Nach dem Überfall auf fünf Polizisten Ende Juni stehen nun zwei der Angreifer vor Gericht. Amor S. soll einem Beamten den Schädel zertrümmert haben.

Hamburg. Mehr als fünf Monate nach einer Gewaltattacke von 30 jungen Männern und Jugendlichen aus Neuwiedenthal gegen Hamburger Polizisten hat am Mittwoch der Prozess gegen zwei der Angreifer begonnen. Die beiden Männern im Alter von 24 und 32 Jahren sind angeklagt, am 26. Juni Polizeibeamte während einer Festnahme angegriffen und einen von ihnen schwer verletzt zu haben.

Der 32 Jahre alte Amor S. soll einem der Beamten ins Gesicht getreten und diesem dadurch einen vielfachen Schädelbruch zugefügt haben. Erst ein Großaufgebot von 30 Streifenwagenbesatzungen stoppte die Attacken. 17 Verdächtige im Alter von 15 bis 32 Jahren wurden festgenommen. Alle haben einen Migrationshintergrund und sind polizeibekannt. Auch die anderen vier Polizisten mussten mit Gesichts-, Nacken- und Rückenverletzungen im Krankenhaus behandelt werden.

Der 24-Jährige sagte vor Gericht aus, den Vorfall zwar beobachtet, sich jedoch nicht aktiv an dem Geschehen beteiligt zu haben. Zudem gab er an, von einem Polizeibeamten mit Pfefferspray verletzt worden zu sein. Amor S. machte zunächst keine Aussage.

Am Nachmittag wurde einer der beteiligten Polizeibeamten befragt. Er wollte sich jedoch nur bedingt zum Tatgeschehen äußern, da er in einem zweiten Verfahren zu dem Vorfall wegen Körperverletzung im Amt angeklagt ist. Er verwies auf das Recht, als Zeuge die Aussage zu verweigern, wenn er sich dadurch selbst belasten könnte.

Am Abend des 26. Junis sei er mit einem Kollegen zu einem Einsatz in der Nähe des S-Bahnhofs Neuwiedenthal gerufen wurden, sagte er. Dort habe er einen jungen Mann entdeckt, der in der Öffentlichkeit urinierte. Als er die Personalien des Mannes feststellen wollte, soll dieser ihn verbal attackiert und dabei mit seinem Geschlechtsteil gewedelt haben. Der Polizist habe den Mann dann unter anderem durch den Einsatz von Pfefferspray und „Zwangsmaßnahmen“ festzunehmen versucht.

Zu der darauf folgenden Auseinandersetzung wollte sich der Zeuge nicht weiter äußern. Sie sei im weiteren Verlauf der Auslöser dafür gewesen, dass er von mehreren Umstehenden angegriffen wurde, sagte er. Mehr als 20 Personen hätten ihn bedroht, mit Flaschen und Wurfgegenständen beworfen und versucht anzugreifen. „Uns wurde so ein Hass entgegengebracht, dass ich mein eigenes Leben bedroht fühlte“, sagte er. Auch im Rückblick sei er froh, den Einsatz überlebt zu haben.

Vor Gericht wurde ein Handy-Video vorgeführt, das einen Teil des Einsatzes zeigt. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Beamte mit seinem Schlagstock auf den am Boden liegenden Mann einschlägt, während ein anderer Beamte die pöbelnden Männer in Schach hält.


DAS HANDY-VIDEO VOM POLIZEIEINSATZ IN NEUGRABEN

Das Video stammt aus dem Umfeld der Täter. Es zeigt allerdings nicht, wie es zu dem Schlagstockeinsatz kam. Auch zeigt es die späteren Angriffe auf die Beamten nicht. Die Bilder waren in der Öffentlichkeit in die Kritik geraten, da sie den Anschein erweckten, ein wehrloses Opfer sei von der Polizei grundlos verprügelt worden.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++