Beamte mit Steinen und Fußtritten schwer verletzt. Innensenator Ahlhaus reagiert entsetzt. Abendblatt.de zeigt ein Handy-Video des Vorfalls.

Hamburg. Polizeipräsident Werner Jantosch spricht von einem „brutalen und hinterhältigen Angriff“. Fünf Beamte sind bei einem Einsatz in Neugraben attackiert und verletzt worden, einer davon sogar lebensbedrohlich. Während die Polizisten einen Mann festnehmen wollten, wurden sie von einer Gruppe von etwa 30 jungen Männern mit Steinen und Flaschen angegriffen. Einer der Täter trat einem 46 Jahre alten Polizeikommissar derart heftig ins Gesicht, dass dieser mehrere Knochenbrüche erlitt. Die Mordkommission ermittelt deshalb wegen des Verdachts des versuchten Totschlags.

Zunächst schien es sich um einen Routineeinsatz zu handeln. Er entwickelte sich jedoch zu einer nahezu beispiellosen Orgie der Gewalt. Am späten Sonnabend wurde die Polizei zu einer vermeintlichen Schlägerei am Bahnhof Neuwiedenthal gerufen. Offenbar eine Fehlmeldung. Als die Polizisten dort ankamen, bestätigte sich die Anzeige nicht. Auf dem Rückweg, unweit des Bahnhofs am Rehrstieg, hielten die Beamten an. Ein offensichtlich betrunkener Exhibitionist zeigte einer Passantin mit zwei Kindern sein Geschlechtsteil.

Als die Beamten die Personalien des Mannes feststellen wollten, seien sie laut Polizei von mehreren Personen „zunächst verbal und anschließend tätlich“ angegriffen worden. Auf einem Video, das dem Abendblatt vorliegt, ist die Festnahme zu sehen.


DAS HANDY-VIDEO VOM POLIZEIEINSATZ IN NEUGRABEN

Während einer der Polizisten den am Boden sitzenden Mann bewachte, hielt ein weiterer Beamter einen pöbelnden Mob von rund zehn jungen Männern mit seinem Schlagstock in Schach. Plötzlich schlug der erste Beamte mit seinem Schlagstock auf den 27-Jährigen mehrfach ein. Laut Polizei habe dieser zuvor in den Genitalbereich und in das Gesicht des Polizisten geboxt.

Der Film, aufgenommen mit einer Handy-Kamera, endet nach etwa fünf Minuten. Was anschließend geschah, ist deshalb nicht dokumentiert. Laut Polizei riefen die Beamten Verstärkung. Wenige Minuten später erschienen zwei weitere Streifenwagen. Aber auch die Gruppe der Gegner verstärkte sich. Etwa 30 von ihnen hatten sich in der Zwischenzeit versammelt und griffen die Polizisten mit Glasflaschen und Steinen, die sie aus Gehwegplatten heraus gebrochen hatten, an.

Zwei Beamte wurden dabei zu Boden gerissen. Auf sie wurde eingeschlagen und -getreten. Erst viele Minuten später erreichten rund 30 Streifenwagenbesatzungen den Tatort und nahmen 16 Schläger im Alter von 15 bis 32 Jahren fest. Ein Großteil davon ist laut Polizei in der Vergangenheit wegen mehrerer Delikte aufgefallen. Nach dem Haupttäter, der den 46 Jahre alten Polizisten lebensgefährlich verletzt hat, wird gefahndet.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) reagierte entsetzt auf den Angriff: „Wieder einmal sind Polizeibeamte, die anderen Menschen helfen wollten, schwer verletzt worden, weil in dieser Gesellschaft Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber unseren Einsatzkräften zunehmend verharmlost werden.“ Der Vorfall in Neugraben belege einmal mehr die Notwendigkeit der von der Innenministerkonferenz beschlossenen Strafverschärfung für Gewalttaten gegen Polizeibeamte.