Zehn Wagen gehen wenige Stunden vor der Innenministerkonferenz in Flammen auf. Linke Gruppen rufen zu Demos gegen das Treffen auf.

Hamburg. Die 200 Fahnder waren ganz in der Nähe. Doch am Ende waren sie zu weit weg, um die Brandstifter zu stellen. Erneut haben Unbekannte in Hamburg zehn Autos angezündet. Diesmal traf es Bürger in Eidelstedt und Bramfeld. Als die Beamten der Fahndungsgruppe "Florian", die jede Nacht auf Hamburgs Straßen unterwegs ist, in der Nähe der Tatorte suchten, waren die Täter bereits auf der Flucht.


+++ Innenministerkonferenz: Rowdys, Rockerkrieg und Rahmenprogramm +++

Es waren die mittlerweile typischen Knallgeräusche zerplatzender Reifen, die die Anwohner an den Straßen Bussardweg, Turmfalkweg und Uhuweg in Eidelstedt am Mittwoch um drei Uhr aus ihrem Schlaf rissen. Die kleinen Straßen am Rande des Niendorfer Geheges führen ineinander. Fünf Autos standen in Flammen, darunter Marken wie VW, BMW, Ford und Audi. Während Feuerwehrleute die brennenden Fahrzeuge löschten, kreiste der Polizeihubschrauber über dem Tatort, um nach den flüchtenden Tätern zu suchen. Sofort fuhren auch Beamte der vor zwei Wochen auf 200 Kräfte verdoppelten Fahndungsgruppe zum Tatort. Und tatsächlich vermeldeten sie kurz darauf zunächst einen Erfolg. Ein 21 Jahre alter Student in dunkler Kleidung geriet im Niendorfer Gehege in das Fahndungsnetz.

Bei der Vernehmung gab er an, sich mit Freunden getroffen zu haben. Nach der Überprüfung seiner Angaben stellte sich heraus, dass er die Wahrheit sagte. "Er war offenbar nur zur falschen Zeit am falschen Platz", sagte ein enttäuschter Ermittler. Um 3.41 Uhr gingen Notrufe aus der Straße Am Ehrenmal in Bramfeld bei Polizei und Feuerwehr ein. Auch dort brannten fünf Wagen. Unter ihnen ein Transporter eines Kurierfahrers für DHL. Auch ein Audi-Mietwagen von Europcar stand in Flammen. Dennoch glaubt die Polizei nicht, dass sich die Anschläge gegen die beiden Konzerne richten.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

"Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Tätern um die Gruppe handelt, die bereits seit Mitte März derartige Taten begeht", sagte Polizeisprecher Ralf Meyer. Dieser Gruppe gehe es um Vandalismus. Meyer kündigte an, dass die Polizei weiter an ihrer Taktik festhalten werde. "Wir waren jetzt schon nah an den Tätern dran. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie fassen." Für Hinweise, die zur Ergreifung der Brandstifter führen, hat die Polizei 20.000 Euro ausgesetzt. Hinweise telefonisch an 428 65 67 89. Seit Jahresbeginn sind etwa 140 Autos in Flammen aufgegangen.

Anders als bei dem Säureanschlag auf die Polizei-Außenwache in Rissen am Wochenende liegen für die Brände der Nacht zum Mittwoch noch keine Bekennerschreiben vor, die Bezug auf die Innenministerkonferenz heute und morgen genommen haben. Bei ihrem Treffen sprechen die Politiker auch über die Bekämpfung des Linksextremismus. Zuletzt waren Straftaten aus dieser Szene regelrecht explodiert.

Nach Abendblatt-Informationen hat die Polizei allein für die Zeit der Tagung noch 20 weitere Polizisten für die Fahndung nach den Brandstiftern abgestellt. Die insgesamt 220 Beamten sollen eine Blamage verhindern: brennende Autos, während der Bundesinnenminister und seine Länderkollegen über die Sicherheit beraten. Zu den 220 kommen mehrere Hundert Polizisten für den Schutz der Politiker. Denn in Internet-Foren wird seit geraumer Zeit gegen das Treffen mobilisiert. Das Motto der Extremisten: "Hamburg unsicher machen. IMK versenken."

Während die Innenminister heute Vormittag zunächst getrennt nach Unions- und SPD-regierten Ländern im mit rund 120 Polizisten bewachten Elysée-Hotel tagen werden, haben Demonstranten zum Protest vor der Ausländerbehörde an der Amsinckstraße aufgerufen. Für morgen ist eine Kundgebung gegen die Innenministerkonferenz in der Innenstadt angemeldet worden. Der Veranstalter aus der Roten Flora hat 150 Teilnehmer angekündigt.