Hamburg. Am Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel wächst ein neues Quartier. Was Politiker und Nachbarn für das „Mini-Manhattan“ fordern.
- Vor Kurzem stellte die ECE-Gruppe ihre Neubaupläne am AEZ erstmals öffentlich vor.
- Insgesamt sollen rund um das Einkaufszentrum in Poppenbüttel 450 neue Wohnungen entstehen.
- Anwohner und Politiker stellen klare Forderungen an die Stadtentwickler.
Rund um das AEZ in Poppenbüttel werden in den kommenden Jahren etliche Gebäude mit insgesamt mehr als 450 Wohnungen in die Höhe wachsen. Allein die ECE-Gruppe, der das Einkaufszentrum gehört, will hier zwei Hochhäuser und ein achtstöckiges Wohngebäude errichten. Damit wird eine Entwicklung fortgesetzt, die schon vor Jahren mit der Planung eines Bürogebäudes für das Ortsamt Alstertal und dem benachbarten sechsstöckigen Wohnkomplex Unique am Wentzelplatz begonnen hat.
Während es für diese beiden Gebäude einen Bebauungsplan und eine Bürgerbeteiligung gab, wurde über die beiden zwölf- und 14-geschossigen Hochhäuser, die die ECE-Gruppe unter dem Arbeitstitel „AEZ-Ost“ gegenüber dem Einkaufszentrum, zwischen dem Block House und der Bücherhalle, bauen will, von der Politik unter Ausschuss der Öffentlichkeit beschieden.
Neue Wohnungen am AEZ in Poppenbüttel – Linksfraktion lässt Pläne öffentlich werden
Dass die Pläne des Unternehmens, auf der anderen Seite des Einkaufszentrums einen achtgeschossigen Neubau zu errichten, öffentlich wurden, ist dem Engagement der Wandsbeker Bezirksfraktion Die Linke, beziehungsweise der Ortsgruppe Alstertal zu verdanken. Sie erreichte, dass bei der Präsentation von ECE-Projektleiter Knut Volquardsen vor dem Bauprüfausschuss Ende vergangener Woche Öffentlichkeit zugelassen wurde. Normalerweise tagt der Ausschuss hinter geschlossenen Türen.
Größer bekannt gemacht wurde diese Ausnahme jedoch nicht. Und so erfuhren nur das Abendblatt und ein Ehepaar aus der Nachbarschaft, dass die ECE mit dem Projekt „AEZ-West“ hinter dem Einkaufszentrum 160 bis 170 Wohnungen plant und dafür einen Teil des Parkdecks abbrechen will.
Poppenbüttel: Nachbarn des AEZ äußern ihre Bedenken gegenüber massivem Wohnungsbau
„Ich bin froh, dass es mit etwas Nachhelfen endlich eine Information der Öffentlichkeit über das Ausmaß der geplanten Wohnbebauung am Heegbarg gibt“, sagt Rainer Behrens, der bei den Wandsbeker Linken Fachsprecher für Stadtplanung ist und im Bauprüfausschuss sitzt. „Hier entstehen zwischen 400 und 500 neue Wohnungen – ein großer Teil ohne Planungsprozess und der damit verbundenen Öffentlichkeitsbeteiligung.“
Die Nachbarn nahmen die Gelegenheit wahr und äußerten vor dem Bauprüfausschuss ihre Sorge hinsichtlich der Quartiersentwicklung. „Schon jetzt fehlt hier die soziale Infrastruktur“, sagte Anwohner Felix Pospiech. „Wie soll der Stadtteil damit klarkommen, wenn so viele neue Wohnungen dazukommen? Wird das bei der Entwicklung mitgedacht? Wird es nicht kommerzielle Treffpunkte geben?“
„Mini-Manhattan“ am AEZ: Nachbarn fordern Treffpunkte für Jugendliche und Senioren
Und seine Frau Sylvia Pospiech ergänzte: „Es gibt derzeit nur einen kleinen, vollkommen vernachlässigten Spielplatz bei uns im Wohngebiet. Wo werden die Kinder spielen, die in die familiengerechten Wohnungen hinter dem AEZ ziehen sollen?“ Generell gebe es im Stadtteil keine Treffpunkte für Jugendliche oder Senioren. „Wird das bei den Planungen berücksichtigt?“
Während eine SPD-Abgeordnete darauf verwies, dass diese Themen in anderen Ausschüssen behandelt würden, erwähnte Volquardsen, dass in großen Einkaufszentren wie dem AEZ mittel- bis langfristig durchaus auch attraktive kulturelle Nutzungen vorstellbar seien – etwa ein Kino.
Neubauten in Poppenbüttel: CDU-Fraktion wünscht sich mehr Seniorenwohnungen
Nach der Präsentation sagte Frauke Häger von der Linksfraktion, die stellvertretend für Rainer Behrens vor Ort war: „Wir begrüßen den Bau von bezahlbarem Wohnraum und unterstützen das Projekt ,AEZ-West‘, da hier im Rahmen des Drittelmixes mindestens 50 Sozialwohnungen entstehen werden.“ Es müssten aber auch öffentliche Treffpunkte für Jugendliche und Senioren geschaffen werden.
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Silke Bertram von der CDU sagt, man könne die Überlegung der ECE, auf ungenutzten Parkplätzen Wohnungen zu bauen, nachvollziehen. „Aber wir hätten uns gewünscht, dass hier mehr Seniorenwohnungen entstehen. Denn die brauchen wir hier im Alstertal wirklich dringend.“ Für Familien mit Kindern erscheine das Wohnen dicht an Parkplätzen nicht besonders geeignet.
AEZ in Hamburg: „Vorhaben hilft, hohen Druck auf Wohnungsmarkt zu mildern“
Die SPD-Fraktion begrüßt das Vorhaben. „Wir setzen uns seit vielen Jahren für mehr bezahlbaren Wohnraum für alle ein und unterstützen grundsätzlich Bauvorhaben, die dabei helfen, den hohen Druck auf dem Wohnungsmarkt etwas abzumildern“, sagt Xavier Wasner, Fraktionsvize und Fachsprecher für Stadtplanung. Die Wohnungsbauvorhaben rund um das AEZ und den S-Bahnhof Poppenbüttel seien besonders vorteilhaft gelegen, weil sie sich direkt am „Verkehrsknotenpunkt des Alstertals“ befänden, das Gewerbe- und Nahversorgungszentrum dort beleben und stärken würden und eine Nachverdichtung auf bereits voll versiegelten Flächen ermöglichten.
„Wir müssen mit den begrenzten Flächen effizienter umgehen und wollen eine städtebauliche Verdichtung vor allem an den Standorten ermöglichen, die zentral gelegen und gut erschlossen sind“, so Wasner. Allerdings fordert auch er: „Die verkehrliche und soziale Infrastruktur muss mitwachsen.“