Hamburg. Milben, Gräser, Fleisch: Hamburger Tierarzt Dr. Martin Bucksch aus Lokstedt hilft verzweifelten Hundehaltern aus Hamburg und dem Norden.

  • Jeder 5. Hund ist mittlerweile Allergiker, ihr Immunsystem reagiert auf eigentlich harmlose Stoffe
  • Hausstaub, Futter und Umwelt: Auf diese Allergene reagieren viele Hunde in Hamburg
  • Tierarzt aus Lokstedt begibt sich mit den Hundehaltern auf Spurensuche, das ist oft langwierig

Sie leiden an Juckreiz, wiederkehrenden Ohrenentzündungen oder an Magen- und Darmproblemen: Viele Hunde in Hamburg sind Allergiker – ihr Immunsystem reagiert heftig auf eigentlich harmlose Stoffe wie Hausstaub und Pollen oder Nahrungsmittel. Der Hamburger Tierarzt Dr. Martin Bucksch, Fachtierarzt für Kleintiere und Tierdermatologe, ist auf Hautkrankheiten spezialisiert. Tierhalter aus ganz Norddeutschland kommen in seine Praxis am Grandweg in Lokstedt.

Menschen mit Hausstaubmilbenallergie kennen das: Sie sollen am besten einen synthetischen Überzug für die Schlafunterlage nutzen, Schlafräume kühl und trocken halten, Stofftiere und Polstermöbel vermeiden und möglichst auf Teppiche verzichten. Auch ein Luftreiniger ergibt Sinn. Ähnliches gilt für Hunde. Ein Infoblatt mit solchen Tipps händigt Martin Bucksch seinen Tierhaltern regelmäßig aus. Diese werden unter anderem von Tierarztkollegen aus Hamburg extra an ihn überwiesen. Und auch Tierbesitzer aus Bremen, Hannover und sogar Bayern kommen zu Bucksch.

Tierarzt in Hamburg: Luftreiniger, Bezüge fürs Hundekörbchen – Tierhalter betreiben viel Aufwand

Luftreiniger, extra synthetische Bezüge fürs Hundekörbchen: Dieser Aufwand für ein Tier mag für Außenstehende skurril wirken, für viele Hamburger Hundehalter gehört das zum Alltag.

Tierarzt Dr. Martin Bucksch
Tierarzt Bardh Billali, ein Kollege von Martin Bucksch, untersucht im Behandlungsraum am Mikroskop die Hautprobe eines Hundes. Manchmal sind Hefepilze – etwa in den Ohren – die Ursache für den Juckreiz. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Als Martin Bucksch Anfang der 1990er-Jahre anfing, als Tierarzt zu arbeiten, kamen Allergien hin und wieder vor, aber längst nicht in dem Ausmaß wie heutzutage. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch laut der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie (DGVD) hat schätzungsweise jeder fünfte Hund eine Allergie. Die Gründe sind vielfältig: „Zum einen ist die Diagnostik besser geworden. Aber sicherlich spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle“, sagt Bucksch. So seien Hunde in Städten allergiegeplagter als solche vom Land. Am häufigsten treten Allergien bei Hunden zwischen sechs Monaten und drei Jahren auf.

Der 59 Jahre alte Tierarzt nennt typische Anzeichen für Allergien bei Hunden: „Juckreiz, Hautrötungen, Pickel und Pusteln, Ohrenentzündungen und bei Futtermittelallergikern auch manchmal Magen- und Darmbeschwerden.“ Aber ihm ist auch wichtig zu sagen: „Nicht jeder Hund, der sich kratzt, hat eine Allergie.“ Einige Rassen sind jedoch besonders anfällig für Allergien – zum Beispiel Französische Bulldoggen, Möpse, Labradore, Boxer, West Highland Terrier, Bulldoggen und Shar-Pei.

Tierarzt in Hamburg – die häufigsten Allergien, die Tierarzt Bucksch behandelt:

  1. Flohspeichelallergie, bei der die Tiere auf den Flohspeichel reagieren
  2. Atopische Dermatitis, bei der Hunde auf viele verschiedene Umweltallergene reagieren, etwa Pollen, Gräser, Milben, Schimmelpilze oder auch Hausstaub
  3. Futtermittelallergie

Sind andere Ursachen für den Juckreiz ausgeschlossen – wie Krätze, sonstiger Parasitenbefall oder Infektionen der Haut –, beginnt für den Tiermediziner die Detektivarbeit. Denn einen wirklich zuverlässigen Allergietest, der sofort Klarheit und eine Schwarz-auf-Weiß-Diagnose bringt, gibt es in der Tiermedizin nicht.

Hunde: Bei einer Futtermittelallergie ist eine Ausschlussdiät nötig

Stattdessen müssen Tierarzt und Tierhalter sich gemeinsam vortasten, um dem Allergen auf die Spur zu kommen. Das kann bei einer Flohspeichelallergie durch die Gabe eines Flohschutzmittels recht schnell ermittelt werden. Bei einer Futtermittel- oder Umweltallergie kann die Suche nach der Ursache mühsamer werden.

„Bei einer Futtermittelallergie kann ich das nur sicher durch eine Ausschlussdiät herausfinden“, so Bucksch. Dabei bekommt der Hund mindestens über acht Wochen eine auf eine einzige Fleischsorte basierende Diät. Hintergrund: „Bevor die Allergie auftritt, muss der Hund schon mehrmals mit dem jeweiligen Allergen in Berührung gekommen sein“, erklärt der Veterinär.

In Deutschland bekämen Hunde dann beispielsweise Kängurufleisch zum Fressen. Verschwindet der Juckreiz, kann der Hund dieses Protein gut essen, und der Beweis für eine Futtermittelallergie ist erbracht. Weil man dann noch nicht weiß, auf welche Nahrung das Tier allergisch reagiert, erfolgt im Anschluss die Provokation, bei der über einen gewissen Zeitraum nach und nach neue Nahrungsmittel hinzukommen.

Tierarzt in Hamburg: Allergisch auf Apfel – Labrador bekam hochrote Ohren

Auf diese Weise hat zum Beispiel eine Hundehalterin herausgefunden, dass ihr Labrador allergisch auf Äpfel und Karotten reagiert. „Der hat innerhalb von Minuten hochrote Ohren bekommen“, so Bucksch.

Bei der Umwelt- und Hausstauballergie kann ein Bluttest helfen. Wie beim Menschen auch, können Hunde desensibilisiert werden. Bei dieser Immuntherapie wird dem Tier eine Lösung mit den Allergenen gespritzt, auf die es allergisch reagiert – zum Beispiel Gräser, Pollen, Hausstaubmilben und auch Bienen- oder Wespengift. Das Immunsystem des Tieres wird dann an eine immer höhere Dosis gewöhnt. Die Behandlung ist zwar oft erfolgreich, weil der Hund im besten Fall symptomfrei ist, sie muss aber in den meisten Fällen ein Leben lang durchgeführt werden. Die Kosten: ungefähr 1200 bis 1500 Euro im ersten Jahr und 800 bis 1200 Euro pro Jahr in den Folgejahren.

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Die gute Nachricht: Bei Floh- und Nahrungsmittelallergien können Tierhalter die Allergieauslöser vermeiden beziehungsweise den Hund mittels Flohprophylaxe schützen. Bei der Umweltallergie ist das nur bedingt möglich. Diese kann durch eine Immuntherapie und auch durch Medikamente in Schach gehalten werden.

Die schlechte Nachricht: Allergien sind nicht heilbar – und in den meisten Fällen leidet der Hund unter mehreren Allergien. Martin Bucksch: „Es geht darum, die Beschwerden zu lindern und die Allergie zu managen, sodass es dem Hund gut geht.“