Hamburg. Die dänischen Investoren von Reteam wollen sich bei der Sanierung nach den Wünschen der Anwohner richten.

Das marode Einkaufzentrum Steilshoop ist verkauft. Die dänische Investorin und Projektentwicklerin Kathrine Heiberg und ihre „Reteam“-Gruppe übernahmen die Immobilie am Schreyerring von ihrem Landsmann Henrik Nygaard Johansen. Er hatte die 17.000 Quadratmeter Einzelhandelsflächen im Herzen von Steilshoop über Jahre systematisch verkommen lassen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

„Wir glauben, dass das Einkaufzentrum eine ideale Größe hat“, sagte Reteam-CEO Heiberg dem Abendblatt. „Es funktioniert ähnlich wie eine Straße, so dass wir sowohl kleine als auch große Geschäfte nebeneinander haben und das EKZ sogar zum Stadtteil hin öffnen könnten, wenn die Steilshooper es wollen. Wir haben alle Möglichkeiten.“

EKZ Steilshoop: Ehemaliger Eigner rührte keinen Finger

Die absolute Untätigkeit des Alt-Eigentümers Johansen hatte das EKZ über Jahre zum größten Hindernis einer positiven Stadtteilentwicklung werden lassen. Campus Steilshoop, die Neugestaltung des Mittelweges durch den Stadtteil, der Neubau des Platzes vor dem EKZ, gute und eher böse Worte von Politik und Verwaltung – all das konnte Johansen, der mit seinem EKZ im Zentrum der Planungen saß, nicht zu irgendwelchen Aktivitäten bewegen. Er zog nur Miete ein und tat praktisch nichts.

Reteam entwickelt seit 20 Jahren Einkaufzentren und ist spezialisiert darauf, den „Turnaround“ für marode Meilen zu schaffen. Das Unternehmen hat Niederlassungen in Schweden, Holland, Polen, Frankreich, Süd Afrika und Kanada. 2019 änderte Reteam seine Strategie und begann, auch selbst Einkaufszentren zu kaufen. In Deutschland hat es Projekte in Berlin und Aschaffenburg realisiert.

Steilshooper dürfen Wünsche äußern – 400 Interviews geplant

„Wir werden mindestens 400 Interviews im Stadtteil führen um herauszufinden, wie sich die Leute ihre Mitte wünschen“, sagte Heiberg unter Verweis auf die Methode, mit der Reteam seit Jahrzehnten arbeitet. „Die Anwohner und potenziellen Kunden sollen sagen, was sie mit dem Center machen würden, wenn es ihres wäre. Es soll ein Platz werden, den sie nicht nur mögen, sondern den sie suchen und auf den sie stolz sind“, sagte Heiberg.

Der Weg dahin scheint weit, die Antwort klar zu sein: Sanieren. Die 200 Wohnungen in den beiden Türmen auf dem Center sind renovierungsbedürftig, viele sehen sie an der Grenze zur Verkehrsunsicherheit. Im Center selbst dominieren Leerstände aufgrund von Sanierungsstaus, von der abgehängten Decke sind gelegentlich schon Teile abgestürzt. Doch für Schnellschüsse und schlichte Antworten ist Heiberg nicht zu haben. Sie beharrt auf der Reteam-Methode und will über Maßnahmen erst sprechen, wenn die Entwicklungsziele klar und erste Erfolge zu sehen sind.

Interviews mit Anwohnern sollen sofort starten

Die Interviews mit den Steilshoopern sollen laut Heiberg nahezu sofort starten, in etwa vier Monaten werde Reteam eine Antwort auf die Frage haben, wohin die Bürger das Center idealerweise entwickelt haben wollen. Die konsequente Orientierung an den Wünschen der Anwohner soll am Ende auch wirtschaftlichen Erfolg bringen. „Wo man gern ist und respektvoll miteinander umgeht, wird man auch seinen Kaffee trinken und etwas kaufen“, sagte Heiberg.

Die in den Sozialmonitorings der Stadt regelmäßig ermittelte notorische Einkommensschwäche der Steilshooper sei dafür kein Hindernis. In Südafrika, wo Reteam auch schon erfolgreich Einkaufzentren entwickelt habe, hätten die Leute deutlich weniger Geld als in Steilshoop, sagte Heiberg.

Wenn die Interviews ausgewertet sind, werde Reteam gemeinsam mit Politik und der Verwaltung in Wandsbek nach Wegen suchen, wie die Ideen für das Einkaufzentrum Steilshoop in ein Sanierungskonzept gegossen werden können. Vorher, so Heiberg, sei es auch nicht sinnvoll, Zahlen zum Investitionsbedarf zu nennen. Erste Kontakte seien bereits hergestellt.

EKZ Steilshoop verkauft: Sandro Kappe warnt vor Euphorie

Politik und Verwaltung dürften den Wachwechsel am Schreyerring sehr begrüßen. Nicht nur der Immobilienkonzern Vonovia, sondern auch die Stadt war mit dem Versuch gescheitert, das EKZ zu übernehmen, um den Stadtteil entwickeln zu können. Der Steilshooper Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe sprach von einer großen Chance.

Zwar warnte er vor Euphorie, sprach aber von „ersten positiven Veränderungen“. So seien fast alle Schrottautos aus dem Parkhaus entsorgt und die Lüftungsanlage instandgesetzt worden, sagte Kappe. Auch hätte ein Mieter erklärt, jetzt versprochene und bislang zurückgehaltenen Zuschüsse für seinen Umbau erhalten zu haben.