Hamburg. Anwohner nennen sie die „Gefahrenbuslinie 562“. Fahrzeuge führen regelmäßig über Fußwege. Warum diese dort eingesetzt werden.

Geht es den Kritikern in dem Rahlstedter Wohngebiet nur um ihre Ruhe und ihre Parkplätze? Oder gefährden die Busse, die seit einiger Zeit zwischen dem BahnhofRahlstedt, für den es Umgestaltungspläne gibt, und der Endhaltestelle Eichwischen verkehren, tatsächlich Fußgänger, Schulkinder und Radfahrer? Darum ist ein Konflikt entbrannt, dem sich die Bezirksversammlung Wandsbek am Donnerstag annehmen will.

Aus Sicht der „Anwohnergemeinschaft Gefahrenbuslinie 562“, deren Mitglieder rund um Bordesholmer Straße, Ebersmoorweg, Warnemünder Weg und Eutiner Straße wohnen, war es eine fatale Entscheidung, auf der Strecke durch eine Tempo-30-Zone neuerdings Zwölf-Meter-Busse einzusetzen. „Wir sind schon Zeugen von gefährlichen Situationen geworden, als noch die zehn Meter langen Busse durch die Straßen gefahren sind“, betont Judith Garbas.

Hamburg-Rahlstedt: Anwohner sehen Busse als Gefahr für Schulkinder

Die Busse fahren beim Abbiegen oft weit auf die schmalen Bürgersteige, sodass Fahrzeugteile auf den Gehweg ragten. „Hier werden Kinder auf ihrem Schulweg massiv gefährdet“, sagt Garbas. Obwohl man seit 20 Jahren auf diese Risiken hinweise und sie auch mit Fotos dokumentiert habe, seien seit vergangenem Sommer die zwei Meter längeren Modelle eingesetzt worden. Das habe die Gefahr um ein Vielfaches erhöht.

„Der Wendekreis der Busse passt einfach nicht zu den engen Straßen und Kurven.“ Daran habe auch das Aufstellen von Halteverbotsschildern nichts geändert.

Auch beim Abbiegen von der Bordesholmer Straße in den Ebersmoorweg fahren die Busse der Linie 562 in Hamburg-Rahlstedt immer wieder über den Bürgersteig.
Auch beim Abbiegen von der Bordesholmer Straße in den Ebersmoorweg fahren die Busse der Linie 562 in Hamburg-Rahlstedt immer wieder über den Bürgersteig. © Judith Garbas | Judith Garbas

Den Grund für den Einsatz der längeren Busse kann Judith Garbas sogar verstehen. „Senioren hatten sich darüber beschwert, dass die kürzeren Busse nicht barrierearm genug sind und nicht ausreichend Platz für Rollatoren bieten.“ Aber hier werden die Interessen der Senioren gegen die Sicherheit von Schulkindern, Fußgängern und Fahrradfahrern ausgespielt. Und das dürfte nicht sein – zumal sich die verschiedenen Seniorenanlagen an einem anderen Abschnitt der Strecke befinden.

VHH und Polizei können Gefährdung laut Hamburger SPD-Abgeordnetem nicht bestätigen

„Fakt ist, dass die Buslinie 562 seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2003, also seit 20 Jahren, genau diesen Linienweg befährt. Dieser ist mit der Polizei und dem Bezirksamt Wandsbek abgestimmt“, sagt Ole Thorben Buschhüter. Der Politiker sitzt als Wahlkreisabgeordneter für die SPD in der Bürgerschaft und hatte sich seinerzeit für die Einführung der größeren Busse eingesetzt.

Die Polizei, die auch für die Verkehrssicherheit zuständig ist, könne eine Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern nicht bestätigen – ebenso wenig wie das Busunternehmen VHH, das die Buslinie im Auftrag der Hochbahn betreibt. In den Kommentaren auf Buschhüters Website wird das Thema kontrovers diskutiert. Auch der Vorwurf, den Gegnern gehe es nur um ihre Ruhe und ihre Parkplätze, wird hier erhoben.

Hamburg-Rahlstedt: Anwohner fordern neue Streckenführung für „Gefahrenbuslinie 562“

In dem „Gefahrenbericht“, den die Anwohnergemeinschaft bereits als Eingabe in den Regionalausschuss vorgelegt hat, wird das anders dargestellt. Demnach hätten Busfahrer im persönlichen Gespräch sehr wohl ein Risiko durch das Überfahren von Gehwegen eingeräumt. „Wir fordern eine geänderte Streckenführung“, sagt Judith Garbas. Und, dass die Taktung nicht, wie geplant, von 30 auf 15 Minuten verkürzt wird.

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Der Regionalausschuss Rahlstedt war dieser Forderung auf Antrag der CDU vergangene Woche gefolgt. Sei eine Änderung der Strecke nicht möglich, solle ein kleinerer Bus eingesetzt werden. Die SPD habe dem zugestimmt, sagt Judith Garbas. Aber eben im Regionalausschuss. Es sei zu befürchten, dass die Fraktion in der Bezirksversammlung dagegen stimmt.

„Es kann gut sein, dass sie Herrn Buschhüter, auf dessen Initiative die längeren Busse eingesetzt wurden, nicht in den Rücken fallen möchten.“

Verkehr Hamburg: VHH will Busfahrer für Gegebenheiten „sensibilisieren“

Und was sagen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH)? „Es wurden bereits Maßnahmen umgesetzt, um den Betrieb der Linie unter Berücksichtigung der räumlichen Gegebenheiten zu ermöglichen – etwa Halteverbote eingeführt und Haltestellen verlegt“, so ein Sprecher.

Der aktuelle Linienverlauf sei die betrieblich sinnvollste Variante, ein erneuter Prüfungsbedarf daher nicht gegeben. Es seien keine Vorfälle bekannt, die eine Gefährdungslage untermauern würden, die Busfahrer sollten aber in regelmäßigen Fahrschulungen „für die räumlichen Gegebenheiten sensibilisiert“ werden, um das Befahren der Gehwege zu vermeiden.