Wolfsburg (dpa/lni). VW enthüllt erstmals ein Auto dort, wo es gebaut wird: direkt im Wolfsburger Stammwerk. Der verunsicherten Belegschaft soll der Verbrenner Tiguan Hoffnung auf eine bessere Auslastung geben.
Den Ort der Weltpremiere der dritten Generation des Tiguan hatte Volkswagen mit Bedacht gewählt: Nicht auf der Automesse IAA in München vor zwei Wochen, wo das Kompakt-SUV noch getarnt zu sehen war, oder rein virtuell wie Ende August beim Passat, sondern in Wolfsburg direkt im Werk wurde das Fahrzeug am Dienstag enthüllt - dort, wo das Auto auch gebaut wird. Mehr als 10.000 Mitarbeiter waren bei der Betriebsversammlung dabei.
„Für das Unternehmen und den Standort Wolfsburg ist das Kompakt-SUV ein ganz wichtiges Modell“, sagte Schäfer. Seit dem Start der ersten Generation 2007 wurden weltweit mehr als 7,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Seit 2018 ist es das meistverkaufte Modell der Marke. Daran wolle man mit der dritten Generation des Verbrenners, die es erneut als Benziner, Diesel und Plug-in-Hybrid geben wird, anknüpfen. Die Produktion in Wolfsburg soll im Herbst anlaufen, der Verkauf Anfang 2024 starten.
Blume von Selfie-Fotografen umlagert
Betriebsratschefin Daniela Cavallo, von der nach eigenen Angaben die Idee zur Premiere im Werk kam, sprach von einem „besonderen Zeichen der Wertschätzung“, dass das Auto als erstes vor der Belegschaft gezeigt wurde. Konzernchef Oliver Blume nutzte die Gelegenheit sichtlich gut gelaunt zum Bad in der Menge - und war sofort von Mitarbeiter umlagert, die ein Selfie mit dem Chef wollten.
Es war das erste Mal, dass VW eine Weltpremiere im Rahmen einer Betriebsversammlung durchführte. Damit will Markenchef Schäfer vor allem ein Signal in Richtung der verunsicherten Belegschaft senden. „Gerade in jetzigen Zeiten ist das wichtig“, sagte er. Das von ihm im Juni angekündigte milliardenschwere Effizienzprogramm verlange „jedem und jeder viel ab“. Über die Ausgestaltung wird derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt, bis Oktober sollen Ergebnisse vorliegen.
Tiguan soll Auslastung verbessern
Das VW-Stammwerk ist seit Jahren schlecht ausgelastet. Derzeit fallen wegen fehlender Motorteile aus Slowenien Schichten aus, die betroffenen Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit. Und auch der Elektro-Hoffnungsträger ID.3, der im Herbst auf demselben Band wie der neue Tiguan anlaufen soll, hat an Glanz verloren, seit die Nachfrage nach E-Autos stockt. Im Zwickauer Werk, das Wolfsburg beim ID.3 eigentlich entlasten sollte, fallen deswegen mehr als 200 befristete Stellen weg.
Entsprechend groß ist in Wolfsburg die Hoffnung auf den neuen Verbrenner-Tiguan. Der, so brachte es Produktionsvorstand Christian Vollmer unter dem Applaus der Belegschaft auf den Punkt, bedeute vor allem eins: „Arbeit!“
Letzte Verbrenner-Generation des Tiguan
Laut Schäfer dürfte es die letzte komplett neue Generation des Tiguan sein, die als Verbrenner an Start geht. 2026 soll zusätzlich ein E-Auto im Tiguan-Format folgen, der Verbrenner parallel weiterlaufen. Ob das Elektro-SUV dann bereits ID.Tiguan heißen wird, ließ Schäfer noch offen. „Klar Ist, dass wir ikonische Namen wie Golf, Tiguan und GTI nicht aufgeben werden, sondern sie in die elektrische Welt überführen. Aber das muss zu den VW-Genen passen.“