedingungen Fahrer beschäftigt, werden wir unsere Konsequenzen ziehen. Die Kolleginnen und Kollegen sind absolut bereit, für ihre Anliegen auch Flagge zu zeigen. Dann wird die Flotte stillstehen!“ Der IG-Metaller Hübner ist überzeugt, dass sich die Beschäftigten nicht werden einschüchtern lassen. „Bei einer Bezahlung knapp über Mindestlohn haben sie nichts zu verlieren.“

Moia verwies in einer Stellungnahme darauf, dass man eine eigenständige Gesellschaft innerhalb des VW-Konzerns sei. Man biete den Fahrerinnen und Fahrern „attraktive Arbeitsbedingungen“ und habe 1000 Euro Inflationsausgleichsprämie gezahlt. Ein Moia-Sprecher sagte: „Laut den regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen liegt die Arbeitszufriedenheit der Fahrer im Durchschnitt bei über 80 Prozent.“