Jahrelang litten die Mieter von Gagfah-Wohnungen unter der Vernachlässigung der Bausubstanz. Jetzt will das Wohnungsunternehmen in Steilshoop Millionen investieren. Allerdings werden die Mieten steigen.

Hamburg. Hoffnung für Gagfah-Mieter in Steilshoop: Das in den vergangenen Jahren schwer in Kritik geratene Wohnungsunternehmen Gagfah will in den kommenden sieben Jahren rund 70 Millionen Euro in die Sanierung von Wohngebäuden in Steilshoop stecken. Angefangen werde mit Gebäuden im Cesar-Klein-Ring, in die man in diesem Jahr rund 6,14 Millionen Euro investieren werde, sagte Gagfah-Kommunikationschef Dirk T. Schmitt dem Abendblatt. „Wir investieren in die Treppenhäuser, in die Fassaden, in Briefkästen und in die Dämmung.“

Ein entsprechendes Schreiben sei am Wochenende an die Mieterinnen und Mieter in Steilshoop verschickt worden. Schmitt räumte ein, dass infolge der Sanierungsmaßnahmen die Miete im Durchschnitt pro Wohnung um 100 Euro erhöht werden müsse. „Grob geschätzt liegt die Mietanpassung bei durchschnittlich etwa 1,69 Euro pro Quadratmeter“, sagte der Gagfah-Sprecher. Allerdings könne der Mietenanstieg auf Grund von möglichen staatlichen Zuschüssen und infolge von Einsparungen in der Bauphase noch geringer ausfallen.

Die Gagfah Group besitzt nach eigenen Angaben in ganz Deutschland rund 144.000 Mietwohnungen; in Hamburg sind es 9375. Zudem verwaltet sie weitere 35.000 Wohnungen für Dritte. Damit sei man hierzulande eines der führenden börsennotierten Wohnungsunternehmen, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. Zugleich wird betont, man sei ein verantwortungsvoller Vermieter. „Mit unseren richtungweisenden Sozialchartas haben wir bundesweit Standards für einen sozialverträglichen Umgang mit den Mietern gesetzt“, heißt es auf der Seite.

In den vergangenen Jahren war die Gagfah allerdings heftig in die Kritik geraten. Mieter beklagten, ihre Wohnungen würden verschimmeln und verfallen. Sie warfen dem Unternehmen vor, zu wenig in die Sanierung ihrer Immobilien zu investieren und stattdessen nur eine hohe Rendite erwirtschaften zu wollen. So schüttete die Gagfah, die 2004 an den amerikanischen Hedgefonds Fortress verkauft worden war, ihren Aktionären hohe Gewinne aus.

Nach den Berichten über die Missstände änderte das Unternehmen seine Geschäftspolitik. Die Dividenden wurden zunächst gestrichen, in der Chefetage wechselte das Personal. Der Hedgefonds Fortress spiele im Unternehmen inzwischen kaum eine Rolle mehr, erklärte Schmitt. Das Unternehmen gehöre jetzt vor allem Pensionsfonds und Versicherungen, die ein langfristiges Interesse hätten und eine moderate Gewinnentwicklung anstrebten.

Im Jahr 2012 erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von 47,7 Millionen Euro. Für 2014 und 2015 strebt der Wohnungskonzern wieder wieder die Zahlung einer Dividende an. So erwartet das Management nach eigenen Angaben für dieses Jahr eine Dividende zwischen 0,20 und 0,25 Euro je Aktie und für 2015 eine Dividende zwischen 0,40 und 0,50 Euro je Aktie.

Etwas mehr als die Hälfte der Investitionen in Steilshoop - 55 Prozent - seien für die gesetzlich vorgeschriebene energetische Sanierung vorgesehen, erklärte Schmitt. So sollen unter anderem Fenster ausgetauscht, Balkone saniert, Dächer sowie Übergänge zum Keller gedämmt und Treppenhäuser gestrichen werden. Zudem wird die Gagfah für das Quartiermanagement rund 200.000 Euro bereitstellen. „Damit finanzieren wir über einen Zeitraum von drei Jahren eine Sozialarbeiterstelle“, sagte Schmitt. Für die Entwicklung des Quartiers, einem sogenannten Housing Improvement District, würden zudem 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die Mietsteigerungen führte Schmitt auf die Modernisierungsmaßnahmen zurück. Allerdings werde man sie im Durchschnitt um rund 15 Prozent kappen. „In sozialen Härtefällen werden wir zudem individuelle Lösungen finden, indem wir versuchen werden, Ersatzwohnraum anzubieten.“ Man habe dem Mieterverein bereits Gespräche angeboten. In Einzelfällen schloss Schmitt eine Staffelmiete nicht aus.

Um den Anstieg der gesamten Wohnkosten zu begrenzen, sei eine Entlastung bei den Nebenkosten, beispielsweise beim Müllaufkommen, denkbar, sagte Schmitt. Die Gagfah besitzt in Steilshoop derzeit nach eigenen Angaben 2.085 Wohnungen. Davon sind 254 Wohnungen öffentlich gefördert und somit bis zum Jahr 2024 sozial gebunden. 1.831 Wohnungen gelten hingegen als frei finanziert.