Hamburg. Familie aus Hamburg berichtet von Diskriminierung in Block-House-Restaurant. Abendblatt-Leser diskutieren emotional über den Vorfall.

Seit über einer Woche spricht Deutschland über Diskriminierung von Behinderten und die Grenzen von Comedy. Entfacht wurde die mediale Diskussion durch das Verhalten des deutschen Comedians Luke Mockridge. In einem Podcast machte er, gemeinsam mit den Moderatoren des Podcasts, Nizar Akremi und Shayan Garcia, Witze über Menschen mit Behinderung. Aufgrund der öffentlichen Empörung wurden sogar die Liveshows des Podcasts in Hamburg abgesagt.

Den Eklat um Mockridge nahm Familienvater Lars Kocherscheid-Dahm zum Anlass, um einen Beitrag auf der Social-Media-Plattform LinkedIn zu schreiben. Darin beschreibt er einen erschreckenden Moment, den seine Ehefrau Kim-Alexa Dahm vor Kurzem in Volksdorf erlebte. Dahm war mit Rieka, ihrer zweijährigen Tochter, die Trisomie 21 hat, im Steakhaus der Kette Block House, als ein anderer Gast sie anfeindete.

Restaurant Hamburg: Zweijährige mit Behinderung angefeindet – große Solidaritätswelle

„Einfach unfassbar, solche Menschen“, schreibt eine Nutzerin unter dem Instagram-Posts des Abendblatts. „Mir bricht das Herz“, eine andere. Viele Leserinnen und Leser solidarisieren sich mit der Familie aus Hamburg.

Manche teilen auch ihre eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung aufgrund einer Behinderung: „Wir Familien mit behinderten Kindern werden noch immer nicht normal behandelt. Eine Frau fragte einmal, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn unser Sohn es nicht geschafft hätte. Ich wünsche diesen Menschen, dass sie immer gesund bleiben und sich mit so was nie auseinandersetzen müssen. Wir sind in Sachen Inklusion noch ganz weit hinten.“

Mädchen mit Behinderung angefeindet: „Mich macht die heutige Gesellschaft einfach nur traurig“

Eine Instagram-Nutzerin appelliert generell an die Menschlichkeit im Alltag. „Diese Kommentare hier machen mich sehr traurig“, schreibt eine Nutzerin und geht damit auf die Diskussion der Abendblatt-Leserinnen und Leser ein. „Dass kleine Kinder manchmal einfach mit gewissen Situationen überfordert sind, ist total normal und kommt immer häufiger vor. Das liegt nicht immer an der Erziehung, sondern an der heutigen so hektischen Zeit. Manchmal einfach mal ruhig bleiben und nicht immer gleich losschießen. Mich macht diese heutige Gesellschaft einfach nur traurig.“

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Was aus den Kommentaren unter dem Instagram-Post deutlich wird: Fälle wie dieser im Block House sind in der heutigen Zeit kein Einzelfall. „Als Mensch mit Beeinträchtigung muss man sich immer wieder solche Dinge anhören. Die meisten sprechen nur nicht darüber.“ In einem weiteren Kommentar heißt es: „So was nennt man Alltagsdiskriminierung und ist omnipräsent. Es gibt überall Menschen, die sich für privilegierter halten und Menschen in ihrem Umfeld als anders stigmatisieren und dafür anfeinden. Wer das nicht bestätigt, guckt weg.“

In vielen Kommentaren und Leserbriefen wird prinzipiell über das Verhalten von kleinen Kindern diskutiert – unabhängig von möglichen Handicaps: „Essen gehen mit Kindern ist immer kritisch. Wir haben drei kleine Kinder und gehen niemals in Restaurants, weil wir wissen, dass das Verhalten der Jungs (3–6 Jahre alt) alle anderen Gäste stören würde und wir einfach nur gestresst wären. Trotzdem geht natürlich die Bemerkung des anderen Gastes nicht.“

Nach Eklat im Block House in Hamburg: Lob für Reaktion der Service-Mitarbeiterin

„Es gibt auch viele ‚nervende‘ Kinder, die nicht behindert sind. Wenn einen die Situation stört, sollte man das auch sagen dürfen! Dies aber auf die Behinderung selbst zu schieben, das geht gar nicht!“

In einem Leserbrief findet eine Hamburgerin lobende Worte über den Einsatz der mutigen Kellnerin, die Mutter und Kind in ihrem Restaurant verteidigte: „Großartig, dass sich eine Service-Mitarbeiterin ihren Werten entsprechend vor einen Menschen gestellt hat, der ungerecht behandelt worden ist.“