Hamburg. Tumorerkrankungen bei Hunden nehmen zu. Tierärztin aus Hamburg berichtet, woran das liegt und wie sie Krebs behandelt.
Die tierischen Patienten, die Katja Schirren in ihrer Praxis in Wandsbek empfängt, sind teilweise schwer krank. Denn die Tierärztin hat sich auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisiert. „Krebserkrankungen bei Hunden haben zugenommen“, sagt die Onkologin aus Hamburg.
„Viele Hunde mit onkologischen Erkrankungen kommen zu mir oder werden an mich überwiesen.“ Ähnlich wie in der Humanmedizin spezialisieren sich auch Tierärzte zunehmend auf ein Fachgebiet. Statistisch erhoben werden die genauen Zahlen zu Tumorerkrankungen nicht, aber den Beobachtungen nach nehmen sie zu. „Und das liegt vor allem auch an einer besseren Diagnostik als noch vor 20 Jahren“, so Schirren.
Hamburger Tierärztin: „Krebs bei Hunden hat zugenommen“
Die bildgebenden Verfahren, wie Röntgen oder CT, sind besser geworden, die Zytologie (Untersuchung von Zellen) gibt außerdem Aufschluss darüber, ob es sich um eine Entzündung, einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt. Tumore sind also besser und schneller erkennbar. „Die Onkologie in der Tiermedizin befindet sich auf einem hohen Niveau“, sagt Schirren.
Dabei erkranken Hunde an folgenden Krebsarten besonders häufig: Lymphome (umgangssprachlich Lymphdrüsenkrebs) sowie Haut- und Milztumore. „Der Lymphdrüsenkrebs tritt bei Hunden am häufigsten auf und ist auch gut erforscht“, so Katja Schirren. Diese Krebsart kann überall im Hundekörper auftauchen, meistens an den Lymphknoten. Beim Hautkrebs sind vor allem Mastzellentumore die gängigsten, oft an Gliedmaßen, Rumpf oder Kopf.
Der Grund für die vielen Krebsfälle liege neben der verbesserten Diagnostik auch daran, dass bestimmte Rassen eine genetische Disposition dafür haben. „Es gibt Hunderassen, die häufig Krebs haben“, so Katja Schirren.
Krebs: Fünf Hunderassen erkranken genetisch bedingt besonders häufig
Krebs tritt bei folgenden Rassen gehäuft auf: Boxer, Berner Sennenhunde, Flat Coated Retriever und Rottweiler. „Lymphome treten klassischerweise bei einem siebenjährigen Hund auf, andere Tumorarten eher später“, so Schirren. Neben der Genetik können auch Einflüsse der Umwelt eine Rolle spielen. So erkranken etwa Katzen von Rauchern überdurchschnittlich häufig an Krebs. „Welche Umwelteinflüsse aber ausschlaggebend sein können, ist nur schwer festzustellen“, so die Tierärztin. Generell ist Krebs bei Hunden viel weniger erforscht als beim Menschen.
Die Therapiemöglichkeiten sind aber ganz ähnlich: Bestrahlung, operative Entfernung des Tumors und Chemotherapie. „Auch eine Immuntherapie ist möglich, spielt aber eine geringere Rolle und ist noch zu wenig erforscht“, erklärt Katja Schirren.
Die Chemotherapie dauert bei Lymphdrüsenkrebs 19 Wochen und umfasst vier Zyklen von jeweils vier Wochen. Zwischen den einzelnen Zyklen gibt es eine zweiwöchige Pause. „Der Hund muss einmal die Woche in die Praxis kommen und bekommt die Chemotherapie per Fusion oder als Medikament“, so Schirren. Etwa eine halbe bis zu einer Stunde dauert die Infusion. „Bei uns dürfen die Halter währenddessen bei ihrem Hund sein. Das beruhigt das Tier.“
Bestrahlung, Operation und Chemotherapie: Krebsbehandlung kann 4000 Euro kosten
Eine entsprechende Therapie lassen sich Tierhalter einiges kosten. Denn wer möchte seinen Hund schon leiden sehen oder einfach sterben lassen? Rund 4000 Euro sind das für eine Chemotherapie, je nach Größe des Hundes können die Kosten variieren. „Die meisten Tierhalter müssen es selbst zahlen, weil sie keine Tierkrankenversicherung haben“, so Schirren. Diese übernehmen aber in der Regel die Kosten, da es sich um eine anerkannte Therapie handelt.
Die Erfolgsaussichten: 85 Prozent der Hunde schaffen es zwar, aber: Nach einem Jahr lebt nur noch die Hälfte der behandelten Hunde, zwei Jahre nach Abschluss der Chemotherapie sind es nur noch 20 Prozent. „Das ist nicht viel“, sagt Katja Schirren. „Wir können den Tumor zurückdrängen, aber wir können nicht heilen.“ Zumal beim Hund die Zellteilung um einiges schneller ist als beim Menschen, und damit wachsen auch Krebszellen viel rascher.
Für die Tierärztin ist das Wohl ihrer Patienten am wichtigsten: „Für mich steht die Lebensqualität an oberster Stelle, eine Lebensverlängerung zu Kosten der Lebensqualität ergibt keinen Sinn.“
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Tierärztin in Hamburg rät: Gefährdete Hunderassen zur Krebsvorsorge bringen
Knoten in der Haut können harmlos sein, aber es können auch bösartige Veränderungen sein. Deshalb ist zur Frühdiagnostik eine sogenannte Feinnadelaspiration anzuraten. Dabei werden mit einer dünnen Nadel Zellen entnommen und unterm Mikroskop auf Gut- oder Bösartigkeit untersucht. Katja Schirren: „Ansonsten sind Symptome bei Krebserkrankungen in der Regel leider unspezifisch.“ Bösartige Mastzelltumore zeigen in nur sehr seltenen Fällen systemische Symptome wie etwa Erbrechen oder Durchfall.
Die Hamburger Tierärztin empfiehlt, Hunde einer gefährdeten Rasse ab fünf Jahren zur Vorsorge zum Tierarzt zu bringen. Bei allen anderen Rassen reiche eine Kontrolle ab acht oder neun Jahren und dann einmal jährlich. „Bei den Risikorassen rate ich zu einem speziellen Bluttest, der die gängigen Tumorarten erkennen kann.“