Hamburg . Die Umweltbehörde hat nachgerechnet: Die ÜSG-Fläche an dem Bach ist kleiner als bisher angenommen. Zuvor gab es Anwohnerproteste.
Viele Bewohner an dem Bachlauf Osterbek in Farmsen-Berne dürften über diese Nachricht erleichtert sein: Die Fläche des Überschwemmungsgebiets, kurz ÜSG, Osterbek wird deutlich kleiner – nach Angaben der Umweltbehörde um fast 40 Prozent. Das bedeutet, dass statt ursprünglich 50 betroffenen Gebäude jetzt nur noch 18 Immobilien die strengen Hochwasserschutz-Auflagen des Wasserhaushaltsgesetzes einhalten müssen.
Erst vor wenigen Wochen hatte die Behörde bekannt gegeben, dass das ÜSG an der Kollau im Bezirk Eimsbüttel kleiner wird – dort sind nicht mehr 286, sondern nur noch 37 Häuser betroffen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres gab es die Nachricht, dass das ÜSG Berner Au in Farmsen-Berne verkleinert wird. In allen Fällen hatte es zuvor massive Anwohnerproteste und Beschwerden bei der Umweltbehörde gegeben, da die Bürger einen Wertverlust ihrer Grundstücke befürchten.
Anderes Rechenmodell führt zur Verkleinerung
Dass die ÜSG-Gebiete nun kleiner ausfallen, liegt nach Angaben der Behörde an einem genaueren Rechenmodell. Dabei handele es sich um den Einsatz der technisch anspruchsvollen und zeitaufwendigen zweidimensionalen Modellierung. „Diese berücksichtigt – stärker als die bislang verwendete und bundesweit übliche eindimensionale 1D-Methode – die Beeinflussung der Gewässergeometrie durch topographische und bauliche Strukturen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Zudem seien die Vermessungsdaten aktualisiert worden.
Für die weiterhin betroffenen Grundstücke hat die Behörde mit den Bezirksämtern die Grundlagen für eine einheitliche Genehmigungspraxis abgestimmt. Für die Anwohner gibt es im Internet einen Leitfaden, in dem auch ihre Sorgen thematisiert werden. Ab dem 23. Mai werden die aktualisierten Karten des vorläufig gesicherten ÜSG Osterbek für einen Monat im Bezirksamt Wandsbek und in der Behörde für Umwelt und Energie ausgelegt.
2014 wurden neue ÜSG ausgewiesen
Zum Hintergrund: Im Juni 2014 kündigte die Umweltbehörde an, dass es elf weitere Überschwemmungsgebiete geben werde. Dabei handelte es sich um Flächen, von denen die Behörde ausging, sie würden einmal in 100 Jahren überflutet sein. Durch die neue Regelung waren statt 2800 Hamburger Hauseigentümer plötzlich 5000 betroffen. Die 16 Überschwemmungsgebiete – sechs existierten bereits – umfassten rund 1,5 Prozent der Hamburger Landesfläche, waren 11,7 Quadratkilometer groß und verliefen über 130 Kilometer entlang an Flüssen.
Dass vor zwei Jahren neue ÜSG ausgewiesen wurden, hat auch mit der Begradigung der kleineren Flüsschen zu tun – in ihre natürlichen „Überlaufgebiete“ wurden Häuser und Straßen gebaut. Die Folge: Bei starkem Regen und heftigen Gewittern kann das Wasser nicht mehr durch die versiegelten Böden ablaufen und sucht sich seinen eigenen Weg. Dabei werden häufig auch Gartengrundstücke und Straßen überflutet.