Hamburg. Tunnel oder Brücke: In dem Streit um die Elbquerung meldet sich nun auch die Hamburgische Ingenieurkammer zu Wort.
Im Streit um den geplanten Abriss der alten Köhlbrandbrücke meldet sich nun auch die Hamburgische Ingenieurkammer-Bau zu Wort. Sie fordert den Senat dazu auf, auch den Erhalt der Brücke ergebnisoffen zu prüfen. Die Kammer setze sich dafür ein, „dass die neuen Untersuchungen für eine Köhlbrandquerung alle Varianten (Sanierung der bestehenden Brücke, Neubau einer Brücke oder eines Tunnels) umfassend, unvoreingenommen und ergebnisoffen erfolgen unter Einbeziehung aller Parameter: ingenieurtechnische, wirtschaftliche, verkehrstechnische, stadtentwicklungspolitische und baukulturelle sowie – in Zeiten des Klimawandels von besonderer Bedeutung – auch Fragen der Nachhaltigkeit“, heißt es in einer Stellungnahme.
„Wir wissen nicht, ob die alte Köhlbrandbrücke zu erhalten ist, weil wir bis auf das Gutachten aus den 1980er-Jahren keine weiteren Untersuchungen kennen“, sagte der Geschäftsführer der Ingenieurkammer, Holger Matuschak. „Deshalb fordern wir ja auch maximale Transparenz und Dialogbereitschaft der Behörden bei der Frage.“ Die Hamburger Stadtgesellschaft müsse mitgenommen werden, um einen größtmöglichen Konsens zu erreichen. Er verweist damit auf die Studie der TU Harburg, über die auch das Abendblatt berichtet hat.
Ingenieurkammer fordert: Erhalt der Köhlbrandbrücke muss geprüft werden
Schon die Begründung, mit der die Wirtschaftsbehörde die bisherigen Planungen für den Ersatz der Brücke durch einen Tunnel gestoppt hat, ziehen die Ingenieure in Zweifel. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte den Schritt damit erklärt, dass im Fortlauf der Planungen neue Erkenntnisse zur Bodenbeschaffenheit unter dem Köhlbrand ans Licht gekommen seien. Wegen einer unerwartet entdeckten Schicht aus Glimmerton müsse der Tunnel tiefergelegt werden. Dabei würden die Rampen länger und das Gesamtbauwerk deutlich teurer als ursprünglich geplant. Zuletzt war von 5,31 Milliarden Euro die Rede.
Dass Leonhard angesichts der Kostenexplosion die bisherigen Planungen gestoppt hat und jetzt auch eine Brückenvariante prüfen lässt, unterstützt die Ingenieurkammer. Die Rechtfertigung dafür nimmt sie der Senatorin allerdings nicht ab: Die Begründung, dass Erkenntnisse über den Baugrund erst jetzt vorlägen und entscheidend zur Verteuerung einer Tunnelvariante beitrügen, sei sachlich nicht richtig.
Sanierung der Köhlbrandbrücke möglich
„Die stark unregelmäßige Struktur der Glimmertonoberkante ist spätestens seit dem Bau des nahe gelegenen Tiefdükers Dradenau in den 1980er-Jahren bekannt und lässt sich auch anhand der Profile aus dem Bohrdatenportal des Geologischen Landesamtes deutlich erkennen.“ Sie dürfte keine Überraschung gewesen sein, heißt es in der Stellungnahme der Ingenieure.
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Unterdessen berichtet die „Zeit“, dass ein namentlich nicht genannter Stahlbau-Professor eine Sanierung der alten Köhlbrandbrücke für machbar halte.
Die Wirtschaftsbehörde geht auf die gegen sie gerichtete Kritik nicht ein. Ein Sprecher sagte lediglich: „Wir freuen uns, dass die Hamburgische Ingenieurkammer-Bau angesichts der Vorplanungsergebnisse zu einem Bohrtunnel eine ergebnisoffene Variantenprüfung unterstützt. Wir begrüßen zudem eine sachliche Debatte, um für unsere Stadt das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.“