Hamburg. Der Eklat um Luke Mockridge bestärkte Hamburger Vater, einen aktuellen Vorfall öffentlich zu machen. Kellnerin reagiert vorbildlich.
Erst wenige Tage ist es her, dass der deutschen Comedian Luke Mockridge mit Witzen über Menschen mit Behinderung Wellen geschlagen hat. „Deutschland ist entsetzt über Luke Mockridge – zu Recht. Aber was geschieht eigentlich währenddessen im Alltag?“, fragt der Hamburger Vater Lars Kocherscheid-Dahm und nimmt den Aufschrei als Anlass, auf der Social-Media-Plattform LinkedIn von einem aktuellen Vorfall aus seinem Familienleben zu berichten.
Dabei erlebte seine Ehefrau, Kim-Alexa Dahm, einen erschreckenden Moment in einem Hamburger Restaurant: Dahm und Rieka, ihre zweijährige Tochter mit Trisomie 21, wurden von einem anderen Gast angefeindet.
Nach Luke-Mockridge-Eklat: Hamburger Vater berichtet von Vorfall in Restaurant
Lars Kocherscheid-Dahm beschreibt die Situation: „Rieka sitzt mit ihrer Mutter und ihrer Oma in einem Restaurant. Mitten in einem Hamburger Stadtteil, in dem viele Menschen als überdurchschnittlich gut situiert und sozial eingestellt – vor allem aber auch als überdurchschnittlich gebildet gelten. Rieka ist ein wenig müde und quengelig, vor allem aber hungrig. Das eine oder andere Pixi-Buch fliegt, und man kann tatsächlich auch deutlich hören, dass sie mit der Gesamtsituation unzufrieden ist.“
Als sie eigentlich gerade anfangen wollte zu essen, stand plötzlich ein älterer Herr an ihrem Tisch, erinnert sich Kim-Alexa Dahm. Ohne Vorwarnung habe der Mann gesagt, dass das Verhalten von Rieka unzumutbar sei und es das ganze Restaurant stören würde. „Und dann sagte er, dass ich mit einem solchen Kind zukünftig zu Hause bleiben sollte. Ich war wie in einer Schockstarre“, so die 44-Jährige.
Emotionaler Vorfall in Hamburger Restaurant: Kellnerin verteidigt kleines Mädchen mit Trisomie 21
Obwohl Dahm und ihre Mutter den Unbekannten darauf hinweisen, dass Rieka eine Behinderung hat und sie sich bemühen, die Zweijährige beim Warten zu beschäftigen, habe sich der Mann nicht beruhigt. „Es war dann auch sofort die Mitarbeiterin von Block House da. Sie kam mir unglaublich groß und stark vor und hat sich direkt zwischen den Mann und unseren Tisch gestellt“, sagt Dahm.
Lautstark habe die Kellnerin dem Mann mitgeteilt, dass andere Gäste in ihrem Haus nicht angegangen werden und schon gar nicht mit dieser Thematik. „Für mich war das ganz furchtbar“, sagt Dahm über die Situation. „Ich hätte gerne meine Sachen genommen und wäre gegangen, weil mir die Tränen kamen. Das ist genau diese Situation, vor der man sich immer fürchtet.“ Doch die Familie bleibt und bekommt guten Zuspruch von anderen Gästen des Restaurants.
Hamburger Familie wird in Restaurant angefeindet: Gäste zeigen sich solidarisch
„Eine ältere Dame kam zu unserem Tisch und sagte, dass das Einzige, was während ihres Restaurantaufenthaltes schlimm gewesen sei, der Auftritt des Mannes war und nicht Rieka.“ Auch die Kellnerin sei noch einmal zum Tisch gekommen. „Sie hat sich zu Rieka heruntergebeugt und ihr gesagt, dass sie auf so ein Verhalten gar nichts geben muss und sie selbstverständlich immer willkommen sei.“
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„Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, für Respekt und Menschlichkeit einzustehen“, sagt Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Block Gruppe. „Alle unsere Gäste sollen sich – unabhängig von ihrer Individualität – in unseren Restaurants willkommen und respektiert fühlen.“
Appell von Hamburger Familie: „Man sollte sich auf keinen Fall verstecken“
„Jeden Tag passiert mit Sicherheit Familien das, was uns auch passiert ist“, sagt Dahm. Deswegen sei es so wichtig, über Vorfälle wie ihren zu sprechen: „Damit sich die große Anzahl der Menschen, die gut sind, miteinander stark machen. Man sollte sich auf keinen Fall verstecken.“