30 Prozent mehr Angriffe auf Schutzleute seit 1999
Gewalt gegen Polizisten, aber auch gegen Rettungskräfte der Feuerwehr oder des Deutschen Roten Kreuzes gehören längst zum Alltag. Laut einer bundesweiten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) gab fast jeder der befragten 22 500 Polizisten an, im Laufe des vergangenen Jahres mindestens einmal im Dienst bepöbelt oder beleidigt worden zu sein. Die Hälfte berichtet zudem von Stößen, Schubsern, von Festhalten und Zerren.
In Hamburg ist die Zahl der Angriffe auf Polizisten seit 1999 um 30 Prozent gestiegen. Jeder Zweite der mehr als 700 Bereitschaftspolizisten ist in den letzten sechs Jahren mindestens einmal verletzt worden. Insbesondere bei Festnahmen kam es der KFN-Studie zufolge zu Attacken mit längerfristigen Folgen für die Gesundheit der Polizisten. Jede vierte Verletzung soll in diesen Situationen zustande gekommen sein. Auch Streitereien im öffentlichen Raum endeten oft mit Schlägen gegen Beamte.
Ein Schauplatz der Gewalt gegen Polizisten ist insbesondere das Schanzenviertel, in dem sich Jahr für Jahr zum 1. Mai oder nach dem Schanzenfest gewalttätige Jugendliche und Heranwachsende treffen und gegen die Hundertschaften der Polizei anlaufen. Eine politische Botschaft versteckt sich hinter den immer gewalttätigen Krawallen schon lange nicht mehr. Längst wehren sich selbst Altlinke gegen die Schar der sogenannten "gewalterlebnisorientierten Jugendlichen".
Doch auch aus der linksextremen Szene sind verstärkt Attacken auf Polizisten zu verzeichnen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist der Angriff auf die Polizeiwache 16 an der Lerchenstraße: Als "einen Mordversuch", "eine Attacke auf Leib und Leben" bezeichnete die Polizeiführung den Anschlag Anfang Dezember 2009, als Vermummte erst die Eingangstür verriegelten und dann versuchten, die Wache anzuzünden.
Doch es sind nicht die vorhersagbaren Ereignisse, wie das benannte Schanzenfest oder Ausschreitungen nach Fußballspielen, zu denen die Polizisten in Vollmontur erscheinen, es sind die alltäglichen, die "normalen" Fälle, in denen Polizisten in Gefahr geraten, wie Beispiele zeigen: So wurden Ende Dezember vier Polizisten verletzt, als sie einen Drogendealer in ein Lokal auf St. Pauli verfolgten und Gäste sie angriffen. Einen Monat zuvor war ein 27-jähriger Polizist schwer verletzt worden , als ihn ein Wagen nach einer Kontrolle 300 Meter weit mitschleifte.