Hamburg. Nach Neuberechnungen sind an dem Fluss nicht mehr 286, sondern nur noch 37 Häuser betroffen. Anwohner zunächst erleichtert.
Das vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiet (ÜSG) Kollau wird in der Fläche um 41 Prozent kleiner. Die Zahl betroffener Gebäude sinkt damit von derzeit 286 auf 37, und damit um 87 Prozent. Das erklärte der Staatsrat der Umweltbehörde, Michael Pollmann. Am Dienstagabend informierte er in der Grundschule Döhrnstraße die Anwohner. Sie zeigten sich zunächst erleichtert.
Die Korrektur ist die Konsequenz aus den Nachberechnungen, die die Behörde und der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) seit Januar 2015 angestellt haben. Mit einem jetzt zwei- statt eindimensionalen Modell haben sie laut Pollmann wesentlich genauer ermitteln können, wie sich das hypothetisch angenommene 100-jährige Hochwasser von der Kollau aus ausbreiten würde.
Anwohner-Hinweise bringen Entlastung
Ein enges Punktraster erlaube die genaue Einarbeitung der Topografie und in deren Folge sogar die Berechnung von Flutwellen, die in den Szenarien der Behörde nach Starkregenfällen sogenannte Binnenhochwasser verursachen. Außerdem hätten Hinweise der Anwohner und die „betriebliche Änderung eines Gewässerquerriegels“ Entlastung gebracht: Am Wehmerweg kann jetzt der Durchfluss vergrößert und mithin der Rückstau verringert werden. Bis Ende März wolle die Behörde nun die etwa 80 Einwände und Stellungnahmen der Bürger gegen das ÜSG beantworten. Sie würden „großteils der Substanz entbehren“, sagte Pollmann.
Entgegen den immer wieder geäußerten Befürchtungen bleibe das Bauen im ÜSG zulässig, wenn Kompensation geschaffen werde, sagte er. Nebauten dürften das Wasser nicht zum Nachbarn drücken. Das könne mit der Schaffung von Geländevertiefungen bzw. „Retentionsflächen“ vermieden und durch eine „wasserrechtliche Genehmigung“ abgesichert werden.
Dafür wird es auch eine „Erheblichkeitsgrenze“ geben: Wer weniger als fünf Kubikmeter Raum umbaut, kann dies ohne wasserrechtliches Okay tun. Ein vor Ort verteilter Leitfaden „ÜSG in Hamburg“ hält Ansprechpartner und Erklärungen bereit. Mit Veröffentlichung im Amtlichen Anzeiger am 4. März soll die Korrektur an der Kollau offiziell vollzogen werden.
Anna Gallina, Grüne Wahlkreisabgeordnete für Lokstedt, Niendorf und Schnelsen befürwortet die Entscheidung: „Die Nachricht zur Verkleinerung des Überschwemmungsgebiets Kollau ist eine gute Nachricht. Lange wurde kritisiert, dass die Berechnungen für das Überschwemmungsgebiet Kollau auf falschen Daten basierten. Die neue zweidimensionale Berechnungsmethode der grünen Umweltbehörde ist deutlich genauer, als das alte eindimensionale Modell. Mit der Offenheit, die Überschwemmungsgebiete noch einmal zu überprüfen, ist der Umweltsenator auf die Kritik der BürgerInnen vor Ort eingegangen. Das kommt den AnwohnerInnen nun zugute und stärkt zugleich den Umweltschutz."