Hamburg. Dramatisch: Maßnahme der Kita zeigt, wie schwierig die Lage im Stadtteil ist. Nun gibt es konkrete Vorschläge zum besseren Kinderschutz.

Seit vielen Monaten beschweren sich Anwohner und Gastronomen in St. Georg über die aus ihrer Sicht aus dem Ruder laufende Situation in dem Stadtteil am Hauptbahnhof. Weil mehr Drogenabhängige und Obdachlose in dem Stadtteil präsent sind, ist zuletzt auch die Situation für Kinder immer unangenehmer und bisweilen bedrohlich geworden, wie jüngst eine Mutter im Abendblatt berichtete.

Kürzlich sah sich nun eine ansässige Kita zu einer außergewöhnlichen Maßnahme des Selbstschutzes genötigt: Die Einrichtung in der Greifswalder Straße schützt sich nun mit Natodraht auf dem Zaun. Die CDU hat den Vorgang jetzt zum Anlass für einen Bürgerschaftsantrag genommen, in dem sie einen deutlich besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen in St. Georg fordert.

Natodraht vor Kita in St. Georg: Kinder sollen geschützt werden

„Über die unhaltbaren Zustände in St. Georg, die das Wohl und die Sicherheit unserer Kinder in akute Gefahr bringen, bin ich zutiefst besorgt“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering dem Abendblatt. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Kinder auf dem Weg zur Kita oder zur Schule in der Nähe zum Hauptbahnhof mit den Folgen von Kriminalität und Drogenmissbrauch konfrontiert werden.“

Die jüngsten Entwicklungen wie eben der Einsatz von Natostacheldraht auf dem Gelände der Kita Greifswalder Straße zeigten „das Ausmaß der Gefährdung auf erschreckende Weise“, so Thering. „Dies sind Notmaßnahmen, die es in Hamburg eigentlich nicht geben sollte.“

Elend in St. Georg: „Senat hat es versäumt, rechtzeitig zu handeln“

Der rot-grüne Senat habe es versäumt, rechtzeitig und wirksam zu handeln, „um diese bedrohlichen Zustände abzuwenden“, sagte Thering. „Dass Drogenabhängige sich ungehindert Zugang zu Kita-Geländen verschaffen und dort blutige Spritzen hinterlassen können, ist ein untragbarer Zustand.“

Die CDU fordert den Senat daher in einem jetzt eingereichten Bürgerschaftsantrag auf, „sofortige Maßnahmen zum Schutz unserer Kinder zu ergreifen“. Es sei „höchste Zeit, dass der Senat seiner Verantwortung gerecht wird und konkrete Maßnahmen umsetzt, um die Sicherheit unserer Kinder zu gewährleisten“, so Thering. „Nur so können wir ein sicheres Umfeld für unsere Jüngsten schaffen und ihnen eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen.“

Drogen Hamburg: Hoffnungen ruhen auch auf einer neuen Einrichtung im Münzviertel

In dem Bürgerschaftsantrag wird der Senat aufgefordert, „im direkten Umfeld von Kitas und Schulen in St. Georg verstärkte Kontrollen durch Bezirksamtsmitarbeiter und Polizei durchzuführen und (temporären) Videoschutz zu installieren“. Zudem müsse die Stadt „für und mit betroffenen Kitas und Schulen in St. Georg ein Schutzkonzept entwickeln, damit Kinder wieder sicher sind“, und es müsse ein „Beratungsangebot für besorgte Eltern, Kita-Mitarbeiter und Lehrkräfte“ eingerichtet werden.

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Hoffnungen im Bezirk Mitte und im Senat auf eine Verbesserung der Situation richteten sich zuletzt auf die Einweihung einer neuen Einrichtung im Münzviertel im kommenden Jahr. In einem siebenstöckigen Gebäude an der Repsoldstraße 27 sollen im Januar oder Februar zunächst 30 Übernachtungsplätze für Drogenkranke, Obdachlose und Menschen mit psychischen Erkrankungen entstehen. Viele der teils verwahrlosten und in großer Not auf den Straßen von St. Georg lebenden Menschen gehören zu allen drei Gruppen gleichzeitig.

Alkoholiker in St. Georg: Trinkerraum soll nicht in das neue Gebäude einziehen

Zusätzlich soll es eine psychiatrische Ambulanz und weitere Beratungsangebote geben. Im besten Fall entspannt sich durch das neue Angebot die Situation im gesamten Stadtteil. Ein etwa von Ex-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) geforderter Trinkerraum für Alkoholkranke soll aber in der Repsoldstraße nicht eingerichtet werden, wie die Sozialbehörde kürzlich betonte.