Hamburg. Neue Bügel und Pfeiler an der Rahlstedter Straße sollen Fußgänger und Radfahrer schützen. Gewerbetreibende sehen jedoch nur Probleme.
- An der Rahlstedter Straße wurden zahlreiche Poller entlang der Bordsteine und auf dem Fußweg aufgestellt.
- Händler in Rahlstedt kritisieren, die Maßnahme „grenzt an Behördenwillkür“.
- Laut Bezirksamt Wandsbek und LSBG sollen Bügel und Pfeiler Fußgänger und Radfahrer schützen.
Bereits die sehr lange Bauzeit während der Sanierung der Rahlstedter Straße im Bezirk Wandsbek hat viele Gewerbetreibende an den Rand ihrer Existenz gebracht. Jetzt gibt es neue Probleme. Im Sommer wurden vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) weite Abschnitte der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Rahlstedt und Tonndorf mit Bügeln und Pollern versehen. Die Bügel stehen parallel zur Straße am Bordstein, die Poller mitten auf dem Fußweg.
Dadurch sind die Zufahrten zu privaten und gewerblich genutzten Grundstücken enger geworden. „Vor allem die Ausfahrt von unserem Parkplatz auf die Straße ist schwierig, wenn hier mehrere Autos parken. Es gab beim Rangieren bereits drei Unfälle“, sagt Peter Nold, der mit seiner Frau eine Apotheke betreibt. Kunden und Lieferanten seien verärgert.
Rahlstedt: Gewerbetreibende im Bezirk Wandsbek nennen neue Poller „geschäftsschädigend“
„Wenn Kunden das Chaos hier sehen, fahren sie einfach weiter. Das ist geschäftsschädigend“, so Nold weiter. Auch Karl-Heinz Böttger, dessen Baufirma ihren Sitz an der Straße hat, kritisiert die Maßnahme. Die Zufahrt für die Lastwagen seines Unternehmens ist betroffen, sie ist nun deutlich schmaler. „Die Poller wurden gebaut, weil die Straße angeblich immer zugeparkt war und auch auf dem Gehweg Autos standen“, sagt Böttger. Das stimme jedoch gar nicht.
„Wir fühlen uns ohnmächtig. Wir wurden in die Planung nicht einbezogen“, kritisiert Volker Lauße. Er hat Teile seines ehemaligen Autohauses an die freiwillige Feuerwehr und eine Busfirma vermietet. Vor allem die als Reservefahrzeuge für die Hochbahn eingesetzten Gelenkbusse kämen jetzt nur noch vom Gelände, indem sie weit in den Gegenverkehr fahren.
Politiker aus Wandsbek wollen Kompromiss für Rahlstedter Straße erreichen
Vor Kurzem gab es eine Begehung der Rahlstedter Straße mit der Polizei und einer Vertreterin des Bezirksamtes Wandsbek. „Wir haben versucht, unsere Argumente darzulegen. Es gab aber keinerlei Kompromissbereitschaft. Das grenzt an Behördenwillkür“, sagt Volker Lauße. Ein einziger rot-weißer Poller müsste weg, sagt Peter Nold, „das würde reichen, die Ausfahrt vom Parkplatz zu erleichtern.“ Das sei aber aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht möglich, so habe man es ihm bei dem Lokaltermin zumindest gesagt, wie er erklärt. In dem Fall müsste die gesamte Apothekenauffahrt neu gebaut werden.
Die Planungen seien vom LSBG vorgenommen worden, teilte das Bezirksamt Wandsbek auf Anfrage mit. Dabei sei auch die Breite der Überfahrten festgelegt worden. Die Poller dienten dem Schutz der Gehwege und Radwege und verhinderten, dass diese unerlaubt befahren und so Fußgänger gefährdet werden, so das Bezirksamt weiter. Diesen Grund nennt auch der LSBG, bei der Maßnahme gehe es darum „die Verkehrssicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmende zu erhöhen“. Allerdings betont der Landesbetrieb, dass die Poller „zum Großteil durch den Bezirk Wandsbek aufgestellt“ wurden.
Verkehr Hamburg: Händler in Rahlstedt können Einzelfallprüfung von Pollern beantragen
„Die Platzierung der Poller erfolgt grundsätzlich auf Basis von Lageplänen, und unsere Arbeiten sind immer auch vorab mit dem zuständigen Bezirk und der Polizei abgestimmt“, sagte ein LSBG-Sprecher. „Der genaue Standort dieser Poller wird jedoch teilweise vor Ort final festgelegt, um zum Beispiel auf das Verlegemuster der Oberflächenbefestigung Rücksicht zu nehmen. Eine direkte Überprüfung der Abstände obliegt dabei in der Regel Mitarbeitenden des Bezirksamts.“
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Laut Bezirksamt und Landesbetrieb könne es aber immer auch Einzelfalllösungen geben. So sei eine Verbreiterung der Überfahrten grundsätzlich nach Einzelfallprüfung bei Antragstellung durch die Grundstückseigentümer möglich.
Der Protest der Gewerbetreibenden hat bereits den Regionalausschuss Rahlstedt erreicht. Denn für einen Rückbau ist eine politische Entscheidung im Bezirk Wandsbek nötig. „Es besteht kein so großer Bedarf an Pollern, diese sind außerdem eine Gefahr für Radfahrer“, sagte Markus Kranig von der CDU. „Das ist alles nicht nachvollziehbar“, befand auch Oliver Schweim von der SPD. Bis es zu einer Entscheidung kommt, wird es allerdings noch dauern: Das Thema wurde vertagt.