Einer der somalischen Piraten, die den Hamburger Frachter “Taipan“ überfielen, soll auf die Brücke des Schiffes gezielt haben.

Hamburg. Beim Überfall auf den Hamburger Frachter "Taipan“ soll ein angeblich 13-jähriger mutmaßlicher Pirat laut Zeugenaussagen mit einer Panzerfaust geschossen haben. Das berichtete ein niederländischer Marinesoldat am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht. Er hatte nach der Befreiung des Frachters im April 2010 an Bord die Beweise aufgenommen.

Ein Besatzungsmitglied habe den Jungen auf Fotos "ganz sicher“ als den Schützen identifiziert, sagte der Soldat. Der Augenzeuge habe gesehen, wie der mutmaßliche Pirat die Panzerfaust schulterte und auf die Brücke des Schiffes zielte. Er selbst habe sich nur durch einen beherzten Sprung vor der Granate retten können. Das Geschoss soll durch ein Fenster gegangen und im Meer gelandet sein. Zu einer Explosion an Bord kam es deshalb nicht. Der Augenzeuge aus Sri Lanka konnte bislang nicht vor dem Hamburger Gericht aussagen.

Misshandlungsvorwürfe seitens eines der mutmaßlichen Piraten wies der niederländische Marinesoldat zurück. "Jeder wurde mit Respekt behandelt“, erklärte er. Im Januar hatte ein 24 Jahre alter Angeklagter vor Gericht behauptet, er sei bei der Befragung durch die niederländische Marine nackt auf einen Stuhl gefesselt worden. "Das ist niemals passiert“, entgegnete der Soldat am Mittwoch. Die mutmaßlichen Piraten hätten freiwillige Erklärungen abgegeben. Zu Misshandlungen sei es dabei nicht gekommen.

Ein niederländisches Einsatzkommando hatte das Hamburger Containerschiff "Taipan“ nach einem Überfall im April 2010 vor Somalia befreit und die mutmaßlichen Piraten überwältigt. Die Tatverdächtigen wurden anschließend an Bord der niederländischen Fregatte "Trompe“ gebracht, wo auch die Befragung wenige Tage später stattgefunden haben soll. Dabei habe man sich immer an die Bestimmungen der Menschenrechtskonvention gehalten, sagte der Soldat im Zeugenstand. Nur in Ausnahmefällen, wenn die Tatverdächtigen die Wachleute bespuckten oder mit Essen bewarfen, habe man sie mit einer Hand an einen Stuhl gebunden. Ob die Aussagen der Angeklagten vor Gericht verwertet werden können, hat die Kammer noch nicht abschließend entschieden

Die zehn mutmaßlichen somalischen Piraten müssen sich wegen Gefährdung des Seeverkehrs und erpresserischen Menschenraubs vor dem Landgericht der Hansestadt verantworten. Der Prozess wird am 21. März fortgesetzt.