Die torHaus GmbH will auf dem 8000-Quadratmeter-Grundstück des Autohändlers Jahnke eine Passage vom Dorf- zum Marktplatz bauen und verhandelt mit der Politik. Geplant sind 170 Wohnungen, Läden und Büros.
Bramfeld Der Projektentwickler Torsten Hamm von der torHaus GmbH hat sein 40 Millionen Euro teures Bauprojekt für den Bramfelder Dorfkern vorgestellt. Im Planungsausschuss der Wandsbeker Bezirksversammlung präsentierte er die Passage vom Dorf- zum Marktplatz: Vier- bis fünfgeschossige Wohnhäuser mit Läden, Mikrowohnungen und einem achtgeschossigen Gewerbeturm, der als Umlenk- und Orientierungspunkt für Fußgänger stehen soll. Nach gut 30 Minuten Diskussion verabschiedeten ihn die Parteienvertreter mit einem „bunten Strauß an Anregungen“ in die Nachbearbeitung seiner Pläne für das 8.000-Quadratmeter-Grundstück.
Die Passage wird möglich, weil der Autohändler Jahnke sein Grundstück im Herzen des Dorfs verkauft hat. Sie könnte mittel- bis langfristig die Einkaufsqualität in Bramfeld deutlich heben, weil zusätzliche Läden und Gastronomie in ruhiger Lage parallel zur viel befahrenen Bramfelder Chaussee entstehen. Der Bramfelder Ortskern spielt eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen der SPD um die Nachverdichtung und Urbanisierung der Bezirksmitte, die Experten derzeit als weder ganz Stadt noch als ganz Außenbezirk gilt.
Ein attraktives Ortszentrum mit einem vielfältigen Angebot soll den Zuzug im Stadtteil stärken und mit der wachsenden Kaufkraft auch langfristig Existenzen sichern. Der Marktplatz ist fertig, das noch recht frische Einkaufzentrum „Marktplatz Galerie Bramfeld“ läuft gut, an der „Kulturinsel“ neben dem Bramfelder Kulturladen (Brakula) wird, wenn auch langsam, gearbeitet.
Die torHaus will im Wesentlichen den bestehenden Bebauungsplanentwurf umsetzen. Doch im Achtgeschosser am Ende der Passage Richtung Herthastraße hätte sie gern Büros und Praxen statt Wohnungen, weil das Einkaufzentrum nebenan sonst Lärmklagen fürchtet. Wohnen und Anlieferzonen vertragen sich schlecht und erhöhen das Risiko von Nachbarschaftsstreitigkeiten beträchtlich. Jeder Mieter hat ein Klagerecht gegen Gewerbelärm. Ebenfalls abweichend vom Bebauungsplanentwurf möchte die torHaus Teile der Erdgeschosse in der Passage fürs Wohnen nutzen dürfen, um ein Überangebot an Ladenflächen in Bramfeld zu vermeiden.
Der Investor muss das Bebauungsplanverfahren weiter treiben und bezahlen, Herr des Verfahrens bleibt aber der Bezirk.
Am Dorfplatz sollen die Mikrowohnungen mit ca. 23 Quadratmeter Fläche entstehen, um Auszubildenden und auch finanzschwachen Senioren günstigen, weil beschränkten, Wohnraum anbieten zu können. Eine Standortanalyse ergab, das ein entsprechendes Angebot in Bramfeld fehlt. Um das Eckgebäude dafür optimal nutzen zu können, will die torHaus 50 bis 120 Zentimeter mehr Bautiefe genehmigt bekommen und setzt auf den guten Willen der Politik.
Der Anteil der Sozialwohnungen, die entlang der Straße Bramfelder Dorfplatz entstehen sollen, entspricht mit 2.900 von 10.000 Quadratmetern Fläche knapp den 30 Prozent, die die rot-grüne Koalition in Wandsbek fordert. Rechnet man jedoch in Wohneinheiten, liegt die Zahl wegen der Mikrowohnungen deutlich darunter: Von 170 Wohnungen würden dann 32 geförderte sein. In diesem Punkt sind die Vorgaben der Koalition stets unscharf geblieben. Erklärt hat sie sich noch nicht zu den Fragen.
Streit zeichnet sich ab, wenn die torHaus die Zugänge zu den Wohnungen und Treppenhäusern nicht so verlegt, wie es das Bezirksamt haben will. Beide Planungen sehen Eingänge zur Passage vor, doch möchte die torHaus die Anwohner auf die Rückseite der Gebäude führen, um an der Passage große Schaufenster zu haben und den Zuschnitt der Läden flexibler handhaben zu können. Der Entwurf des Amtes führt zu mehreren 60-Quadratmeter-Läden, die schlecht vermietbar sind. Außerdem erschwert er eine spätere Realteilung der Gebäude zu Verkaufszwecken.
Weitere Kritikpunkte: Für eine Außengastronomie sei die Lärmfrage ungeklärt, die Müllentsorgung sei offen (CDU), es gebe zu wenig Stellplätze (AfD). Die Grünen forderten ein energetisches Konzept, das deutlich über den Anforderungen der Energieeinsparverordnung liegt und die SPD regte eine Klinkerfassade an. Welche Forderungen die torHaus erfüllen muss, um ihre Ideen durchsetzen zu können ließ die Politik offen. Die torHaus würde gern in noch im November Nachbesserungen vorlegen, der Ausschuss plant die Wiedervorlage für Februar 2015.