Hamburg. Hamburg investiert im Hafen weiter in Landstrom – mit der Flotte von Aida Cruises als Nutzer. Dem Nabu geht das nicht weit genug.
Aida Cruises will auch in den nächsten fünf Jahren in Hamburg weiterwachsen. Eine entsprechende Vereinbarung, die auch den weiteren Bezug von Landstrom vorsieht, unterzeichneten die Reederei, die Hamburg Port Authority (HPA) und die Stadt Hamburg am Freitag an Bord der „Aidasol“.
Das Kreuzfahrtschiff legte am Morgen nach einer zwölftägigen Nordeuropatour am Hamburg Cruise Center Altona an – und nutzte die dortige Landstromanlage.
Aida Cruises will in Hamburg weiter Landstrom nutzen
Man baue das Landstromangebot in Hamburg massiv aus, sagte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard: „Es wird sehr bald an allen Kreuzfahrtterminals Landstromzugang zur Verfügung sein.“ Die SPD-Politikerin verband damit den Appell an die Reedereien, dieses Angebot auch zu nutzen. Das sei gut für die Luft in der Stadt und den Klimaschutz.
Der Naturschutzbund (Nabu) ging weiter und forderte eine Pflicht für die Abnahme von Landstrom. Die Hamburger hätten „ein Recht – und der Senat die Pflicht – vor den negativen Auswirkungen erheblicher Stickoxid-, Feinstaub und vor allem krebserregender Rußemissionen aus der Kreuzfahrtindustrie geschützt zu werden“, sagte der Hamburger Vorsitzende Malte Siegert: „Und das geht eben nur mit Landstrom.“
Wirtschaftssenatorin befürchtet Standortnachteile bei Landstrompflicht
Die Senatorin konterte, dass es die Landstrompflicht in Europa nicht gebe. Würde man sie in der Hansestadt einführen, hätte man in dem intensiven Wettbewerb insbesondere in den Wintermonaten einen Standortnachteil. Man setze sich aber auf europäischer Ebene dafür ein. Es würden sich auch immer mehr Reedereien dem Thema zuwenden.
„Wir sind die erste Kreuzfahrtreederei, die mit der Nutzung von Landstrom in Europa begonnen hat“, sagte Aida Cruises-Präsident Felix Eichhorn. Weltweit gebe es derzeit aber nur 30 Häfen, die Landstromanlagen haben. Allein Aida laufe aber 300 Häfen an.
Landstromnutzung sei für die Reederei zwei- bis dreimal teurer
Seit 2017 habe man 70-mal in der Hansestadt Landstrom bezogen, obwohl dieser um den Faktor zwei bis drei – je nach aktuellen Preisen für Strom und Diesel – teurer sei. Grundsätzlich wolle man den Ausbau solcher Anlagen weiter unterstützen, sagte Eichhorn: „Wir freuen uns sehr, dass wir auf Steinwerder kurzfristig in den nächsten Monaten eine Anlage bekommen.“ Denn der Großteil der Anläufe von Aida-Schiffen finde nicht in Altona, sondern auf der südlichen Elbseite statt.
Die Landstromanlage auf Steinwerder sei weitgehend fertig, sagte HPA-Chef Jens Meier. Man warte noch auf das „Übergabefahrzeug für das Kabelmanagement“. Dann werde dieses installiert. „Wir werden sicherlich noch in diesem Jahr erste Tests fahren“, sagte Meier. Insgesamt investiere man rund 70 Millionen Euro in Landstromanlagen für Passagierschiffe.
Landstromanlage auf Steinwerder soll im nächsten Sommer laufen
Der Regelbetrieb auf Steinwerder sei für das nächste Jahr geplant. Spätestens ab dem Sommer soll er stabil laufen und den Reedereien die Chance geben, darauf zurückzugreifen. Aida wolle mit der gesammelten Erfahrung bei den Integrationstests behilflich sein und stehe auch für die Eröffnung zur Verfügung, sagte Eichhorn.
Außer Aida wollen laut Meier auch andere Reedereien wie Tui Cruises, Hapag-Lloyd Cruises, Norwegian Cruise Lines, Hurtigruten und Mediterranean Shipping Company (MSC) Landstrom beziehen. Im nächsten Jahr solle eine dreistellige Zahl an Schiffen damit versorgt werden. Das wäre schon ein ordentlicher Pusch nach vorn.
Hamburg erwartet mehr als eine Million Passagiere dieses Jahr
Die Kreuzfahrtbranche hat sich nach der coronabedingten Pause wieder stark entwickelt und liegt auf Rekordkurs. „Wir sind uns sicher, dass wir dieses Jahr die magische Zahl von einer Million Passagiere in Hamburg überschreiten werden“, sagte Meier. Das wäre das beste jemals erzielte Ergebnis.
Aida will in diesem Jahr mit neun verschiedenen Schiffen der Kussmund-Flotte den Hamburger Hafen zusammen 124-mal anlaufen. Das sei fast die Hälfte aller Anläufe von Kreuzfahrtschiffen in der Stadt, bei Passagieren liege man sogar deutlich über der Hälfte, so Eichhorn. Teil der Vereinbarung ist auch, in den nächsten Jahr Schiffs- und Passagiervolumina zu garantieren.
1,3 Millionen Passagiere hatte die Reederei 2019 insgesamt. Derzeit sammle man noch Buchungen ein, so Eichhorn: „Wir sind sehr optimistisch, an diese Zahl mindestens heranzukommen.“
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Das Unternehmen sei in der Stadt stark gewachsen und habe mehr als 400 Beschäftigte an der Elbe. Knapp 100 Mitarbeiter arbeiten bei Aida Entertainment und verantworten vom Kiez aus die Shows in den Theatern sowie die Animation. Der maritime Bereich sitze in der HafenCity und organisiere Werftaufenthalte, den Schiffsbetrieb, den Neubau – und die weitere Dekarbonisierung.