Hamburg. Die Branche lockt wieder viele Gäste an und feiert sich selbst in Hamburg. Welche Besonderheit es in diesem Jahr gibt.
Aus den Boxen klang der Coldplay-Klassiker „Sky full of Stars“, der Himmel wurde von einem spektakulären Feuerwerk illuminiert, und am Rand der Elbe drängelten sich Touristen und Einheimische, um sich den ersten Teil der Auslaufparade bei den Hamburg Cruise Days bei traumhaften Spätsommerwetter anzuschauen.
Nach und nach fuhren die „AIDAPrima“, „Mein Schiff 6“, „Vasco da Gama“ sowie die „World Voyager“ die Elbe hinauf. Am Sonntag werden weitere Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen verabschiedet.
Hamburg Cruise Days 2023 sind ein wichtiger Tourismusfaktor für die Stadt
Es ist eines der wichtigsten maritimen Events in Hamburg und zieht viele Besucher an: Zum neunten Mal lud der Hamburger Hafen zu den sogenannten Hamburg Cruise Days ein, dem großen Festival der Kreuzfahrtindustrie. Vom 8. bis zum 10. September präsentierten zahlreiche Reedereien neun Schiffe im Hamburger Hafen, darunter erstmals drei Flusskreuzfahrtschiffe, von denen eines, die MS „Sans Souci“ der kleinen Privat-Reederei Peter Grunewald, als Premiere auch an der großen Parade am Sonnabend teilnehmen wird. Rund 250.000 Besucher wurden zu der dreitägigen Veranstaltung erwartet.
„Nachdem wir 2021 aufgrund von Corona das Kreuzfahrtfestival absagen mussten und 2022 nur in verringertem Umfang feiern konnten, sind die Cruise Days in diesem Jahr in alter Stärke zurück“, sagte Veranstalterin Katja Derow. Das verspricht auch die Anzahl der schwimmenden Besucher: Neben den drei Kreuzfahrtschiffen „AIDAprima“, „AIDAperla“ und „AIDAsol“ vom Hauptsponsor Aida Cruises werden die Artania“ (Phoenix Reisen), „Mein Schiff 6“ (Tui Cruises), MS „Frederic Chopin“ (Thurgau Travel), MS „Sans Souci“ (Plantours Kreuzfahrten), „Vasco da Gama“ und „World Voyager“ (beide Nicko Cruises) über die drei Tage verteilt, zu sehen sein.
Cruise Days 2023 – mehr Kreuzfahrtschiffe, aber weniger Geld
Damit gab es in diesem Jahr fast doppelt so viele Kreuzfahrtschiffe zu bewundern wie im vergangenen. Bei der abgespeckten Veranstaltung 2022 waren es nur fünf. Hauptattraktion waren wieder die Vorführungen auf dem Wasser: Am Freitag war eine „Rhapsody in Blue“ geplant, – in Anlehnung an die Komposition des US-amerikanischen Komponisten George Gershwin. Dabei wurde die „Vasco da Gama“ begleitet von Musik und blauem Feuerwerk in Szene gesetzt. Höhepunkt war am Sonnabend die große Parade mit Lichtshow und Feuerwerk. Moderiert wurden die Veranstaltungen vom Hamburger Schauspieler Marek Erhardt.
Auch an Land gab es ein buntes Rahmenprogramm mit einer großen Bühne am Landungsbrückenvorplatz, einem Riesenrad und zahlreichen Aktionen. Für die jüngeren Besucher wurde nahe der Elbphilharmonie eine Kinderwelt eingerichtet, mit Mitmach-Zirkus und Kinderschminken.
Lichtkünstler Michael Batz taucht den Hafen wieder in Blau
Die Reedereien stellen sich zudem den Besuchern vor. Aida lässt tonnenweise Sand für einen Beachclub an die Kehrwiederspitze kippen und baut eine Originalkabine des neuesten Flottenzuwachses „AIDAcosma“ auf. Die Reederei Cunard kam mit einem Showtruck, um auf die neue „Queen Anne“ aufmerksam zu machen, die 2024 vom Stapel läuft. MSC bot Musik und Tanz sowie Essen auf einer eigenen Promenade. Und wer das nötige Geld locker hatte, konnte gleich vor Ort seine nächste Reise buchen.
Den Startpunkt setzte aber kein Schiff, sondern wieder einmal der Lichtkünstler Michael Batz. Er hatte bereits am Freitag sein Lichtkunstwerk Blue Port Hamburg gestartet und den Hafen in blauem Licht in Szene gesetzt. Gebäude, Brücken und Schiffe werden dabei illuminiert, insgesamt 4000 Lichtpunkte sollen es sein. Erstmals werden alle Leuchten über Zeitschaltuhren gesteuert und von 20.30 Uhr bis 0.30 Uhr ihr Licht verbreiten.
Hafeninszenierung weckt Emotionen
„Die Hamburg Cruise Days sind im Zusammenspiel mit dem Blue Port einzigartig. Sie sind bei vielen Hamburgern und Hamburgerinnen sowie Gästen so beliebt, weil die Inszenierung des Hafens in Verbindung mit den Kreuzfahrtschiffen ganz tiefe Emotionen weckt. Wir freuen uns auf eine Atmosphäre, um die uns andere Hafenstädte beneiden“, sagte Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba im Vorfeld.
Nicht in allen Punkten war das Festival größer als in der Vergangenheit. Laut Mitveranstalter Uwe Bergmann lag das zur Verfügung stehende Budget etwa 20 Prozent unter dem von 2019, ohne dass er konkrete Zahlen nennt. Zugleich seien die allgemeinen Kosten aber deutlich angestiegen. Das Feuerwerk sollte in diesem Jahr beispielsweise etwas kleiner ausfallen. „Aber das ist auch aus Nachhaltigkeitsgründen gut.“
Branche wächst. Mehr Kreuzfahrtschiffe kommen zu Cruise Days
Während der Hamburger Hafen beim Seegüterumschlag derzeit einen Rückgang verzeichnet, läuft der Kreuzfahrtsektor nach Ende der Corona-Pandemie besser denn je. Konnte 2022 die Hansestadt bereits einen Rekord von Kreuzfahrtschiffanläufen verzeichnen, so deutet sich an, dass der in diesem Jahr geknackt werden könnte. Der Kreuzfahrtterminalbetreiber Cruise Gate Hamburg (CGH) rechnet mit 780.000 bis eine Million Passagiere für das Gesamtjahr.
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Neben den Reedereien selbst profitieren zahlreiche Zulieferer und Dienstleister in der Hansestadt von dem Geschäft. Als Ausgangs- oder Heimathafen für viele der auslaufenden Schiffe ist Hamburg Basis für die sogenannte Proviantierung, Wartung und Ausstattung. Zudem ist der Tourismus selbst ein großer Nutznießer. Einer Studie der Universität Hamburg und des Forschungsinstituts ARC Econ aus dem vergangenen Jahr zufolge erzielt die Kreuzfahrtindustrie einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro jährlich. Die Bruttowertschöpfung nach Abzug aller Vorleistungen wird auf knapp 420 Millionen Euro taxiert.