Hamburg. Von wegen besinnlich: Notaufnahmen in Hamburg bereiten sich auf Ansturm vor. Weihnachten gibt es verdorbene Mägen, Silvester Drogenexzesse.

Wenn Weihnachten beginnt, dann wird es für die meisten Menschen nach dem Trubel der Vorbereitungen endlich festlich-besinnlich. Das gilt allerdings nicht für die Notaufnahmen der Kliniken in Hamburg – im Gegenteil. Hier beginnt die Arbeit so richtig. So bereiten sich die Notaufnahmen auf den jährlichen Ansturm vor.

Zu Weihnachten und Silvester werden in der Notaufnahme der Schön Klinik Hamburg-Eilbek täglich 30 bis 40 Menschen mehr als an anderen Tagen behandelt, sagte die Chefärztin des Zentrums für Notfall- und Akutmedizin, Gabriele Groth, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Besonders die zunehmenden Drogenexzesse zu Silvester machen ihr Sorgen.

Festtage in der Notaufnahme: zugedröhnte Patienten, abgerissene Finger

Zu Weihnachten kommen viele Menschen mit Magenverstimmungen oder Verbrennungen in die Notaufnahme. Nicht jeder verträgt den üppigen Braten, und echte Kerzen am Baum sind eine Gefahrenquelle. Auch Verbrennungen sollten Menschen immer sofort im Krankenhaus behandeln lassen, rät Groth. Habe ein Mensch sich aber am Gänsebraten überfuttert, könne er sich zunächst mit einer Wärmflasche aufs Sofa legen und abwarten. Wer beim Feiern ein Glas zu viel getrunken hat, könne sich auch erst mal zu Hause übergeben. „Natürlich kann man immer zu uns kommen, wenn man unsicher ist. Aber Wartezeiten sollte man einkalkulieren. Schwerkranke gehen nun mal vor“, erläutert Groth.

Gab es früher zu Silvester vor allem Menschen mit Alkoholvergiftung, spielen mittlerweile viele andere Drogen eine große Rolle. So seien unter anderem Cannabis und Kokain sehr beliebt. Manche Menschen seien so zugedröhnt, dass sie erst am nächsten Tag bemerken, dass sie sich beim Feuerwerk einen Finger weggeböllert haben. „Das ist wirklich schlimm“, sagt die Notfallmedizinerin.

Notaufnahme in Hamburg: Klinikmitarbeiter bekommen Selbstverteidigungskurse

Auch die Fachgesellschaften für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) rufen zum achtsamen Feuerwerken auf. In der vergangenen Silvesternacht mussten die Feuerwehr-Rettungswagen in Hamburg 66 Verletzungen mit Feuerwerkskörpern versorgen. Einem 34-jährigen Mann wurden alle Finger der linken Hand amputiert, nachdem ein Böller in seiner Hand explodiert war.

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Für das Krankenhauspersonal würden diese Patienten zur Herausforderung. Mit dem Konsum von Drogen sinkt die Hemmschwelle. Viele Leute zögen ihre Kleidung aus, platzten in die Reanimationsräume, schrien und griffen die Beschäftigten sogar körperlich an, weil sie ihrer Meinung nach zu lange warten müssen, berichtet Groth. Erst kürzlich habe ein Patient einen Motorradhelm nach ihr geworfen. „Bis zu einem gewissen Grad sind wir das gewohnt, aber Gewalt in Krankenhäusern nimmt in großen Städten wie Hamburg zu“, betont Groth. Das geht so weit, dass im kommenden Jahr allen Beschäftigten der Schön Klinik in Eilbek Selbstverteidigungskurse angeboten werden.

Zu Silvester behandeln die Beschäftigten zudem viele chirurgische Fälle. „Die Anzahl hängt oft mit der Qualität der Böller zusammen, die gerade auf dem Markt sind“, sagt Groth. Das merkt das Klinikpersonal schon einige Tage vorher, wenn die Böller in den Verkauf gehen. „Behandeln wir vor dem Jahreswechsel bereits viele Böllerverletzungen, stocken wir den Dienstplan zu Silvester entsprechend auf.“

Auch die Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung haben in Hamburg über die Feiertage ihre Öffnungszeiten erweitert. So öffnet

  • die Notfallpraxis Altona, Stresemannstraße 54: am 23.12. von 16-22 Uhr, am 24., 25., 26.12. jeweils von 9-22 Uhr, am 27.12. und 30.12. jeweils von 16-22 Uhr, am 28., 29., 31.12. und am 1.1. jeweils von 9-22 Uhr;
  • das Bundeswehrkrankenhaus, Lesserstraße 180: am 23.12. von 16-0 Uhr, am 24., 25., 26.12. von 8-0 Uhr, am 27.12. und 30.12. jeweils von 16-0 Uhr, am 28., 29. und 31.12. sowie am 1.1. von 8-0 Uhr;
  • das AK Harburg, Eißendorfer Pferdeweg: am 23.12. von 16-0 Uhr, am 24., 25., 26.12. von 8-0 Uhr, am 27.12. und 30.12. von 16-0 Uhr, am 28.12., 29.12., 31.12. und 1.1. von 8-0 Uhr;
  • das UKE, Martinistraße 52: am 23.12. von 18-0 Uhr, am 24., 25., 26.12. von 8-0 Uhr, am 27.12. von 17-0 Uhr, am 28., 29.12. und 31.12. sowie 1.1. von 8-0 Uhr, am 30.12. von 18-0 Uhr.

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Die Notfalleinrichtungen der KV Hamburg gehören zum „Arztruf Hamburg“ und bieten allgemeine ärztliche Versorgung außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten, in den Abendstunden, an Wochenenden und Feiertagen. Bei einer lebensbedrohlichen Erkrankung sollte man immer sofort den Rettungsdienst 112 wählen. Die Services des „Arztruf Hamburg“ sind auch unter www.arztruf-hamburg.de zu finden. mit epd