Hamburg. Nahe des Drob Inns ist neues Zentrum für Drogensüchtige geplant. Was es bieten wird – und was nicht. Umgestaltung am Drob Inn geht weiter.

  • Viele Drogensüchtige und Obdachlose: Hauptbahnhof Hamburg ist stark belastet
  • Anfang kommenden Jahres sollen 30 Einzelzimmer an der Repsoldstraße bereitstehen – auch um das Drob Inn zu entlasten. Ein „Gamechanger in der Drogenhilfe“
  • Unwirtlicher August-Bebel-Park wird weiter umgestaltet

Wenn die Temperaturen nachts in Richtung Nullpunkt sinken, ist das für die meisten ungemütlich. Für Menschen, die in einer Drogensucht und daraus resultierend oftmals Wohnungslosigkeit gefangen sind, sind eisige Temperaturen hingegen lebensbedrohlich. Allein rund um den Hamburger Hauptbahnhof halten sich nach Schätzungen der dortigen Sozialraumläufer rund 300 bis 400 Menschen auf, die sich in einer solch ernsten Problemlage befinden.

Einige von ihnen dürften schon bald von einem warmen, trockenen, sauberen Schlafplatz profitieren. 30 Einzelzimmer für diese Klientel sollen Anfang kommenden Jahres an der Repsoldstraße 27 bereitstehen. Ursprünglich war eine Eröffnung noch in diesem Jahr geplant. In dem Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Drogenkonsumraum Drob Inn soll aber noch mehr passieren. Demnächst entstehen an der Adresse auf sieben Etagen und insgesamt 6500 Quadratmetern diverse Hilfsangebote insbesondere für Schwerstabhängige.

Tim Angerer, Staatsrat der Sozialbehörde, betont: „Hier stehen zwei Ziele gleichrangig nebeneinander: Menschen zu helfen und den Sozialraum zu entlasten.“

Nahe Hauptbahnhof Hamburg: Zentrum für Süchtige auf sieben Etagen geplant

Die Stadt hatte es schon lange auf die Repsoldstraße 27 abgesehen, sagt die Staatsrätin der Sozialbehörde, Petra Lotzkat: „Das ist ein Objekt, an dem wir vier Jahre lang dran waren. Schon einmal sind wir überboten worden, am Anfang des Jahres ergab sich dann eine zweite Chance, und wir haben zugegriffen.“

Das war im April. Damals sicherte sich die städtische Gesellschaft Fördern & Wohnen das gesamte Gebäude für geschätzt 19 Millionen Euro. Seitdem ist auf den ehemaligen Büroflächen noch nicht allzu viel passiert. Noch bis Anfang kommenden Jahres laufen Ausschreibungen, aus denen sich das Nutzungskonzept ergeben soll.

Hamburg: Neben Drob Inn entstehen Hilfsangebote auf 6500 Quadratmetern

Ein paar Dinge stehen aber schon fest. Von Januar oder Februar an soll es hier 30 Übernachtungsplätze in Einzelzimmern geben, perspektivisch auch weitere, beispielsweise speziell für Frauen. Sicher geplant ist zudem, dass im zweiten Quartal 2025 eine psychiatrische Ambulanz einzieht, sagt Staatsrätin Lotzkat. Das erste Personal, das hier seine Arbeit aufnimmt, stellt das Drob Inn.

Ein detailliertes Konzept für das gesamte Gebäude sei noch im Entstehen begriffen und werde von spezialisierten Planungsbüros begleitet, heißt es aus der Behörde. Die Einrichtung werde in allererster Linie für Menschen geschaffen, deren Schwierigkeiten aus Drogensucht und Obdachlosigkeit sowie psychiatrischen Problemen beziehungsweise Kombinationen daraus resultieren.

Trinkraum Repsoldstrasse
An der Repsoldstraße 27 entsteht ein großes neues Zentrum für drogenabhängige und obdachlose Menschen. Das ehemalige Bürogebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Drogenkonsumraum Drob Inn und dem Hauptbahnhof Hamburg. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Hamburg Hauptbahnhof: „Es braucht keinen weiteren Konsumraum in Bahnhofsnähe“

Die Staatsräte Lotzkat und Angerer aus der Sozialbehörde, die mit dem Thema betraut sind, wissen allerdings schon, was an der Repsoldstraße definitiv nicht einziehen soll: nämlich ein weiterer Drogenkonsumraum. „Aus dem Drob Inn heißt es, der Konsumraum könne noch Menschen aufnehmen“, erzählt Angerer. „Es braucht also keinen weiteren Konsumraum in Bahnhofsnähe.“

Entgegen einiger Gerüchte sei auch kein Trinkraum geplant. Befürworter einer solchen Idee hatten argumentiert, dass ein Trinkraum die Situation am Hansaplatz, wo sich allabendlich viele Alkoholkonsumenten sammeln, entlasten könnte. Gegner befürchteten, dass ein Zusammentreffen der Alkohol- und anderen Drogensüchtigen zu Spannungen im Umfeld des Drob Inn führen würde.

„Diese Diskussion um einen Trinkerraum gibt es schon seit Jahren“, berichtet Lotzkat. „Allerdings muss ich sagen, wir kennen da bisher kein Modell, was funktioniert. Außerdem: Die Strategie für die Arbeit an der Repsoldstraße heißt ,Lebenslagen-Veränderung‘. Wir wollen die Menschen in dem, was sie tun, nicht stabilisieren. Stattdessen wollen wir Angebote schaffen, um aus diesen Lebenslagen herauszukommen.“

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Repsoldstraße 27 soll zum „Gamechanger in der Drogenhilfe“ werden

Das neue Hilfezentrum an der Repsoldstraße könne „ein echter Gamechanger sein in der Drogenhilfe“, sagt die Staatsrätin, und Kollege Angerer führt aus: „Wir wollen hier auch einen ,Halte-Effekt‘ erreichen. Die Menschen sollen an der Repsoldstraße andocken, um sie dann in weitere Hilfen zu bekommen. Da sind zum Beispiel Beratungen oder Beschäftigungstherapien denkbar.“

Priorität haben für die Sozialbehörde aber die Schaffung von Notübernachtungsplätzen und Angeboten zur Überlebenshilfe sowie (psychiatrische) Versorgungsleistungen. Als weitere mögliche Hilfsangebote bringt die Sozialbehörde eine ganze Reihe von Ideen ins Gespräch: darunter eine Kleiderkammer, die in Kooperation mit Hanseatic Help betrieben werden könnte, ein Café sowie Werkstätten und Ateliers für therapeutische Beschäftigungsangebote. Aber all das ist noch Zukunftsmusik.

Mehr Verelendung? Sozialbehörde rechnet nicht mit Pull-Effekten

Den Vorwurf von Kritikern, dass die Einrichtung für mehr Verelendung sorgen und die Zahl der suchtkranken Menschen im Viertel wachsen werde, weist Angerer zurück. „Ich schätze die von manchen befürchteten Pull-Effekte als eher gering ein“, sagt er.

Stattdessen dürfte das Zentrum dem Quartier zugutekommen, sagt er, denn bisher fehle ein Raum, der stark drogenabhängige und obdachlose Menschen aus dem Stadtbild holt und so den öffentlichen Raum sichtbar entlastet. Zu den Chancen, die die Einrichtung bietet, gehört laut Sozialbehörde auch eine bessere Übersicht über die Klientel.

Drob Inn und Hauptbahnhof: Umgestaltungen und mehr Beleuchtung geplant

Mit dem neuen Hilfezentrum an der Repsoldstraße gehe auch einher, sich „Wegebeziehungen“ genauer anzusehen, sagt Staatsrat Angerer. Inwiefern muss die Umgebung an das Zentrum angepasst werden, zum Beispiel um die Nachbarn zu entlasten? Dazu zählen das Museum für Kunst und Gewerbe oder die Gewerkschaften am Besenbinderhof. Geplant sei unter anderem, die Beleuchtung anzupassen. So soll es in der Tunnelunterführung zum Münzviertel künftig mehr Licht geben. Auch ist eine Verkehrsberuhigung der Repsoldstraße im Gespräch.

Ein Beispiel dafür, wie die Umgebungs-Umgestaltung funktionieren kann, ist der bislang eher unwirtliche August-Bebel-Park. Der ist gerade in „Renovierung“ begriffen: Im vorderen Bereich, zur Kurt-Schumacher-Allee hin werden Bäume gepflanzt. Des Weiteren soll es neue Sitz- und schattenspendende Elemente geben sowie eine bessere Beleuchtung. Im hinteren Bereich des Parks wird nach der Kälteperiode ein spezieller, sogenannter Kopenhagener Asphalt aufgebracht, der besonders gut zu reinigen ist.